Wenn Nimo morgens ihre Hütte verlässt, kreisen Geier über den braunen, ausgedorrten Feldern. Sie warten nur darauf, dass wieder Ziegen oder Schafe an Durst und Schwäche sterben. Der Tag der 30-jährigen beginnt mit dem Gang zum familieneigenen Brunnen. Ihr gelb-violettes Tuch ist der einzige Farbtupfer in der sonst trostlosen, heissen und staubigen Landschaft. Nimo startet die kleine Dieselpumpe hinter dem Haus und wässert ein bescheidenes grünes Feld. Umgeben von verdorrten Feldern wirkt Nimos kleiner Gemüsegarten wie eine Oase.
Nimo muss allein für ihre beiden Kinder sorgen. Ihr Mann starb vor einigen Jahren. Viele Nachbarn haben das Dorf schon verlassen, um fruchtbares Land zu suchen – ob es gelingt, ist mehr als unsicher. «Die Nahrungsmittelpreise sind in den letzten Monaten rasant gestiegen», erzählt Nimo. «Darum gehen so viele Leute von hier weg.» Doch gerade in ländlichen Gebieten sei es schwierig, besseres Land zu finden. Viele ziehen weiter in die Stadt. «Ich weiss nicht, was ich tun würde, ohne die Hilfe von World Vision.»
Fruchtbare Felder dank World Vision
Als Nimos Ehemann vor vier Jahren starb, begann World Vision, die Witwe zu unterstützen. «Sie haben mich in Landwirtschaft ausgebildet und mit Saatgut und Werkzeugen versorgt. Auch nach zwei ausgefallenen Regenzeiten kann ich so meine Familie noch mit Gemüse versorgen.»
Nimos Kinder wissen um die anhaltende Dürre und was sie bedeutet. Doch sie fühlen sich sicher, denn sie haben beides: ein bisschen Vieh und den Gemüsegarten. Die fünfjährige Selma ist ein quirliges Mädchen in einem farbenfrohen Kleid. Sie begleitet ihre Mutter oft beim Gang zum Feld und besteht darauf, ihr zu helfen und das Feld zu bewässern. «Ich mag das frische Wasser und die Pflanzen trinken es eben auch gern», sagt sie, während sie sich schüchtern hinter ihrem älteren Bruder Abdi versteckt. Er sorgt sich wegen des ausbleibenden Regens: «Oft kommen Leute mit ihren Kamelen auf der Suche nach Wasser an unserer Hütte vorbei. Das macht mich traurig.»
Nimo und ihre Kinder sind 3 der 530‘000 Personen, die World Vision in Somalia mit Hilfe unterstützen will, um die drohende Hungersnot zu verhindern. «Ich bin froh, dass meine Kinder zu essen haben, aber ich sorge mich um mein Land», sagt Nimo. Die Situation im Land ist tatsächlich besorgniserregend: 6 Millionen Menschen droht zurzeit der Hungertod, 944‘000 Kinder unter 5 Jahren sind akut unterernährt. Sollte die derzeitige Regenzeit bis im Juni nicht die erhoffte Niederschlagsmenge bringen und humanitäre Hilfe ausbleiben, wird sich die Lage weiter verschärfen. Eine gigantische Hungersnot droht.