Verdingkinder: Schweiz kein Einzelfall

7. Juni 2013

Wie Verdingkinder bis in die 60er Jahre, arbeiten noch heute viele Kinder unter unmenschlichen Bedingungen

Kinder in Indien suchen im Abfall nach Gegenständen, die noch weiterverkauft werden können.

Die Verdingung ist ein dunkles Kapitel der Geschichte der Schweiz, unlängst durch die offizielle Entschuldigung des Bundesrats wieder hervorgeholt. Was hierzulande teilweise bis in die 60er Jahre praktiziert wurde, ist in anderen Ländern leider heute noch Realität.

Von Fremdplatzierung, oder so genannten fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, waren in der Schweiz Schätzungen zufolge etwa 500 000 Kinder betroffen. In den neuen Haushalten galten die Verdingkinder als billige Arbeitskräfte und wurden oft auch missbraucht und misshandelt. Werner Rolli ist ein ehemaliges Verdingkind. Er erinnert sich: „Tief eingeprägt hat sich mir aus dieser Zeit der Tenor du kannst nichts, du bist nichts, aus dir wird nichts". Er sei vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen von seinen Eltern zu einem Bauern verdingt worden. In anderen Ländern müssen noch heute Kinder in Fabriken an gefährlichen Maschinen, mit Chemikalien und Pestiziden in der Landwirtschaft oder in Minen arbeiten.

150 Millionen Kinder noch heute betroffen
Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit fordert World Vision, dass die weltweit über 150 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren, die zum Arbeiten gezwungen werden, vor der historischen Vergangenheit der Schweiz nicht in Vergessenheit geraten.

Zu den Ländern mit einer hohen Kinderarbeitsquote gehören beispielsweise Indien und Bangladesch. In beiden Staaten muss fast jedes achte Kind zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten. Meist in der Textilindustrie und oft in Fabriken, die teils gravierende Sicherheitsmängel und Gesundheitsrisiken aufweisen.

„Indien und Bangladesch weisen im Vergleich zu anderen Staaten eine eher ländliche Struktur auf, was beweist, dass Kinderarbeit keineswegs nur auf die städtische Wohnsituation zurückgeführt werden kann“, erklärt Martin Suhr, Leiter Internationale Programme bei World Vision Schweiz. Zum Vergleich: 74 Prozent der Schweizer Bevölkerung wohnte bis Ende 2011 in eher städtischen Gebieten.

Auffang- und Ausbildungszentren helfen
In Kolkata, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Westbengalen, leben über vier Millionen Menschen. Unzählige Kinder sammeln Müll, putzen Schuhe oder arbeiten in Fabriken. World Vision Schweiz hilft seit 1996 vor Ort und betreibt Auffangzentren sowie ein Ausbildungszentrum. Dort werden Strassenkinder und Kinder ohne Familie betreut und verpflegt. Sie werden schulisch und persönlich gefördert und können sich beruflich bilden.

Auch Werner Rolli ist davon überzeugt, dass es konkrete Massnahmen gegen Kinderarbeit und für Kinderrechte braucht: „Da, wo die Türen offen sind, sollten die verschiedenen Organisationen sich einbringen, um Kindern eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen. Denn jedes herausgelöste und bewahrte Kind ist eines weniger im Armutselend dieser Welt.“

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