Nach Angaben der afghanischen Katastrophenschutzbehörde (ANDMA) sind mindestens 800 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 2’000 verletzt worden. Da der Zugang zu den betroffenen Gebieten erst nach und nach möglich wird, ist mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen. Ganze Dörfer in den Distrikten Chawki und Noorgul wurden zerstört oder schwer beschädigt, viele Familien sind weiterhin unter den Trümmern ihrer eingestürzten Lehm- und Holzhäuser eingeschlossen.

Die betroffenen Distrikte gehören zu den abgelegensten in Afghanistan. Erdrutsche haben wichtige Zufahrtswege blockiert, Helikopter werden eingesetzt, um Rettungseinsätze zu unterstützen und Schwerverletzte nach Jalalabad und Kabul zu evakuieren. Mobile Gesundheits- und Ernährungsteams, Ambulanzen sowie lokale Freiwillige arbeiten gemeinsam mit NGOs, um Nothilfe zu leisten.

«Kinder zahlen den höchsten Preis»

«Die Nachricht von diesem jüngsten Erdbeben und dem offensichtlichen Verlust von Hunderten von Menschenleben ist verheerend», sagte Thamindri De Silva, Nationaldirektorin von World Vision Afghanistan. «Wir haben das Erdbeben von Herat 2023 miterlebt – und die Auswirkungen sind bis heute spürbar. Wir wissen, dass die Folgen dieses Bebens langanhaltend und äusserst schmerzhaft sein werden. Besonders Kinder sind am stärksten gefährdet und werden den höchsten Preis zahlen.»

World Vision ist derzeit nicht in den betroffenen Distrikten tätig, die mehrere Hundert Kilometer vom Sitz im Osten des Landes entfernt liegen, arbeitet jedoch mit nationalen NGO-Partnern vor Ort zusammen.

«Erdbeben in Afghanistan sind besonders tödlich aufgrund der fragilen Beschaffenheit von Häusern und Infrastruktur», so De Silva. «Die meisten Häuser bestehen aus Lehm und Holz und sind daher einsturzgefährdet. In abgelegenen Regionen ist der Zugang zu Gesundheitsversorgung, sauberem Wasser und Bildung ohnehin begrenzt. Eine Katastrophe dieses Ausmasses verschärft die bestehenden Schwächen und verschlimmert die humanitäre Not.»

Eine der schlimmsten Krisen weltweit

Afghanistan steht schon jetzt vor einer der schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Nach Angaben des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) benötigen im Jahr 2025 rund 22,9 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, darunter 3,5 Millionen akut mangelernährte Kinder. Der Humanitarian Response Plan 2025 sieht 2,42 Milliarden US-Dollar vor, doch bis August 2025 waren erst 25,9 % der benötigten Mittel gedeckt. Die Kürzungen internationaler Hilfsgelder haben wesentlich zu dieser Lücke beigetragen und humanitäre Organisationen gezwungen, ihre Einsätze einzuschränken.

World Vision steht solidarisch an der Seite der Menschen in Afghanistan und ruft die internationale Gemeinschaft auf, schnell und angemessen auf diese sich entfaltende Tragödie zu reagieren.

Spendenmöglichkeit: Hilfe für Afghanistan – World Vision