Im Einsatz bei den „Flöhen“, kritische Fragen waren erwünscht.
Hinter dem kleinen traditionellen Schulhaus einer ländlichen Gemeinde ausserhalb von Winterthur steht ein viereckiger Flachbau. Dieser Pavillon, eigentlich ein grosszügiges Schulzimmer, war diese Woche wie eine Schachtel Flöhe:
Projektwoche heisst für die Vier- bis Sechstklässler: gemischte Gruppen und Themen, die in dieser Form nicht auf dem Lehrplan stehen. Eingeladen war ich für die Gestaltung von Lektionen zu Kinderarbeit und Kinderrechten. Am Morgen war es jeweils relativ ruhig, und die Kinder machten gut mit. Doch je heisser der Tag – wir hatten ja um die 35 Grad, und in einem Pavillion ist es sicher nicht kühler – desto schwieriger wurde es, die etwa zwanzig „Flöhe“ mit der Thematik vertraut zu machen.
Viele Ideen und nicht ganz so einfache Lösungen
Der Film über ein Mädchen in Nepal fand Anklang und der Vergleich mit dem eigenen Lebensstil stimmte nachdenklich. Schnell entdeckten sie auch, dass der Englischlehrer leicht fehlerhafte Sätze an die Tafel geschrieben hatte … Und nach einer Weile verstanden die meisten, dass eine gute Schulbildung eben nicht selbstverständlich ist.
Bald kamen sie auf die Idee, man müsse halt Geld schicken, dann würde das Schicksal der Kinder in Ländern wie Nepal besser. Nach einigem Für-und-Wider brachte ein pfiffiger Viertklässler dann gar die Inflation ins Spiel – die er übrigens korrekt erklärte! Ein Beispiel für unerwartete Beiträge, die ich dieser Altersgruppe nicht zugetraut hätte.
Ein anderer hingegen fand nach einiger Zeit, wozu das Ganze, er hätte in dieser Woche bisher null und nichts gelernt. Wohin waren wohl seine Gedanken gewandert, während wir über Kinderarbeit sprachen und die zehn wichtigsten Kinderrechte an konkreten Beispielen gemeinsam diskutierten?
„Notwendiges Arbeiten“ – ein durchaus spannendes Bild
Als es dann an die Gestaltung einer Collage ging, war er als typischer Teenager immer noch im Modus „Widerspruch“ und wollte mit seiner Gruppe nicht das Negative und die Problematik von Kinderarbeit darstellen. Sondern er wollte zeigen, wo Kinderarbeit ihren Platz hat. Mein Respekt vor dem Verständnis, das hinter dem Bild „Notwendiges Arbeiten“ steckt! Denn Kinderarbeit immer und überall zu verdammen wäre genauso falsch, wie sie unbesehen einfach geschehen zu lassen.
Eine Gestaltung von jüngeren Kindern machte aus der Not eine Tugend. Sie gingen etwas unbedacht ans Werk, wollten korrigieren und lösten die Sache elegant: Ein abverheiter Teil war dann „künstlerische Freiheit“ und andernorts zeigten sie mit einem Pfeil ihren Wunsch, dass aus einem schwer arbeitenden Kind ein fröhlich lachendes werde.
Sensibilisiert? Auf jeden Fall
Wieviel Information wirklich in den Köpfen hängen geblieben ist, kann ich nicht abschätzen. Aber ich bin überzeugt, dass sich doch viele Schüler von den Schwierigkeiten und Herausforderungen der Kinder in armen Ländern berühren liessen.