Ein Familienvater und eine Moderatorin erzählen, warum sie sich für ein Klimaresilienzprojekt in Jordanien engagieren.

Text: World Vision Jordanien

 

Das im Süden Jordaniens gelegene Ma’an ist bekannt für seine sengende Hitze mit Sommertemperaturen von über 40°C, was die Auswirkungen des Klimawandels in der Region noch verstärkt. Die Stadt steht auch vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen: Die Arbeitslosenquote ist mit 24,3 % die höchste in Jordanien, was die ohnehin schon schwierige Lage noch weiter verschärft.

Doch unsere heutigen Gesprächspartner träumen davon, die schwierigen Bedingungen in eine Quelle der Veränderung und Inspiration zu verwandeln.

Ein Familienvater

Unsere erste Geschichte handelt vom 41-jährigen Jameel*, einem hingebungsvollen Vater, der entschlossen war, eine bessere Zukunft für seine Familie und seine Gemeinde zu schaffen. Als bekannt wurde, dass World Vision im Rahmen der Syrien-Nothilfe ein Projekt für Klimaresilienz durchführt, sah er die Chance und ergriff sie. 

«Ich bewarb mich für das Klimaresilienz-Projekt in Jerash und hoffte auf eine Chance, und Gott sei Dank wurde ich als Cash-for-Work-Arbeiter angenommen. Wir erhielten von World Vision eine Schulung zum Pflanzen und Pflegen von Bäumen, was später zu unserer täglichen Aufgabe wurde, bei der wir Bäume pflanzten, wässerten und Unkraut entfernten», beginnt er.

Für den sechsfachen Familienvater bedeutete diese Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dass er seine Rolle als versorgender Vater und Ehemann zurückgewinnen konnte. «Gelegenheiten wie diese sind selten, und auch wenn sie nur ein paar Monate andauern, macht es einen grossen Unterschied. Es gibt uns finanzielle Sicherheit, hilft uns, unseren Verpflichtungen nachzukommen, und nimmt uns eine gewisse Last von den Schultern. Jeden Tag lege ich über 25 Kilometer zurück, nur um zur Arbeit zu kommen, aber ich tue es trotzdem mit Motivation und Zielstrebigkeit. Die Gewissheit, dass ich für meine Familie sorgen und endlich unsere Bedürfnisse befriedigen kann, hält mich aufrecht. Diese Arbeit gibt mir ein Gefühl der Selbstbestimmung. Ich sitze nicht nur zu Hause und fühle mich hilflos, sondern ich lerne, arbeite und tue etwas Sinnvolles», meint er.

Aber dieses Projekt war mehr als nur ein Gehaltsscheck, es verfolgte das ehrenwerte Ziel, die Umwelt zu verbessern und den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu fördern. «Wir widmen uns jeden Tag der Verbesserung der Umwelt. Für mich ging es bei meiner Aufgabe nicht nur darum, ein Einkommen zu erzielen, sondern auch darum, etwas für meine Mitmenschen und die Umwelt zu tun. Wir haben in Ma’an mit vielen Dürreperioden zu kämpfen. Wenn wir pflanzen, helfen wir der Umwelt und tragen dazu bei, die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern.

Ich wünsche mir, dass dieses Projekt ausgeweitet wird, dass es die Gegend wiederbelebt und verschönert, dass es unseren Lebensunterhalt verbessert und unsere Umwelt schützt», sagt er abschliessend.

Ein Mann in Jordanien kauert neben einer kleinen Pflanze inmitten trockener Landschaft und Bewässerungsschläuche.
Jameel* kümmert sich um eines der gepflanzten Bäumchen.

Eine Moderatorin und Mutter

In unserer zweiten Geschichte geht es darum, das Bewusstsein zu schärfen und die Stimmen der lokalen Gemeinschaft zu stärken, um einen langfristigen Wandel herbeizuführen. Die 35-jährige Hania* ist eine der Macherinnen in ihrer Gemeinde und schafft den Spagat zwischen ihrer Rolle als Mutter von vier Kindern und als Moderatorin von World Vision-Seminaren zum Umweltbewusstsein.

Alles begann, als Hania in den sozialen Medien auf die Projektmöglichkeit stiess. Von Neugier und Hoffnung getrieben, bewarb sie sich und wurde später angenommen. Damit begann ihre Reise, etwas zu verändern. Nach einer Schulung durch das World Vision-Team erwarben sie und fünf weitere Frauen Fachwissen über Klimaresilienz und ökologische Nachhaltigkeit, das sie später an die Gemeindemitglieder weitergaben.

Über ihre Rolle sagt Hania: «So viele Menschen in Ma’an wissen nichts über den Klimawandel. Jetzt haben wir den Schlüssel, um diese Realität zu ändern. Dieses Projekt bietet 100 Menschen einen Raum, in dem sie lernen können, wie sie aktiv werden und Teil einer nachhaltigen Zukunft sein können.»

Hania wies auch auf ein grosses Problem hin, mit dem Ma’an konfrontiert ist, und wie das Projekt dazu beigetragen hat, eine traurige Realität zu verändern: «Wir haben hier in Ma’an eine sehr hohe Arbeitslosenquote, vor allem unter den Frauen; manchmal bleiben Ärzte, Ingenieure und Lehrer zu Hause, weil es an Möglichkeiten mangelt. Dieses Projekt hat mir die Möglichkeit gegeben, meinen Lebensunterhalt zu verbessern und für meine Kinder zu sorgen.»

Aber das Projekt hat auch eine besondere Bedeutung für Hania, es war ein Samen der Bestimmung, der in ihrem Herzen Wurzeln schlug: «Ich liebe meine Arbeit wirklich und das Arbeitsumfeld ist erstaunlich. Ausserdem habe ich viele Fähigkeiten erworben, und mein Selbstvertrauen ist in die Höhe geschossen. Früher war ich schüchtern und zu ängstlich, um mich vor anderen zu präsentieren, aber durch dieses Projekt konnte ich wachsen, meine Stimme finden und meine Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit überwinden», bestätigt sie.

Eine Frau in Jordanien steht neben einem Banner mit der Aufschrift "Climate Resilience through Water Harvesting and Sustainable Agriculre project" und den Logos der beteiligten Organisationen, u.a. World Vision.
Hania* steht neben einem Banner zur Klimaresilienz, das sie für die Informationsanlässe braucht.

*Namen wurden zum Schutz der Identität geändert.

 

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