Gemeinsam gegen Zwangsheirat: Kinder schulen Kinder

11. November 2016

Maedchen in Nepal, Kampf gegen Zwangsheiraten.

Hem zeigt mit einem Plakat von World Vision auf, wie schädlich Zwangsheiraten sind.

«Wir alle wissen jetzt, dass wir nicht schon als Teenager heiraten müssen und wir das Recht haben, nein zu sagen», erklärt die 16-jährige Nepalesin Hem selbstbewusst. Doch das war nicht immer so: «Es ist noch nicht lange her, da haben in unserem Dorf jedes Jahr 10 bis 15 Kinder geheiratet. Heute haben die Leute begriffen, dass Zwangsheiraten nicht gut sind – die Eltern genauso wie die Jugendlichen selber.»

Auch Hem hatte vor wenigen Jahren noch eine andere Einstellung dazu – bis sie begannen Community Club von World Vision zu besuchen. Dort hörte sie zum ersten Mal etwas über ihre Rechte als Mädchen und darüber, welche Probleme mit Zwangsheirat verbunden sind. Denn Mädchen, die von Zwangsverheiratung betroffen sind, können ihre Schulbildung nicht abschliessen, sind meist physischer, sexueller oder psychischer Gewalt ausgesetzt und werden oft sehr jung schwanger – was für den Körper schädlich ist. Hem lernte, wie sie sich gegen Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung und Ausbeutung wehren kann. Das hat vieles verändert. Heute setzt sie sich gegen Ungerechtigkeiten ein. «Vor ungefähr einem Jahr konnte ich mit anderen Mitgliedern des Clubs eine Zwangsheirat verhindern», erzählt sie. «Die Familie hat uns gedroht, weil wir uns in ihre Angelegenheiten eingemischt haben. Mit Hilfe der Polizei konnte die Heirat verhindert werden.»

Motoren der Veränderung
In den Distrikten Sunsari und Udayapur im Südosten Nepals hat World Vision bisher 65 Mädchen und Jungen wie Hem in den Community Clubs über ihre Rechte aufgeklärt und sie darin gecoacht, sich gegen Zwangsheirat und Gewalt zu wehren. Sie agieren jetzt als «Motoren der Veränderung» – und sensibilisieren andere für diese Themen. So wie Hem: Sie teilt ihr Wissen mit ihren Freunden, den Club-Mitgliedern und der ganzen Gemeinde, wann immer sie die Möglichkeit dazu hat. «Man kennt mich nun gut in meinem Dorf. Ich werde immer wieder gefragt, was ich im Club gelernt habe. Ich antworte ihnen gerne.» Inzwischen präsidiert sie den Community Club und leitet das «Child Club Network» ihres Dorfes.

Seit es diese Community Clubs gibt, ist die Zahl der Zwangsheiraten in den ländlichen Gebieten von Udayapur und Sunsari stark zurückgegangen. Und noch wichtiger: Die Gemeinschaft ist sich der negativen Auswirkungen bewusst und ist bereit, dagegen vorzugehen. «Um das Problem anzugehen, mussten wir es bei den Wurzeln anpacken. Heute weiss jeder Einwohner unseres Dorfes, was Zwangsheirat bedeutet und wie schädlich sie ist », sagt Dohini, ein einheimischer Mitarbeiter von World Vision, der in den Community Clubs mitarbeitet. «Diese Clubs sind eine tolle Möglichkeit, Kinder und Jugendliche über ihre Rechte zu informieren und sie zu sensibilisieren – und über sie auch ihre Kollegen zu erreichen.»

Neue Vorbildrolle im Dorf
Auch Hem ist begeistert, dass die Jugendlichen heute viel sensibler sind in Bezug auf Zwangsheirat und über die negativen Auswirkungen Bescheid wissen. Sie lobt den Club und das, was er in ihrem Leben bewirkt hat: Sie weiss mehr, ist selbstbewusster geworden und hat eine Vorbildrolle in ihrem Dorf eingenommen. «Ich bin dankbar, dass mich Dohini in dieser Phase begleitet und motiviert hat», sagt sie. Für ihre Zukunft wünscht sie sich, dass sie eine Krankenschwester werden und so ihrer Region noch mehr helfen kann.

Hem ist eine von vielen Jugendlichen, die ihr Wissen über Themen wie Kinderrechte und Zwangsheirat weitergeben, damit Kinder, Jugendlichen und Erwachsene darüber informiert sind und von dieser schädlichen Tradition wegkommen. Dank dieser engen Zusammenarbeit und der Multiplikation können immer mehr Menschen erreicht werden.

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