Geflüchtete werden weltweit von Covid19-Impfungen ausgeschlossen und stehen in der weltweiten Impfhierarchie weit unten auf der Liste. Diesen Missstand zeigte eine Umfrage von World Vision.


Eine Impfspritze wird von einer Person mit violetten Handschuhen aufgezogen.

Fast die Hälfte (47 %) der befragten Geflüchteten dachte, sie sei nicht anspruchsberechtigt oder wusste nicht, dass sie es ist.

Text: World Vision

Bei einer Umfrage von World Vision gab nur einer von 2’000 Geflüchteten an, gegen Covid-19 geimpft worden zu sein. Die Organisation hat in acht Ländern die Situation von Geflüchteten untersucht. Zum Teil würden Geflüchtete von Impfkampagnen ausgeschlossen. Als Hauptgrund für die katastrophale Situation sieht World Vision den extrem begrenzten Zugang zu Impfstoffen in ärmeren Ländern allgemein an. Die Aufnahmeländer seien wirtschaftlich schwach und stünden unter dem Druck, auch ihre eigene Bevölkerung schützen zu müssen. Geflüchtete stehen deshalb in der Impfreihenfolge ganz unten auf der Liste. Bisher wurden global 1,3 Milliarden Impfdosen produziert. 75% davon gingen an reiche Länder, und nur beschämende 0,3 % an arme Länder. Die meisten Geflüchteten, etwa 40 Millionen, leben aber in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. 
 

«Ein moralischer Skandal»

Verschärft wird die Situation zudem zusätzlich noch dadurch, dass Geflüchtete meist in beengten Wohnverhältnissen leben, keinen oder kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben und sich oft nicht mal eine Schutzmaske leisten können. Marwin Meier, Gesundheitsexperte von World Vision: «Es ist ein moralischer Skandal, dass gerade die, die am meisten von Covid-19 betroffen sind, weiterhin den geringsten Zugang zu Impfstoffen haben – und viele, die die Macht haben, dies zu ändern, schauen nur zu.» 

Die G7 haben verkündet, etwa 1 Milliarde der nicht benötigten Impfdosen an ärmere Länder weiterzugeben. Angesichts des weltweiten Bedarfs von etwa 11 Milliarden eher ein Tropfen auf den heissen Stein. World Vision fordert die Regierungen der Geberländer auf, dafür zu sorgen, dass diese Zusage schneller Wirklichkeit wird, und den gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen für gewaltsam vertriebene Menschen politisch zu gewährleisten. Darüber hinaus fordert World Vision die Aufnahmeländer auf, die Geflüchteten gleichberechtigt mit ihren eigenen Bürgern in ihre Impfkampagnen sowie in Präventionsmassnahmen und soziale Schutzinitiativen einzubeziehen. Marwin Meier: «Die verletzlichsten Kinder der Welt – die gezwungen wurden, aus ihren Häusern zu fliehen, die mit Menschen zusammengesperrt wurden, die sie missbrauchen, die aus der Schule gerissen, zur Arbeit gezwungen oder in eine frühe Ehe gedrängt wurden, um ihr Überleben zu sichern – brauchen jetzt unsere Hilfe. Die Zahlen in unserem Report sind ein deutliches Zeichen dafür.»

Hintergrund zum Report «High Risk – Low Priority»

Von World Vision durchgeführte Untersuchungen in Brasilien, Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, Jordanien, Peru, der Türkei, Uganda und Venezuela ergaben, dass…

Nur eine Person von 1’914 befragten Personen einen Covid-19-Impfstoff erhalten hatte.
68 % hatten noch nicht einmal von den Plänen für Impfungen in ihrem Umfeld gehört.
Fast die Hälfte (47 %) dachte, sie sei nicht anspruchsberechtigt oder wusste nicht, dass sie es ist. Vertriebene in allen befragten Kontexten haben seit Beginn der Pandemie Fremdenfeindlichkeit, Hassreden und sowohl physische als auch emotionale Angriffe erlebt.
72 % der Befragten gaben an, dass ihr Einkommen seit Beginn der Pandemie gesunken ist, 40 % sagten, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren haben und 77 % sagten, dass sie ihren Nahrungsmittelbedarf nicht decken können.

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