Ein Gespräch mit Thomas Kalytta, Lead International Programmes von World Vision Schweiz und Liechtenstein, zum BRiCKK-Projekt in Kathmandu. Einblicke in ein wegweisendes Projekt gegen Kinderarbeit.

Lieber Thomas, Du hast kürzlich das BRiCKK-Projekt von World Vision in Kathmandu besucht. Was waren Deine Eindrücke vor Ort?

Es war mein zweiter Besuch des Projekts – und ich bin begeistert über das bisher Erreichte. Aber von vorne. Was man wissen muss: Die Realität der Kinder in den Ziegelbrennereien des Kathmandu-Tals ist hart. Sie ist geprägt von extremer Hitze, giftigem Staub und gefährlichen Arbeitsbedingungen – und das schon für Kinder im Grundschulalter. Gleichzeitig habe ich erlebt, wie viel Hoffnung und positive Veränderungen durch gezielte Massnahmen entstehen können. Das BRiCKK-Projekt bewirkt Grosses – nicht nur für die Kinder, sondern für ganze Familien.

BRiCKK-Projektbesuch 2025
Hitze und Staub prägen den harten Arbeitsalltag in den Ziegelbrennereien.

Was genau ist das Ziel dieses Projekts?

BRiCKK steht für „Building Resilience with Children in Kathmandu’s Brick Kilns“. Es geht darum, Kinder vor ausbeuterischer Arbeit zu schützen, ihre Bildung zu sichern und die Lebensgrundlagen ihrer Familien nachhaltig zu verbessern.

Was bedeutet das konkret für die Kinder?

Für die Kinder bedeutet das: Schule statt Arbeit. Sie erhalten Zugang zu Bildung, Schutz und psychosozialer Unterstützung. Gleichzeitig schulen wir die Arbeitgeber zu Kinderrechten und Arbeitsminimumstandards. In vielen Betrieben wurden bereits Daycare Center eingerichtet – also kinderfreundliche Oasen inmitten von Staub und Lärm der Lehmabbaugebiete, in denen die Kinder sicher lernen und spielen können, während ihre Eltern Ziegel herstellen.

BRiCKK - Projektbesuch 2025
Im diesem Daycare Center finden 28 Kinder (18 Mädchen, 10 Jungen) einen geschützten Raum zum Spielen und Lernen – mitten im staubigen und kargen Umfeld der Ziegelindustrie. Auf dem Programm stehen Hygieneunterricht, Singen, Spielen, Vorschulaktivitäten, Ruhephasen sowie ein nahrhaftes Mittagessen und Snacks (bereitgestellt von unserer lokalen Partnerorganisation „Kolipa“). Bei der regelmässigen Wachstumskontrolle können auch Fälle von Mangelernährung festgestellt und behandelt werden – wie bei einem vierjährigen Mädchen mit nur 8 kg Körpergewicht.

Und wie unterstützt World Vision die Familien?

Neben Kinderschutz und Zugang zu Bildungsangeboten bieten wir Programme zur Einkommensförderung an – etwa berufliche Qualifizierungen und Unterstützung zur Kleintierhaltung. Das Ziel ist, den Eltern alternative Einkommensquellen zu eröffnen, sodass sie ihre Kinder nicht mehr zur Arbeit mitnehmen müssen. In der Arbeit mit den Familien liegt der Schlüssel zu langfristiger Veränderung, doch World Vision arbeitet gleichzeitig mit den lokalen Behörden zusammen, die Arbeitsschutz und Kinderrechte überwachen. Die Ziegeleibesitzer werden ebenso einbezogen, um die Lebensbedingungen der Arbeiter und ihrer Kinder zu verbessern.

BRiCKK - Visit 2025
Kamal (37) erhielt von World Vision 80 Küken sowie grundlegende Ausrüstung. Er pachtete Land, stellt eigenes Hühnerfutter her und baute einen einfachen Lehmstall. Heute verkauft er Hühnerfleisch, Eier und zieht Küken für den Weiterverkauf auf. „Freilaufende Masthühner haben besseres Fleisch und erzielen höhere Preise auf dem Markt. Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt mein eigenes kleines Geschäft habe“, sagt er.

Gab es einen Moment auf deiner letzten Reise, der dich besonders berührt hat?

Ja, ich sprach mit Rasilia (31), einer Frau, die schon seit zehn Jahren Ziegeleiarbeiterin ist. Sie erzählte mir von Unfällen mit LKWs, bei denen Kinder zu Schaden kamen, dass es früher nicht einmal sauberes Trinkwasser gab oder separate Toiletten für Frauen. Früher wollten die Schulen die Ziegeleiarbeiterkinder nicht aufnehmen, weil sie nur temporär kamen. Vieles hat sich seitdem verbessert: Ihr 13-jähriger Sohn ist auf der Sekundarschule und ihre 3-jährige Tochter im behüteten Daycare Center. Der Ziegeleibesitzer finanziert inzwischen das Center massgeblich und eine lokale NGO versorgt die Kinder mit Mahlzeiten. Rasilia freut sich sehr über all diese Veränderungen.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Projekts?

Ich wünsche mir, dass wir noch mehr Ziegeleien einbeziehen können – dass sich der soziale Wandel fortsetzt, Umweltschutzmassnahmen hinzukommen und Kinderarbeit langfristig der Vergangenheit angehört. Und ich wünsche mir, dass wir als internationale Gemeinschaft nicht wegsehen, sondern hinschauen und handeln – so wie wir es mit BRiCKK tun.

Vielen Dank für das Gespräch – und deinen Einsatz!

 

Über das BRiCKK-Projekt:
Das Projekt „Building Resilience with Children in Kathmandu’s Brick Kilns“ (BRiCKK) setzt sich für den Schutz von Kindern in den Ziegelbrennereien des Kathmandu-Tals ein. Durch ganzheitliche Massnahmen, die Bildung, Kinderschutz und Einkommensförderung für Familien umfassen, bekämpft World Vision die Ursachen von Kinderarbeit und schafft nachhaltige Alternativen.

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