Syrien-Krise: E-Cards retten Leben und geben Würde zurück

5. September 2014

Supermarkt im Libanon

Dank den E-Cards kann Ibtisam in den libanesischen Supermärkten Grundnahrungsmittel für ihre Familie kaufen.

«Jedes Mal wenn ich an die Zeit vor den E-Cards zurückdenke, fange ich an zu weinen», sagt Alia*, Mutter von drei Kindern und eine von mehr als 30 000 Flüchtlingen im Libanon, die derzeit von jenen elektronischen Lebensmittelkarten profitieren, die E-Cards genannt werden. Allein hier in der Bekaa-Ebene verteilt World Vision jeden Monat solche Prepaid-Kreditkarten an 7600 syrische Flüchtlinge. Alia wartet allmonatlich auf den 5. – das ist der Tag, an dem ihre E-Card neu aufgeladen wird. Dann kann sie Milch für ihren 3-jährigen Sohn kaufen: «Das ist für mich das Wichtigste – die Milch. Ich kann sein blasses Gesicht kaum noch ertragen».

Ein Dollar pro Tag für Essen
Gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen konnte World Vision seit November 2013 über 31 000 Flüchtlingsfamilien in der Bekaa-Ebene unterstützen. Jeder Flüchtling erhält 30 US-Dollar im Monat, die ihm auf seine oder ihre E-Card überwiesen werden. Das entspricht einem Dollar pro Person und Tag. Alias Familie hat beispielsweise fünf Mitglieder – gemeinsam bekommen sie 150 Dollar im Monat.

Alia floh aus Syrien in den Libanon, um ihre Familie in Sicherheit zu bringen. In den vergangenen zwei Jahren hat sie mit zwei anderen syrischen Familien in einer Garage gelebt. Zuhause in Syrien wohnten sie in einem grossen Haus. Die Kinder besuchten die Schule und hatten Träume für die Zukunft. Heute ist alles, was sie haben, die humanitäre Hilfe, die sie unter anderem von World Vision erhalten.

Toilette ohne Privatsphäre
«In der Garage zu leben, war ein Albtraum», erinnert sich Alia. «Es fühlte sich an, als habe man keine Würde mehr.» In der Garage gab es keine Türen, nur Vorhänge, um «Räume» voneinander zu trennen. Auch um die Toilette herum gab es nur einen Vorhang. «Immer, wenn ich aufs WC wollte, musste ich das vorher ankündigen, in der Angst, jemand könnte einfach so hereinlaufen.»

Zum Glück ist dieses Kapitel nun vorbei. Durch die E-Card konnte Alia das Geld, welches sie sonst für Lebensmittel ausgeben musste, sparen und damit seit Kurzem die Miete für eine kleine Zweizimmerwohnung bezahlen. «Wir beginnen gerade, uns wieder als Menschen zu fühlen», meint Alia nach ihrem Umzug. Auch wenn die neue Unterkunft besser ausgestattet ist als die alte – gut ist sie nicht: Einige Türen und Fenster fehlen. Aber wenigstens gibt es wieder so etwas wie Privatsphäre. «Ich bin hierher gezogen, weil ich meinen Kindern zeigen möchte, dass wir noch leben. Dass wir noch Menschen sind. Dass wir unsere Würde noch nicht ganz verloren haben.»

Verbesserte Lebensbedingungen dank E-Cards
Der Einfluss der E-Cards ist je nach Familie sehr unterschiedlich. Während die E-Cards Alias Familie geholfen haben, Geld einzusparen, um dadurch in eine bessere Unterkunft umziehen zu können, hängt für andere syrische Familien das nackte Überleben von ihnen ab. «Ohne E-Cards wären die am schlimmsten betroffenen Flüchtlinge im Libanon gestorben», ist sich die 60-jährige Sabah*, eine Syrerin, die mit ihren zwei Söhnen, ihrer Tochter und ihren Enkeln in die Bekaa-Ebene geflüchtet ist, sicher.

Sabah und ihre Familie leben nun schon seit mehr als einem Jahr hier. Ihre Lebensbedingungen haben sich seither leicht verbessert. Doch die Erfahrungen, die sie in den ersten Monaten als Flüchtlinge gemacht haben, sind für immer in ihre Erinnerungen eingebrannt. Sabah nennt sie «die schlimmsten schwarzen Tage unseres Lebens.»

«Wir trugen nichts bei uns als unsere Kinder»
Ibtisam*, Sabahs 32-jährige Tochter, erinnert sich: «Wir flohen so, wie wir waren – barfuss. Wir trugen nichts bei uns als unsere Kleider und die Kinder.» Sabah und Ibtisam berichten, dass sie in den ersten Wochen nachdem sie im Libanon angekommen waren, nichts zu essen hatten. Bis sie ihren offiziellen Flüchtlingsstatus erhielten, hatten sie Angst zu verhungern.  «Nachdem wir registriert worden waren, erhielten wir von World Vision sofort die E-Cards. Die haben unser Leben gerettet», meint Sabah dankbar.  Mit der E-Card können Sabah und ihre Familie Grundnahrungsmittel kaufen – Reis, Brot, Weizenmehl und Öl. «Wir werden davon zwar nicht richtig satt, aber wenigstens verhungern wir nicht», erklärt sie.

In der fortwährenden, wachsenden Not syrischer Flüchtlinge im Libanon sind Sabah, Alia und Ibtisam nur drei Beispiele unter Zehntausenden Menschen, die jeden Tag nur mit einem Dollar auskommen müssen.

*Namen zum Schutz der Identität der Flüchtlinge geändert 

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