Mit dem Slalomboard über den San Bernardino fahren? Was für den „Normalbrüger“ nach einem phantastischen Vorhaben klingt, haben zwei sportbegeisterte Jugendliche aus Amriswil vor wenigen Wochen in die Tat umgesetzt. Dabei haben die Zwillinge Micha und Silvan Keller (17) nicht einfach nur eine wahnsinnige Leistung erbracht, sondern auch noch für die Hungernden in der Sahelzone gesammelt.
Seit gut einem Jahr leiden die Menschen in der Sahelzone. Zuerst machte eine extreme Dürreperiode die Ernten der Menschen in Niger, Mali, Mauretanien, Senegal und im Tschad zunichte, dann überfluteten starke Regenfälle das ausgedörrte Land. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen im Sahel binnen des Jahres in unerschwingliche Höhen. Gerade die Schwächsten – kleine Kinder, Ältere und Schwangere leiden nach wie vor unter der prekären Situation.
Die Krise im Sahel haben auch Micha und Silvan verfolgt und beschlossen den Menschen dort gemeinsam mit World Vision zu helfen: „Wir wollten etwas erleben und uns gleichzeitig für eine gute Sache einsetzen“, erklärt Silvan die Beweggründe. „Die Hungersnot im Sahel war brandaktuell. Und Hungersnöte sind ein Thema, dass wir alle immer beachten sollten“, meint er.
Die Motivation zum Weiterfahren waren die Kinder in Not
Schon wenig später fanden die beiden motivierten Zwillinge erste Befürworter für ihre Aktion: Verwandte, Bekannte und Gemeindemitglieder wollten sie unterstützen und spenden. Ein selbst gedrehtes Video zur Reisevorbereitung erregte zusätzliche Aufmerksamkeit. Ihre Anfangsmotivation wurde auch nach dem ersten Reisetag nicht getrübt, als die Jungs unter einer Brücke campieren mussten. Die Reise für Kinder in Not führte sie weiter nach Nufenen, das Slalomboard stets unter den Füssen.
Die Motivation zum Weiterfahren waren die Kinder in Not. Das hätten sie sich immer wieder vorgesagt, wenn sich die Kraft zu Ende neigte. Mit Erfolg: Der dritte Reisetag führte sie endlich auf den San Bernardino. Bei den steilsten Abschnitten des Aufstiegs hätten sie laufen müssen, erinnern sie sich. Die Abfahrt auf der Südseite entschädigte beide dafür am letzten Tourtag. Bis kurz vor Locarno, wo Micha und Silvan langsam realisierten, dass sie am Ziel ihrer Reise angekommen sind: „Wir waren am letzten Tag ziemlich ausgepumpt. Im Vordergrund stand aber immer das Wissen, dass mit der Aktion nun Kindern in Not geholfen wird.“
Insgesamt haben die Beiden 308 Kilometer zurückgelegt und mit der Aktion rund 6‘000 Franken gesammelt. Die Spende verwendet World Vision für die Nothilfe in den Ländern der Sahelzone. Dazu zählen die Verteilung von Essen und Trinkwasser, aber auch der Unterhalt von Flüchtlingslagern. Micha und Silvan Keller sind froh, geholfen zu haben. „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, zu helfen“, sind beide einer Meinung. Sie hoffen auf möglichst viele Nachahmer.