Reisebericht aus Mosambik: Neue Perspektiven dank Eigenanbau

18. März 2016

Gemuesefeld in Mosambik

Die dichte Vegetation in Chizavane täuscht: Erst vor drei Tagen regnete es zum ersten Mal in diesem Jahr. Die Ernte der Bauern ist in Gefahr.

Wird die Milch im Kühlfach des Supermarkts angebaut? Wachsen Tiefkühlerbsen auf Bäumen? Wer sich solche Fragen stellt, dem rate ich zu einem Besuch im Entwicklungsprojekt Ukane in Mosambik. Ich durfte mich anlässlich einer Projektreise in den Süden des Landes vom Einfallsreichtum und der Selbständigkeit der Projektbeteiligten überzeugen.

Der erste Regen kam (zu) spät
Inmitten des Entwicklungsprojekts von World Vision Schweiz Ukane liegt das Gemeinschaftszentrum Chizavane. Als ich es am frühen Morgen kurz vor halb acht Uhr erreiche, zeigt das Thermometer bereits über 30 Grad. Das Zentrum scheint umgeben von einer dichten, intensivgrünen Vegetation. Der Schein aber trügt. Die Projektbewohner haben monatelang auf Regen gewartet. Vor drei Tagen kam der lang ersehnte Niederschlag endlich – es waren die ersten Regentropfen in diesem Jahr.

Eigentlich wäre in dieser Woche im Süden Mosambiks eine ausgedehnte und intensive Regenzeit zu Ende gegangen. Doch auf die Vorhersagen früherer Jahre ist heute kaum noch Verlass. Das Klimaphänomen El Niño bewirkt auch in diesen Breitengraden teils verheehrende Veränderungen des Klimas.

Vom erlösenden Nass von vor drei Tagen zeugen heute noch einige tiefe Pfützen auf den unebenen roten Lehmstrassen. Es sei wohl der erste und letzte Regen für lange Zeit gewesen, erklärt Antonio Matimbe von World Vision Mosambik. Umso mehr schätzt er das derzeit prächtige Grün in den Feldern rund um das Zentrum. Er hofft, dass die kurze Regenperiode ausgereicht hat, um all die Ernten zumindest teilweise zu retten.

4.5 Hektaren, bewirtschaftet mit Fleiss und Freude
Andernfalls hätte dies verheerende Auswirkungen auf die rund 250 Menschen des Gemeinschaftszentrums, die hier als Selbstversorger ihre Nahrung anbauen. Der Ort ist ein einziger riesiger Pflanzgarten: 4.5 Hektaren umfasst das ganze Gebiet. Neben zarten Chilli-Pflanzen (deren Früchte in der bekannten Piri-Piri-Sauce alles andere als eine zarte Wirkung haben) sticht mir gleich ein riesiges Feld mit kleinen, gelbblühenden Pflanzen ins Auge. Sie gehören zur Erdnuss-Pflanze. Deren Anbaugebiet nimmt etwas weniger als die Hälfte der gesamten Fläche in Anspruch und brachte im letzten Jahr unglaubliche 3.5 Tonnen Erdnüsse hervor.

In der brütenden Hitze gehen wir weiter. Überall riecht es nach frischer Erde. Es ist erstaunlich, was hier alles wächst. Wir passieren Süsskartoffel-Felder, Cashew-Bäume und erreichen schliesslich ein grosses Maniok-Feld, das gerade von einigen Mitgliedern des Frauen-Clubs der Gemeinschaft bearbeitet wird.

Die meisten der angebauten Nahrungsmittel braucht das Gemeinschaftszentrum selbst. Was übrig bleibt, wird verkauft und der Erlös wird wieder in neues Saatgut oder Infrastruktur investiert. Neben der Zusammenarbeit auf organisatorischer Ebene und der Beratung und Schulung in neuen Anbaumethoden unterstützt World Vision das Zentrum mit Saatgut und weiterem Hilfsmaterial, wie zum Beispiel Fahrzeuge für den Anbau.

Den Abschluss des kleinen Rundgangs bildet ein grosser, schattenspendender Baum, unter dem sich eine ältere Frauengruppe mit einigen Enkelkindern versammelt hat. Es ist ein Mafurra-Baum, dessen Früchte getrocknet, und später zu wertvollem Öl verarbeitet werden. Dieses sei sogar feiner als Olivenöl.

Sichere Obhut und sinnvolle Tagesgestaltung
Alle der 250 Mitglieder des Zentrums wurden in ihrem Leben bereits mit einem schweren Schicksalsschlag konfrontiert. Die 90 Kinder und Jugendlichen sind allesamt Waisen. Die meisten ihrer Eltern starben an HIV/Aids. Rund die Hälfte aller erwachsenen Mitglieder leidet ebenfalls an der weltweit am verbreitetsten Infektionskrankheit. Dank dem von World Vision unterstützten Zentrum haben sowohl Kinder als auch Erwachsene einen Zufluchtsort, den sie tagsüber nutzen können. Kleinkinder tun dies in der Regel in der Obhut ihrer Grosseltern, sofern diese noch leben. Dank der Leitung des Community Centers besuchen alle Kinder für einen halben Tag die Schule, wie im ganzen Land üblich. Die zweite Tageshälfte verbringen sie im Zentrum. Sie spielen, lernen und unterstützen die Erwachsenen mit kleinen Arbeiten beim Gemüseanbau.

Ich spüre, dass die Menschen hier zuversichtlich sind. Sie sind genügsam, zunächst etwas scheu, doch uneingeschränkt freundlich und aufgeschlossen. Vor allem aber sind sie dankbar. Sie sind dankbar dafür, dass ihnen auch dank der Unterstützung von World Vision neue Perspektiven geboten werden. Ich verlasse das Gemeinschaftszentrum in Chizavane mit einem überaus positven Gefühl. Die Verantwortlichen haben hier zusammen mit allen grossen und kleinen Mitgliedern eine kleine grüne Oase geschaffen, die sich stetig entwickelt und Neues hervorbringt. Unabhängig davon, ob und wie oft es gerade regnet.

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