Während sich die Staats- und Regierungschefs zur COP30 (10. bis 21.11.2025 In Belém, Brasilien) versammeln, warnt eine neue Analyse von World Vision, dass Regierungen weltweit Hunger und Mangelernährung bei Kindern in ihren nationalen Klimastrategien kaum berücksichtigen – und damit das Leben von Millionen Menschen gefährden.
Der heute veröffentlichte „Hungry Futures Index“ von World Vision untersucht 84 Klimapläne (NDCs und NAPs) darauf, wie Staaten Hunger und Ernährungssicherheit im Kontext der Klimakrise behandeln. Das Ergebnis ist alarmierend: Weniger als 20 % erwähnen Kinderhunger, noch weniger Kinderunterernährung oder entsprechende Budgetmittel.
Zwar greifen einige Länder das Thema auf, doch kaum eines stellt gezielte Finanzmittel bereit. Das globale Ernährungssystem versagt weiterhin für Milliarden Menschen – besonders für die ärmsten und verletzlichsten. Bereits heute können 2.6 Milliarden Menschen – fast ein Drittel der Weltbevölkerung – sich keine gesunde Ernährung leisten. Mit zunehmender Erderwärmung wird diese Zahl weiter steigen.
Auch Kinderrechte kommen zu kurz: Obwohl das Pariser Abkommen Kinder als „Agents of Change“ anerkennt, erwähnen nur 58 % der Klimapläne (49 insgesamt) die Beteiligung von Kindern an klimapolitischen Entscheidungen. Nur zwei Länder – Tschad und Kambodscha – verpflichten sich ausdrücklich zu echter Kinderbeteiligung.
„Wenn Kinder in Daten, Budgets und Strategien unsichtbar bleiben, bleiben sie auch unsichtbar in den Lösungen, die ihr Leben prägen“, sagt Kate Shaw, Senior Advisor bei World Vision. „Wir treten in ein Zeitalter der hungrigen Zukunft ein. Kinder stehen an vorderster Front der Klimakrise – doch ihre Bedürfnisse und Stimmen fehlen in den weltweiten Klimaplänen fast vollständig. Wenn Regierungen jetzt nicht handeln, werden Hunger und Mangelernährung dramatisch zunehmen – mit verheerenden Folgen für die nächste Generation.“
2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – die globale Temperatur lag über 1.5 °C über dem vorindustriellen Niveau. Bereits jetzt leben eine Milliarde Kinder in Gebieten mit hohem Risiko durch klimabedingte Gefahren wie Luftverschmutzung, Wasserknappheit, Hitzestress und Krankheiten. Ohne entschlossenes Handeln könnte Hunger und Unterernährung bis 2050 um 20 % zunehmen.
World Vision fordert die Regierungen, die an der COP30 in Brasilien teilnehmen, auf, Kinderhunger und Ernährungssicherheit als zentrale Themen in der globalen Klimaagenda zu verankern – mit konkreten, finanzierten und messbaren Massnahmen in den überarbeiteten Klimaplänen.
„COP30 muss ein Wendepunkt werden“, so Shaw. „Kinder dürfen in der Klimapolitik keine Randnotiz sein – sie müssen im Zentrum stehen.“
Hinweise für Redaktionen
- NDCs: Nationally Determined Contributions legen die nationalen Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Rahmen des Pariser Abkommens fest.
- NAPs: National Adaptation Plans beschreiben, wie Länder sich an die Folgen des Klimawandels anpassen und ihre Widerstandsfähigkeit stärken wollen.
- Der Hungry Futures Index analysierte 84 NDCs und NAPs (einschliesslich der Europäischen Union).
- Datengrundlagen und Methodik: wvi.org/hungry-futures-index
Ansprechperson für Medienschaffende
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World Vision Schweiz und Liechtenstein ist Teil einer der weltweit grössten Kinderhilfsorganisationen. Seit über 75 Jahren setzen wir uns – gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften – dafür ein, dass die am stärksten benachteiligten Kinder Schutz, Perspektiven und faire Chancen erhalten. Unsere Arbeit ist inspiriert von christlichen Werten wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Mitgefühl.