So sieht sie aus: Eine Leseecke voller kleiner Leseratten …
Ich bin Fan der Leseratte: Warum ich während meiner Peru-Reise meine Vorliebe für eine seltene Nagetier-Gattung entdeckt habe.
Auf meinen Projektreisen nach Peru komme ich meistens nicht um das Meerschweinchen auf dem Teller herum. Denn dort wird der niedliche Nager als wichtiger Fleischlieferant und Einnahmequelle sehr geschätzt. Allerdings ist mein Appetit auf die Tierchen, trotz ihres grossen Nährwertes, nach wie vor eher klein. Daher gilt meine Aufmerksamkeit bei meiner aktuellen Perureise auch nicht der kulinarischen Verwertung des Meerschweinchens, sondern einer ganz anderen „tierischen“ Gattung: Der Leseratte.
Doch Spass bei Seite, schliesslich hat die Geschichte einen ernsten Hintergrund: Eine nationale Studie förderte unlängst zutage, dass rund 86 Prozent der Zweitklässler nicht korrekt lesen und das Gelesene nicht verstehen können. Peru bewegt sich hier weltweit auf den hinteren Rängen. In den eher bildungsfernen Projektgebieten ist der Appetit aufs Lesen noch gering. Und dennoch habe ich auf meinem Besuch einige Leseratten entdeckt. Tendenz steigend.
Reisende Rucksäcke
World Vision Peru hat nämlich eine interessante Methodologie entwickelt, um diese noch seltene Tierart zu vermehren und das Leseverständnis der Primarschüler in unseren Projekten zu erhöhen: Schulbibliotheken werden mit Lesematerial und Lernspielen ausgestattet, die die Schüler mit in den Lehrplan integrierten Modulen zur freien Lektüre animieren und in Schulungen lernen Lehrer wie sie das Textverständnis der Kinder fördern können.
Die Anstrengungen machen jedoch nicht in der Schulstube halt. Auch Eltern werden motiviert zu Hause Leseecken einzurichten. Lektüre für alle Altersgruppen findet mit den reisenden Rucksäcken „mochilas viajeras“ rotierend den Weg zu den Familien und animiert so die ganze Familie zum Lesen. Reisende Hefte „cuadernos viajeros“ besuchen die Haushalte und sammeln Geschichten, um sie bei der nächsten Familie zu erzählen.
Schreib mal wieder
Bei diesem Besuch wird mir einmal mehr bewusst, dass eine Patenschaft einen Mehrwert schafft und ich als Pate einen direkten Beitrag leisten kann. Ich habe es in der Hand mein Patenkind und sein Umfeld zum Lesen und Schreiben zu animieren und einen direkten Beitrag zur Entwicklung zu leisten. Schreibt Ihnen also Ihr Patenkind aus Peru das nächste Mal von Meerschweinchen auf dem Teller, bindet es Ihnen keinen Bären auf und ein Pferdefleischskandal ist auch nicht zu erwarten, jedoch eine gute Portion Kulturaustausch. Allenthalben tendiert meine Vorliebe bei den Nagetieren nach diesem Besuch eindeutig zur Leseratte.