Kinder aus dem Kongo auf dem Nachhauseweg, nachdem sie in der Kinderschutzzone von World Vision einen nahrhaften Brei als Zusatznahrung erhalten haben.
Text: World Vision Schweiz
So komplex sich die Ursachen von Mangelernährung und akutem Hunger gestalten, so komplex sind auch ihre Folgen. Nichts davon lässt sich getrennt voneinander betrachten. Im Gegenteil: Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass sich weltweit Millionen Menschen in einem gefährlichen Strudel aus Armut, Konflikten, der Klimakrise und zahlreichen anderen Faktoren bewegen.
Hunger wird in verschiedene Schweregrade unterteilt und wirkt sich dementsprechend stark auf diverse Lebensbereiche von Kindern aus. In der Folge sind unter anderem ihre Bildungschancen und ihre körperliche und geistige Gesundheit betroffen. Auch auf die Geschlechtergerechtigkeit, Arbeitsfähigkeit und wirtschaftliche Situation der Kinder hat Hunger und Mangelernährung langfristige Auswirkungen.
Esther aus Ruanda hält ein Glas mit schmutzigem Wasser aus einem kleinen See in der Nähe ihres Hauses. In verunreinigtem Wasser befinden sich viele Krankheitserreger. Geschwächte mangelernährte Kinder erkranken und versterben besonders schnell an diesen Krankheiten.
Folge #1: Hohe Kindersterblichkeit
Im Jahr 2019 ging die WHO davon aus, dass in den Ländern des globalen Südens Unterernährung als die Todesursache von rund 53 Prozent der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren ausmacht.
Mangel- und Unterernährung führen dazu, dass das Immunsystem der Kinder geschwächt wird. Vor allem in den Ländern des globalen Südens fehlt es vielerorts nicht nur an gesunder Nahrung, sondern auch an sauberem Wasser, ausreichend Sanitäranlagen und grundlegender Hygiene. So sind die bereits geschwächten Kinder einer noch grösseren Gefahr von Infektionen ausgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder sehr schnell an Infektionskrankheiten erkranken und versterben steigt, wenn diese auch an Hunger leiden.
Naima aus dem Sudan ist erst 16 Monate alt und stark unterernährt. Die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes sind besonders wichtig. Kommt es in dieser Zeit zu einer Mangelernährung, hat dies lebenslange Folgen für das Kind und seine Nachkommen.
Folge #2: Körperliche & geistige Beeinträchtigungen
Vor allem bei Kindern, die bereits im Säuglingsalter unter Mangelernährung leiden, kann es zu schweren geistigen Entwicklungsstörungen kommen. Die ersten 1000 Lebenstage eines Neugeborenen sind für die geistige Entwicklung dabei besonders wichtig. Auch das körperliche Wachstum der Kinder wird durch Mangelernährung beeinflusst.
Leidet die Mutter des Kindes bereits während der Schwangerschaft an Mangelernährung, wirkt sich dies auch auf die Entwicklung des Fötus aus. Die Babys kommen untergewichtig auf die Welt, was oft unbemerkt bleibt. In der Folge kommt es zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen, die das Leben des Kindes bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen. Die Kinder können in der Schule nicht ausreichend Leistung bringen und bekommen keinen oder einen schlechten Schulabschluss. Das wirkt sich direkt auf ihre beruflichen Möglichkeiten und Verdienstchancen aus. Auch im Erwachsenenalter bleibt die körperliche und geistige Arbeitsleistung eingeschränkt. Das führt häufig zu geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt und mündet in der Armut.
Folge #3: Fatale Entscheidungen
Akuter Hunger zwingt Familien, fatale Entscheidungen zu treffen. Laut Analysen des WFP sind hungernde Familien gezwungen, auf ganze Mahlzeiten zu verzichten oder sich von dem zu ernähren, was noch verfügbar ist oder eigentlich an das eigene Vieh verfüttert werden soll.
Viele Familien sehen sich ausserdem gezwungen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen oder sie gar nicht erst hinzuschicken. Zum einen, weil sie sich den Schulbesuch nicht leisten können, zum anderen, weil die Kinder für die Ernährung der Familie arbeiten gehen müssen. Eine weitere Massnahme, die viele verzweifelte Familien treffen, ist die frühe Verheiratung ihrer Töchter. In Afghanistan ist die aktuelle Situation derart prekär, dass sich Familien dazu entschliessen, ihre Töchter sogar zu verkaufen, um ihr Überleben zu sichern.
Die vierjährige Yacxili aus Nicaragua isst mit Hilfe ihrer Mutter Meyling gebrauchsfertige therapeutischer Nahrung (Ready-to-Use Therapeutic Food treatment – RUTF). Nicht nur in Afrika herrscht Hunger, auch in Mittel- und Südamerika leiden zahlreiche Kinder an Mangelernährung.
Folge #4: Flucht & Konflikte
Flucht ist nicht nur eine Ursache, sondern auch eine Folge von Hunger. Durch Konflikte verlieren Familien ihr Land. Die Klimakrise zerstört durch Unwetterkatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen ganze Ernten und Viehbestände. Wirtschaftliche Krisen lassen die Nahrungsmitttelpreise in die Höhe schnellen. All das führt zu Hunger und mündet für viele Menschen in einer Flucht auf der Suche nach einer neuen Nahrungsgrundlage.
Ebenso können Krisen und Kriege eine Folge von Nahrungsmittelknappheit und Hunger sein. Der Kampf um Ressourcen bestimmt schon seit Jahrtausenden die Geschehnisse auf der Welt. Auch hier besteht die Gefahr eines verheerenden Kreislaufs aus Konflikten, Flucht und Hunger.
Folge #5: Ein Teufelskreis aus Hunger und Armut
Auch die wirtschaftlichen Folgen des Hungers haben zum Teil fatale Folgen für das Leben von Kindern. Um ihre Ernährung zu sichern, sparen betroffene Familien an der Bildung ihrer Kinder. Sie trennen sich von ihrem Hab und Gut, ihrem Vieh und ihrem Land, welches ihnen langfristig eine unabhängige Ernährung sichern könnte. So entsteht eine gefährlicher Teufelskreis aus Hunger und Armut.
Armut ist sowohl Folge als auch Ursache von Hunger und wird oft unverschuldet über Generationen weitergegeben. Den meisten Familien gelingt es nicht, diesen Kreislauf ohne Hilfe von Aussen zu durchbrechen.
FMNR bringt Leben in tot geglaubtes Land. Adem, Zewuditu und ihr Sohn aus Äthiopien können dank der Wiederbegrünung und FMNR nun wieder eigene Früchte ernten.
Nahrung ist ein Menschenrecht. Laut WWF werden in der Europäischen Union jährlich rund 88 Millionen Tonnen geniessbare Lebensmittel weggeworfen, während andernorts Menschen an Mangelernährung und ihren Folgen sterben. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu beseitigen. Denn nicht nur die Gesundheit einzelner, sondern die ganzer Gesellschaften hängt von einer ausreichenden und gesunden Ernährung ab.
Wir haben uns gemäss dem Ziel 2 für nachhaltige Entwicklung – Beseitigung des Hungers, dazu verpflichtet, dem Hunger auf der Welt den Kampf anzusagen. Unermüdlich arbeiten wir mit Ihrer Hilfe daran, durch innovative Methoden wie FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration) dem Hunger auf der Welt langfristig und nachhaltig etwas entgegenzusetzen.