CEO-Reisetagebuch: Ein Highlight zum Abschied von Indien

15. Oktober 2015

Reto Gerber ist begeistert von Khaikhera. Die Einwohner haben den Schritt in die Selbstständigkeit jetzt schon geschafft.

Die Zeit in Indien neigt sich langsam dem Ende zu. Während wir in Delhi mit sehr viel Leid konfrontiert waren, durften wir im ländlichen Projektgebiet Aparajita, wo wir die zweite Hälfte unserer Reise verbrachten, ein kleines Wunder erleben. Aparajita liegt südlich der Stadt Lalitpur im Bundesstaat Uttar Pradesh. Diese abgelegene Region gehört zu den ärmsten Gebieten Indiens. World Vision Schweiz unterstützt das Projekt bereits seit 16 Jahren. Und es ist wirklich erstaunlich, was unsere Arbeit dort bewirkt hat.

Schon beim Einzug ins Dorf Khaikhera merkt man, dass hier ein anderer Wind weht: ein neuer, frischer. Die Luft ist klar, es stinkt nicht, es ist verhältnismässig sauber und aufgeräumt und: jeder der gut 80 Haushalte hat seine eigene Toilette! Das mag sich erst einmal banal anhören, aber die soziale Unterschicht Indiens hat meist keine andere Wahl, als ihr Geschäft hinter den Büschen zu verrichten. In Khaikhera muss niemand mehr auf diese Idee kommen und sollte doch jemand ins alte Muster zurückfallen, wird er von der Gemeinde mit einer satten Busse an die neuen Hygienestandards erinnert.

Hygiene wird auch punkto Wasser gross geschrieben. In sauberem Trinkwasser liegt die Lösung für so viele Probleme. Denn was nützt beispielsweise eine gesunde, ausgewogene Ernährung im Kampf gegen Unterernährung, wenn die Kinder ständig Durchfall von kontaminiertem Wasser bekommen? Diese Frage müssen sich die Einwohner hier glücklicherweise nicht mehr stellen. Alle haben mittlerweile Zugang zu sauberem Trinkwasser und viele einen Brunnen in ihren Gärten, in denen sie die verschiedensten Gemüse und Früchte anbauen. Hier ist niemand reich, aber es lässt sich gut leben.

In den persönlichen Gesprächen mit Dorfbewohnern wurde mir einmal mehr bewusst, wie stark der Erfolg unserer Arbeit vom Engagement und auch der Eigeninitiative der Gemeinschaft abhängig ist. Es ist gar nicht so einfach für Menschen aus den tiefsten Kasten, die kaum ein Selbstwertgefühl haben und weder lesen noch schreiben können, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch auszudrücken. Genau das ist aber essentiell, um sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen zu können. World Vision Schweiz leistet Hilfe zur Selbsthilfe. Zu jener Selbstständigkeit, die es braucht, um sich aus der Armut auf den Weg in ein würdiges Leben zu begeben. Dazu braucht es Zeit – dies ist auch der Grund, warum wir in der Regel 15 bis 20 Jahre in einem Projektgebiet bleiben. So stellen wir sicher, dass die Gemeinschaft auch ohne unsere Hilfe in Zukunft ihren Weg gehen kann.

Um die Selbstständigkeit der Einwohner von Khaikhera müssen wir uns keine Sorgen machen. Bereits jetzt ergreifen sie die Initiative, bauen aus eigenem Willen für ihre Frauen und Kinder Duschräume neben die Toiletten, damit sie sich nicht vor aller Augen waschen müssen. Sie erwirken bei den Behörden den Bau einer Primarschule, für die sie ihr eigenes Land hergeben. Sie haben gelernt, sich eine eigene Meinung zu bilden und für diese einzustehen. Sie denken mit, sind interessiert und wollen lernen: Warum die Schweiz so reich ist, wie unser politisches System funktioniert, was unser Land so erfolgreich macht. Sie wollen wissen, was die Landwirte bei uns so anbauen, wie diese Einkommen generieren. Wir lachen zusammen, als ob wir uns schon lange kennen würden. Einen schöneren Abschied von Indien könnte ich mir nicht vorstellen und wir sind uns alle einig: Das ist wirklich ein Musterdorf, ein Highlight der Früchte unserer täglichen Arbeit, die wir dank rund 70 000 Spendern verrichten können.

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