221 Millionen Kinder werden nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet. World Vision übersetzt Lehrmittel in lokale Sprachen, um den Kindern das Lernen zu vereinfachen.


Kinder in Äthiopien lernen in einem Bildungsprogramm von World Vision lesen und schreiben.

Diese Kinder in Äthiopien lernen in einem Bildungsprogramm von World Vision lesen und schreiben.

Lesen lernen geht am einfachsten in der Muttersprache. Was wie eine banale Erkenntnis klingt, hat eine tiefgreifende Bedeutung. Denn geschätzte 221 Millionen Schulkinder werden weltweit nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet. Die Schweiz zählt hier nicht dazu – in allen 4 Landessprachen sind Lehrmaterialien erhältlich. Viele Kinderbücher gibt es auch auf Schweizerdeutsch.

Forschungen zeigen, dass Kindern das Lernen schwerer fällt, wenn sie nicht in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. Sie brechen auch eher die Schulausbildung ab, weil ihre Lehrer und Eltern entweder nicht ausreichend Sprachwissen oder die Ressourcen haben, um den Kleinen zu helfen. Zu diesen oft fehlenden Ressourcen zählen auch Bücher in der lokalen Sprache, die altersgerecht geschrieben sind, einen Bezug zu ihrem Leben haben und Lust auf das Lesen machen.

Solche Beobachtungen macht man vor allem in Ländern, in denen die Menschen viele verschiedene Sprachen sprechen – häufig in Afrika südlich der Sahara und in Teilen von Asien. Die Kinder lernen nicht nur in einer ihnen weniger vertrauten Sprache, sondern haben – wenn sie nicht aus privilegierten Familien kommen – mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht die Menge an Lesematerial, die sie brauchen, um flüssig lesen zu lernen. In den Nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) ist der Auftrag aber klar formuliert. Kinder müssen in ihrer eigenen Sprache lesen und lernen können, damit sie im Bereich Bildung nicht zurück gelassen werden.

446 Kinderbücher in 8 Sprachen
In Äthiopien werden mehr als 80 Sprachen gesprochen. World Vision hat mit der St. Mary’s University, lokalen Verlagen und örtlichen Gemeindevertretern zusammengearbeitet, um 386 neue Kinderbücher in 7 Sprachgruppen zu produzieren. Eine Million Exemplare dieser Bücher wurden bisher gedruckt und an Kinder in ganz Äthiopien verteilt.

In Indien hat World Vision mit lokalen Partnern im Bundesstaat Jharkand 60 neue Bücher mit Geschichten für Kinder mit einer Auflage von rund 14 000 Exemplaren in der Santhali-Sprache erstellt. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung in Jharkand Santhali spricht, werden die Kinder in der Schule in Hindi unterrichtet. Die Bücher wurden für Leseanfänger entwickelt und mit der Devanagari-Schrift – der in Hindi verwendeten Schrift– umgesetzt, um den Kindern den Übergang zum Lesen in Hindi zu erleichtern.

Bei beiden Projekten hat sich gezeigt, dass die aktive Beteiligung des Umfelds ein zentraler Baustein ist für den Erfolg und die Nachhaltigkeit der Programme.

World Vision will, dass bis zum Jahr 2030 alle weltweit Kinder die Grundfertigkeiten zum Lernen beherrschen, wie in den Entwicklungszielen vorgesehen: das Lesen, Schreiben und Rechnen zuerst. Dafür machen wir uns heute, am 50. Welttag der Alphabetisierung, und die nächsten 14 Jahre stark.