Santa spielt mit ihren zwei Kindern. Die junge alleinerziehende Mutter hat grosse Träume für sich und ihre Kinder.
Die Dominikanische Republik weist eine der weltweit höchsten Geburtenraten bei minderjährigen Müttern auf. Laut Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, bringen 25 % aller Frauen ihr erstes Kind schon vor dem 18. Lebensjahr zur Welt. Mangelnde Bildung ist ein entscheidender Faktor dafür. Gerade an staatlichen Schulen ist die Unterrichtsqualität oftmals mangelhaft und sexuelle Aufklärung kein Bestandteil des Lehrplans. Fehlende Perspektiven für die Teenager tragen ihren Teil zur unbefriedigenden Situation bei. So ziehen viele junge Frauen in die Stadt und bieten sich an den Touristenstränden im Sexgewerbe an.
World Vision will Teenage-Müttern durch Aufklärung und Berufsbildungskurse neue Perspektiven für eine Zukunft in Unabhängigkeit schaffen. Mittels Präventionskampagnen soll unter Berücksichtigung der kulturellen und geschlechterspezifischen Besonderheiten bei Mädchen und Buben ein Sinneswandel herbeigeführt werden. In einem Projekt wurden im letzten Jahr 30 Jugendliche und junge alleinstehende Mütter in den Bereichen reproduktive und sexuelle Gesundheit, vor- und nachgeburtlicher Versorgung sowie Berufsbildung geschult.
Ein Beispiel für ihre Kinder
Santa ist eine der Jugendlichen, die von den verschiedenen Kursen profitiert hat. Die 22-Jährige ist mit wenig Wissen über Sexualität aufgewachsen. Mit 17 bekam sie ihr erstes Kind. «Mir fehlten Informationen. In meiner Schule haben sie uns praktisch nichts über Sex gesagt. Die Lehrer meinten, wir sollten zu Hause aufgeklärt werden – aber auch dort hat uns niemand unterrichtet.» Heute ist sie stolz darüber, kürzlich die Sekundarschule abgeschlossen zu haben. «Ich habe grosse Träume und werde dafür kämpfen, diese zu erreichen – für mich und meine zwei Kinder, die auf mich angewiesen sind. Ich muss ihnen eine Zukunft und eine Ausbildung ermöglichen können und dabei als gutes Beispiel vorangehen.»
Unter den verschiedenen Berufsbildungsmöglichkeiten zur Konditorin, Töpferin oder zur Coiffeuse hat sich Santa für diejenige zur Kunstmalerin entschieden. Sie ist heute so geschickt in ihrem Handwerk, dass sie sogar ein kleines Unternehmen gegründet hat, wovon sie leben kann. Santa lebt mit ihren Kindern bei ihren Grosseltern. Diese haben sie schon als einjähriges Waisenkind bei sich aufgenommen. Santas vierjährige Tochter, Sorianni, geht in der Nachbarschaft in den Kindergarten, welcher von World Vision organisiert wird. Einen Mann, der sich um seine Familie kümmert, gibt es bei Santa nicht. «Der Vater meiner Kinder kümmert sich nicht um diese. Er meint, es sei meine Aufgabe, für die beiden zu sorgen. Meine Kinder können nicht auf ihn zählen, sie sind ganz alleine von mir abhängig.»
World Vision unterstützt derzeit die Verabschiedung eines Gesetzesentwurfes zum Thema «verantwortliche Vaterschaft». Dieser würde weit über 100 000 Kinder unterstützen, die jedes Jahr durch unverheiratete Frauen in der Dominikanischen Republik zur Welt kommen. Mindestens 80 % aller Dominikanerinnen, die ein Kind gebären, sind unverheiratet. Der Entwurf schlägt vor, dass jedes Kind eine rechtliche Verbindung zum biologischen Vater haben soll. Sollte dieser die Vaterschaft nicht anerkennen, wird ein DNA-Test durchgeführt. Der Entwurf beinhaltet unter anderem auch wirtschaftliche und emotionale Verpflichtungen des Vaters zur Unterstützung des Kindes. Dies trägt nicht nur zum Wohl der Kinder bei, die ein Recht auf familiäre Fürsorge und ein sicheres Zuhause haben, sondern dient auch dem Schutz von Müttern wie Santa.