Der drei Jahre alte Yahya und seine Schwester Hayat profitieren vom E-Card-Projekt von World Vision im Libanon.
«Die Situation der Flüchtlinge ist sehr schwierig», sagt Jessica Moujabber, Projektmitarbeiterin von World Vision Libanon, die letzte Woche bei World Vision Schweiz zu Besuch war. Vor allem im Hinblick auf den nahenden Winter stehen die Hilfsorganisationen vor grossen Herausforderungen. Denn auch im Libanon können die Temperaturen auf null Grad sinken und in ihren improvisierten Behausungen werden die Menschen bitterlich frieren.
Jeder vierte ist Syrer
Das ist aber nur das aktuellste Problem, mit welchem das kleine Land mit seinen vier Millionen Einwohnern zu kämpfen hat. Seit vor fast schon vier Jahren im grossen Nachbarland der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, sind über eine Million Syrer in den Libanon geflüchtet. Umgerechnet auf die Schweiz würde das bedeuten, dass in der gleichen Zeit zwei Millionen Menschen eingewandert wären. Dass der Libanon damit an die Grenzen seiner Belastbarkeit gerät, ist verständlich. «Tägliche Strom- und Wasserunterbrüche sind zur Normalität geworden», berichtet Christine Latif, Projektmanagerin von World Vision Libanon. Das Gesundheitssystem sei massiv überlastet und auch die Schulen könnten den Zustrom an Kindern nicht bewältigen. «Wir glauben, dass derzeit 300 000 Kinder im Libanon nicht zur Schule gehen können», sagt Jessica Moujabber. Auch Sprachbarrieren machen das Lernen schwierig: Im Libanon wird oft auf Englisch oder Französisch unterrichtet, die syrischen Kinder sprechen aber Arabisch.
Explodiert das Pulverfass?
Die Libanesen haben zudem Angst, dass der Konflikt auf ihr Land übergreifen wird. Schwere Kriege seien schon durch weniger dramatische Umstände ausgelöst worden, ist sich Jessica Moujabber sicher: «Der Libanon ist ein Pulverfass, das jederzeit explodieren kann.» World Vision stärkt mit speziellen Projekten den sozialen Zusammenhalt.
Die Arbeit von World Vision ist auf die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge ausgerichtet. Sie beinhaltet die Errichtung von Kinderschutzzonen und die Verteilung von Hygienesets, Trinkwasser und Lebensmitteln. Dass die UNO ihre Hilfsgelder für die Flüchtlinge in der ganzen Region drastisch gekürzt hat, erschwert die Arbeit in den Krisengebieten. Mit Projekten wie den E-Cards kann den Flüchtlingen trotzdem ein Stück Selbstständigkeit und Würde zurückgegeben werden.