Junges Mädchen mit Papierflagge in der Hand
World Vision Bolivien feierte in diesem Jahr Geburtstag. Die Jubiläumsfeier zum 35-jährigen Bestehen war natürlich einer der Höhepunkte meiner zweiwöchigen Projektreise. Zu den Feierlichkeiten in Boliviens Hauptstadt La Paz waren neben der Bevölkerung aus den Projektgebieten auch verschiedene Ministerien, andere NGOs und ausländische Botschaften vertreten. Selbstverständlich feierten auch viele Patenkinder mit, zum Beispiel die 12-jährige Camila aus dem von Schweizer Paten finanzierten Programm in Lomas. Camila führte als eine der Moderatorinnen durch das Programm.
WORLD VISION-MITARBEITER EMILE STRICKER (L.) MIT VERTRETERN DER BEVÖLKERUNG AM 35-JAHRE-JUBILÄUM IN LA PAZ.
Programme gegen häusliche Gewalt
Welche Wirkung die Arbeit von World Vision in Bolivien in den letzten 35 Jahren hatte, zeigten die vielen positiven Rückmeldungen. Lokale Behörden aus dem ganzen Land überbrachten Glückwünsche und legten Zeugnis ab, wie wichtig die Zusammenarbeit mit World Vision für ihre Gemeinden ist.
Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Besonders eindrücklich war die Präsentation einer Studie über Gewalt an Kindern, die World Vision zusammen mit der Universidad Catolica Boliviana durchgeführt hat. Die Resultate sind beunruhigend: Das eigene Zuhause erleben 45 % der Kinder als den Ort, wo sie hauptsächlich Gewalt erleben. Für 30 % ist dies die Schule. Ein alarmierendes Ergebnis, das World Vision darin bestätigt, sich in Bolivien verstärkt auf den Aufbau wirksamer Kinderschutzsysteme in den Gemeinden zu fokussieren. Dazu zählen auch Schulungsprogramme für die Kinder, die dadurch ihre Rechte besser kennen und lernen, sich selbst zu schützen.
Livichuca: Sauberes Wasser und Latrinen für alle
Es gibt aber auch viel Positives zu berichten. Zu Beginn meiner Reise besuchte ich die verschiedenen Patenschaftsprogramme von World Vision Schweiz in Bolivien. Ich sah mir das neu geschaffene Trinkwasser-System im Dorf Livichuca an und die neu gebauten Latrinen in Lomas, die Familien unter Anleitung von World Vision im Selbstbau erstellt haben. Und ich besuchte die Familien von sieben Kindern, die alle von Schweizer Patinnen und Paten unterstützt werden.
JEDE HÜTTE IN LIVICHUCA HAT HEUTE IHREN EIGENEN TRINKWASSERZUGANG. DAS GESCHULTE WASSSERKOMITEE (DREI MÄNNER RECHTS) KÜMMERT SICH AUCH NACH DER PROJEKTÜBRGABE UM DEN UNTERHALT.
LATRINEN IN LOMAS: LINKS VOR UND RECHTS NACH DER UNTERSTÜTZUNG VON WORLD VISION.
SAUBER UND FUNKTIONAL: DAS INNERE EINER NEU GEBAUTEN LATRINE MIT WC, LAVABO UND DUSCHE.
DIE LATRINEN WURDEN ALLESAMT UNTER ANLEITUNG VON WORLD VISION VON DEN BEWOHNERN SELBST GEBAUT. HIER BEREITET EIN BEWOHNER GERADE DEN BODEN FÜR EINE NEUE LATRINE VOR.
Qaqachaka: Sorgfältig geplante Übergabe
Der Besuch in Qaqachaka war vielleicht mein letzter. Nach 17-jähriger Unterstützung wird dieses Programm 2019 erfolgreich abgeschlossen und in die Verantwortung der Bevölkerung übergeben werden. In den kommenden Monaten findet deshalb eine detaillierte Evaluation statt, die aufzeigen soll, was seit Beginn des Projekts erreicht worden ist. Was hat sich in den Bereichen Gesundheit der Kinder, Bildung, Hygiene und Kinderschutz verbessert? Diesen Bericht werden alle Paten erhalten, die im Programm Qaqachaka ein Patenkind unterstützt haben.
Bei einem solchen Abschluss gibt es vieles zu regeln, an das man nicht auf Anhieb denken würde: Für seine Arbeit hatte das World Vision-Team zum Beispiel ein Zentrum mit Büroräumen, Versammlungsraum und Küche zur Verfügung. Auch Mehrbettzimmer gibt es dort, denn die Projektdörfer sind so abgelegen, dass die World Vision-Mitarbeiter unter der Woche nicht nach Hause können und im Zentrum übernachten. Diese Gebäude werden im kommenden Jahr weitergegeben. Dafür können sich Institutionen bewerben, die sich wie World Vision besonders für das Wohl der Kinder einsetzten. Der nachhaltigste Vorschlag wird den Zuschlag bekommen. Favorit ist derzeit die örtliche Vorschule, die viel zu wenige und ungeeignete Räume hat. Entschieden wird aber nicht bevor das kommende Budget der politischen Gemeinde beschlossen ist, in dem ein entsprechender Posten für die Betriebskosten enthalten sein muss.
SICHT VON QAQACHAKA ÜBER DIE ENDLOSEN WEITEN BOLIVIENS.
Arbeitsmittel sinnvoll weiterverwenden
Das Auto und die Motorräder, die World Vision-Mitarbeiter für ihre Einsätze brauchen, werden Mitte nächsten Jahres verkauft. Mit dem Erlös werden zusätzliche Programme zugunsten der Kinder realisiert. Arbeitsmittel wie Computer, Handys und das Büro- und Zentrumsmobiliar werden inventarisiert. Bis im Mai können die örtlichen Schulen, Gesundheitsposten und andere interessierte Organisationen Gesuche an World Vision einreichen, um solches Material kostenlos übernehmen zu können. Einzelpersonen werden nicht berücksichtigt. Bis jetzt sind Gesuche von 25 Schulen, sechs Gesundheitszentren, zwei Vereinen und zwei Kirchen eingetroffen. An einer Versammlung mit Vertretern der Dörfer wird über die Zuteilung entscheiden. Die Übergabe wird in Anwesenheit eines Notars vorgenommen, damit alles mit rechten Dingen zu geht und keine Konflikte entstehen.
DIE WORLD VISION-GEBÄUDE WERDEN AN INSTITUTIONEN WEITERGEGEBEN, DIE ÄHNLICHE ZIELE WIE WORLD VISION VERFOLGEN.
Ihre Hilfe wirkt: Eine Kinderpatenschaft verändert Leben für die Kinder, deren Familien und die ganze Region. Werden Sie Patin oder Pate!