Nach über 16 Jahren wird World Vision in den nächsten Monaten die Verantwortung für das Patenschaftsprojekt Duars an die Bewohner der Region übertragen. Überall wo ich in diesen Tagen Menschen in den Dörfern treffe, bekomme ich ein geteiltes Feedback. Auf der einen Seite sind die Menschen für die Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen und für die Motivationsförderung dankbar. Auf der anderen Seite wünschen sie sich, dass sie auch in Zukunft Unterstützung erhalten.
Es bleibt noch viel zu tun
Für mich stellt sich die Frage: „Wann ist es Zeit, sich als Hilfsorganisation zurückzuziehen?“ Wer denkt, dass im Projektgebiet paradiesische Zustände herrschen, irrt sich. Noch immer gibt es Orte, in denen es keinen Stromanschluss gibt. Noch immer ist die Gesundheitsversorgung verbesserungsfähig. Auch die Einkommensverhältnisse sind auf tiefem Niveau und die Jugendlichen haben wenig Aussicht auf eine feste Arbeitsstelle.
Kann man trotzdem mit gutem Gewissen aufhören?
Ich meine JA, denn Ziel von Entwicklungszusammenarbeit ist es, gemeinsam mit der Bevölkerung Grundlagen zu schaffen, die ihnen eine nachhaltige Weiterentwicklung ohne fremde Hilfe ermöglichen. Die Basis wurde gelegt, indem Kinder und Jugendliche im Bildungsbereich gefördert wurden. Infrastrukturen wurden teils in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden geschaffen, die Versorgung mit trinkbarem Wasser gewährleistet und Familien wurden mit Kleinkrediten und Einkommensförderungsprogrammen motiviert.
Der richtige Zeitpunkt
Auch wenn World Vision länger vor Ort bleiben würde, würde die Bevölkerung zu einem späteren Zeitpunkt wieder sagen, dass man weiterhin auf Unterstützung angewiesen ist. Meiner Meinung nach schafft das falsche Abhängigkeiten. Die Lebensbedingungen der Familien im Projektgebiet Duars werden noch sehr lange nicht das Niveau der Schweiz erreichen. Andersherum bin ich froh, dass ich sehen konnte, dass die Hilfe aus der Schweiz die Menschen in Indien erreicht hat.
Und so überwiegt die Freude über das Erreichte und die grosse Abschlussveranstaltung in Duars. Zu der sind rund 500 Leute aus allen Dörfern der Region in der Stadthalle von Malbazar zusammengekommen, um den Aufbruch in die Selbstverantwortung zu feiern. Tanz, Theater und Ansprachen ziehen sich durch das dreistündige Programm. Ich finde, die Menschen hier haben allen Grund stolz zu sein und zu feiern.