Wenn Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt werden, sind sie besonders verletzlich. Umso wichtiger ist es, dass Justiz und Gesellschaft Wege finden, ihnen Schutz, Unterstützung und Gerechtigkeit zu garantieren – ohne dass sie dabei erneut traumatisiert werden.

In Cochabamba (Bolivien) ist jetzt ein bedeutender Schritt gelungen: Mit Unterstützung von World Vision Schweiz und Lichtenstein hat das höchste Gericht der Region Räumlichkeiten geschaffen, die speziell auf die umfassende Betreuung von Gewaltopfern zugeschnitten sind. Diese umfassen

  • den Gesell-Raum – ein geschützter Ort, in dem Kinder ihre Aussagen machen können, ohne den Täter:innen direkt gegenüberzustehen. Über ein Einweg-Sichtsystem können Justizbeamte das Gespräch verfolgen, ohne die emotionale Belastung für das Kind zu erhöhen.
  • eine klinisch-psychologische und forensisch-psychiatrische Praxis – professionelle Begleitung, die sowohl Gutachten erstellt als auch psychologische Unterstützung leistet.
  • den „Punto de la Alegría“ – einen kinderfreundlichen Raum, der Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Er wird unter anderem für begleitete Besuchsrechte genutzt und hilft Familien in schwierigen Situationen, Bindungen zu stärken.

Ein Meilenstein für die Justiz in Bolivien

Die Einweihung der Räumlichkeiten Ende August 2025, an der auch hochrangige Richter:innen und Behördenvertreter:innen teilnahmen, markiert einen entscheidenden Schritt hin zu

  • schnelleren und koordinierteren Abläufen bei Gewaltfällen,
  • der Vermeidung von Mehrfachbefragungen und damit
  • einem besseren Schutz vor Retraumatisierung,
  • der Stärkung familiärer Bindungen durch sichere Begegnungsräume,
  • einer besseren Qualität der Gutachten durch interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Das Departementsgericht von Cochabamba nimmt damit eine Vorreiterrolle ein – nicht nur in Bolivien, sondern als Beispiel für kindgerechte Rechtsprechung weltweit.

Warum das auch für uns in der Schweiz relevant ist

Auch wenn die Strukturen in der Schweiz anders aussehen: Die Grundidee, Kinderrechte ins Zentrum zu stellen und Betroffene sensibel zu begleiten, ist universell. Projekte wie in Cochabamba erinnern uns daran, dass Justiz nicht nur Recht sprechen, sondern auch Schutz und Würde garantieren muss.

Cochabamba zeigt, wie mit Innovation, Zusammenarbeit und klarer Priorisierung von Kinderrechten ein gerechteres System entstehen kann. Ein Modell, von dem auch andere Länder lernen können.

 

World Vision Schweiz unterstützt weltweit Programme, die Kindern eine sichere und gerechte Zukunft ermöglichen – ob durch Schutzprojekte, Bildungsinitiativen oder humanitäre Hilfe. Hier finden Sie weitere Informationen: Kinderrechte und Kinderschutz – World Vision