Dürre am Horn von Afrika: Eine vergessene Katastrophe

6. April 2016

Karge Landschaft in Somaliland

Die Landschaft in Somaliland ist karg und verwüstet. Nur hier und da gibt es noch einige Büsche

Dirie Mohamed ist hunderte Kilometer mit seinen 150 Ziegen und 12 Kamelen aus Äthiopien nach Nord-Somaliland gelaufen. Seine Frau und seine Kinder hat er mit einigen Tieren zurückgelassen. In Nordäthiopien gab es kein Futter mehr für seine Tiere. Seit Monaten hat es nicht geregnet. Menschen und Tiere leiden unter einer der schlimmsten Dürren der letzten Jahre. Dirie hoffte, dass es in Somaliland noch etwas Grün für seine Tiere gäbe, aber seine Hoffnung wurde enttäuscht. Die Landschaft ist karg und verwüstet. Nur hier und da gibt es noch einige Büsche.

Inzwischen sind fast alle Tiere Diries verhungert oder verdurstet. Nur zwei weibliche Kamele und 25 Ziegen sind ihm geblieben. Doch die Tiere sind zu schwach, um den weiten Weg nach Äthiopien zurück zu laufen. Viehhalter Dirie bleiben zwei Möglichkeiten: Er kann weiter in Somaliland herumzuziehen oder in einem von der Regierung organisierten Transporte an die Grenze nach Äthiopien zurückgebracht werden.

Erste Hungertote
Etwa vier Millionen Menschen leben in Somaliland, das sich als unabhängiger Staat betrachtet, aber von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wird. Dadurch kann das Land für sich selbst keine Hilfsgelder beantragen. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung wandern als Viehhirten umher. Es ist schwierig festzustellen, wie viele Menschen genau von der Dürre betroffen sind. Schätzungen nur für den Westen und Nordwesten des Landes gehen von 20 000 Familien aus. Jede Familie besteht im Durchschnitt aus 6-8 Mitgliedern.

Inzwischen forderte die Dürre erste Hungertote. Viele Menschen erzählen, es sei die schlimmste, die sie je erlebt haben. Verantwortlich gemacht wird das Wetterphänomen El Niño. Im vergangenen Jahr trat es so heftig wie noch nie auf. Weltweit, aber vor allem im südlichen und östlichen Afrika fiel in den letzten Monaten viel zu wenig Regen.

In der Klinik in Garissa, die von World Vision unterstützt wird, liegt der kleine Roobleh. Er ist 18 Monate alt, sieht aber aus wie ein unterernährter Säugling. Er wiegt nur noch 4,7 kg und ist knapp 70 cm gross. Die Arme und Beine sind spindeldürr. In den letzten vier Wochen bekam Roobleh nur Tee und Wasser und etwas Haferbrei. Zum Schluss trank er nur noch Wasser. Nun liegt er apathisch auf dem Krankenbett neben seiner Mutter. Selbst zum Weinen fehlt ihm die Kraft. In der Klinik bekommt er nun Spezialnahrung und die Ärzte hoffen, dass er sich schnell erholt.

World Vision ist im Westen und Nordwesten Somalilands in 10 verschiedenen Distrikten als eine der einzigen Hilfsorganisationen aktiv. Mit zwei Krankenwagen werden kranke und unterernährte Personen ins Krankenhaus gebracht. Mehrere Einsatz-Teams sind in den Gebieten der wandernden Viehhalter unterwegs und versuchen Familien aufzuspüren, in denen unterernährte Kinder und Erwachsene leben. Zusammen mit dem World Food Programme (WFP) verteilt World Vision Nahrungsmittel und versorgt Kinder mit Aufbaunahrung, die mit Vitaminen und Mikronährstoffen angereichert ist. Besonders notleidende Familien werden zusätzlich mit Bargeld ausgestattet, damit sie sich auf dem Markt Essen und Wasser kaufen können.

Umdenken bringt Erfolge
Die Dürre lässt viele Menschen umdenken. Viehhalter sind inzwischen bereit, als Bauern auch Gemüse und Obst anzubauen. World Vision unterstützt sie bei diesem Umdenken und hilft ihnen auch dabei, das Land fruchtbarer zu machen. Hierbei lernen sie mit der regenerativen Wiederaufforstungsmethode FMNR (farmer managed natural regeneration) zu arbeiten. Trotz der Dürre und des kargen Bodens gibt es erstaunliche Erfolge.

So zum Beispiel in einem Aufforstungsgebiet nahe der Küste. Es wurde umzäunt, damit die Tiere nicht jeden Spross wieder abfressen. «Viele Bäume sind gut gewachsen. Sie spenden Schatten, die Früchte sind sehr gesund und süss und die Wurzeln leiten Nährstoffe in den Boden und verbessern so die Bodenqualität», erzählt Haybe Ismail Buni, der Leiter der dort lebenden Gemeinschaft. Die Gemeinde hat begonnen, Honig zu produzieren und konnte im letzten Jahr Honig im Wert von 1 500 Franken verkaufen.

Jedoch fehlt dieses Wissen noch zu oft in Somaliland. Daher muss es erste Aufgabe von Regierungen, NGOs und Gebern sein, Wissen zu vermitteln, damit Dürren in Zukunft keine Hungersnöte mehr auslösen und Existenzen vernichten.

Der «Tages-Anzeiger» berichtete am 6. April in einer ausführlichen Reportage über die Dürre am Horn von Afrika.

Über die Problematik hat auch Radio Life Channel berichtet und dazu Jochen Schmidt von World Vision Deutschland interviewt.

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