Wie fühlt es sich an, wenn Helfer selbst zu Opfern werden? Sabtarina Dwi Febriyanti arbeitet für World Vision Indonesien in Palu. Die Hafenstadt ist von der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe besonders betroffen. Hier schreibt sie, was sie erlebt hat.


Frau mit Megaphon im Erdbebengebiet in Indonesien, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation World Vision

World Vision Indonesien ist in Palu stationiert. Obwohl zum Teil selbst betroffen, helfen die Mitarbeitenden wo es geht, zum Beispiel mit Obdach für Familien, die keine Bleibe mehr haben.

Ich lebe in Indonesien – einem Land, in dem es immer wieder zu Naturkatastrophen kommt. Szenen der Trauer sind mir also nicht fremd. Aber das Ausmass an Verwüstung, die das Erdbeben und der Tsunami vor einer Woche in Palu angerichtet haben, ist auch für mich kaum zu fassen.  

Als das Erdbeben am 28. September unseren Ort erschütterte, gerieten die Menschen in Panik und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Ich hörte, wie die Leute immer wieder «Tsunami» riefen und alle schrien, man solle schnell in höhere Regionen gehen. Es war laut und chaotisch und keiner wusste wirklich, was man machen sollte. Nach dem Erdbeben kamen dann diese riesigen Wellen, die ganze Siedlungen in Palu einfach wegschwemmten. Ich war da gerade zusammen mit anderen Kollegen im World Vision-Büro in Palu. Wir – die Helfer – weinten und fühlten uns hilflos.

DIE ZERSTÖRUNG IST VERHEEREND UND TRIFFT WIEDER EINMAL DIE KINDER BESONDERS HART. VIELE VERSUCHEN, AUS DEN ZERSTÖRTEN HÄUSERN NOCH ETWAS ZU RETTEN.

Es war furchtbar mitanzusehen, wie das Erdbeben und der Tsunami einfach alles zerstörten. Die Kommunikationsleitungen brachen zusammen und ziemlich schnell wurden Lebensmittel und sauberes Wasser knapp. Wir hörten, dass die Menschen anfingen, die Geschäfte zu plündern. Es herrschte totales Chaos. Ich sah viele Kinder mit Sachen, die sie aus den Ruinen ihrer Häuser retteten. Die Verzweiflung war überall sichtbar.

DIE KINDERSCHUTZZONEN, DIE WORLD VISION IM KATASTROPHENGEBIET MIT DEN ZUR VERFÜGUNG STEHENDEN MITTELN PROVISORISCH EINRICHTET, VERMITTELN DEN KINDERN WIEDER EIN WENIG SICHERHEIT.

Glücklicherweise verfügt unser Büro über einen grossen Hof. Wir konnten dort einige Familien aufnehmen, die alles verloren haben. Unter ihnen viele Kinder unter 5 Jahren, schwangere und stillende Frauen. 200 Familien teilten sich den Platz. Wir versorgten sie mit Essen. Mit dem Wenigen, was wir zur Verfügung hatten, kochten wir lokale Gerichte aus Moringa-Blättern.

Helfen, wo es geht
Meine Kollegen aus Jakarta kamen dann rasch zu Hilfe und wir konnten erste Kinderschutzzonen errichten. Dort sind die Kinder besonders bei Nachbeben geschützt und fühlen sich sicherer. Es freut mich, Kinder zu sehen, die wieder lächeln können. Und irgendwie erleichtert ihr Lächeln mir das Durchhalten. Es lässt mich meine Müdigkeit vergessen.

WORLD VISION VERTEILT NEBEN ANDEREN HILFSGÜTERN ZUM BEISPIEL AUCH DECKEN AN DIE VON DER ERDBEBEN- UND TSUNAMI-KATASTROPHE BETROFFENEN FAMILIEN.

Es gibt viel zu tun und meine Kollegen und ich arbeiten fast rund um die Uhr, um den Menschen hier zu helfen. Die Zahl der Todesopfer ist in den letzten Tagen auf mehr als 1’400 gestiegen, zwei Millionen Menschen sind betroffen. Die Retter versuchen ihr Bestes, um alle betroffenen Gebiete zu erreichen. Und World Vision und andere Hilfsorganisationen versuchen ihr Bestes, um trotz der vielen Herausforderungen schnell Hilfe zu leisten.

Es ist eine schwierige Zeit für uns alle. Aber ich bin auch dankbar. Dankbar für die internationale Hilfe und dafür, dass meine Mitmenschen trotz dieser schmerzhaften Erfahrungen versuchen, positiv zu bleiben. Ich weiss, dass wir zu gegebener Zeit Palu wieder gemeinsam aufbauen können.

Helfen Sie unseren Mitarbeitenden vor Ort, die Familien und Kinder im Katastrophengebiet mit dem Nötigsten zu versorgen.