Impfungen gerecht verteilen

Covid-19-Impfstoffe werden in Ländern des Globalen Südens dringend gebraucht.

Als Mitglied der Impfinitiative COVAX der Weltgesundheitsorganisation WHO setzen wir uns dafür ein, die Covid-19-Impfstoffe schnell und gerecht auch an arme Länder zu verteilen. Denn der Schutz vor diesem Virus sollte nicht an wirtschaftliche Macht gekoppelt sein, sondern fair und gerecht umgesetzt werden.

Bereitstellung der Impfdosen skandalös

Zurzeit steht nicht genügend Impfstoff zur Verfügung, der über COVAX verteilt werden könnte – obwohl COVAX sich über Verträge Impfstoffkontingente gesichert hat. Fiona Uellendahl, Gesundheitsexpertin von World Vision Deutschland erklärt, dass reiche Länder zuerst zum Zug kämen. Sie haben bilaterale Vorabverträge mit den Herstellern, die zum Teil gar eine Überversorgung der eigenen Bevölkerung ermöglichen. Das eigentlich gut gemeinte Anliegen der COVAX-Initiative werde durch die «Ich zuerst-Haltung» der reichen Länder des Globalen Nordens untergraben.

Globale Hilfe ist unbedingt nötig

Angesichts der Bevölkerungszahlen in ärmeren Ländern und der mangelnden staatlichen Möglichkeiten dort sei die bisherige Bereitstellung von Impfdosen ein Skandal, so die Gesundheitsexpertin Fiona Uellendahl: «Allein in den zehn ärmsten Ländern der Welt leben etwa 330 Millionen Menschen. Die Menschen sind auf eine schnelle und breit angelegte Impfstoffversorgung angewiesen – doch die können sich die Regierungen dort gar nicht leisten.» Eine globale Hilfe ist deshalb unbedingt nötig. Sonst wird das grassierende Covid-19-Virus nicht besiegt werden können.

World Vision unterstützt in enger Zusammenarbeit mit UN-Organisationen und anderen Nichtregierungsorganisationen (NGO) 72 Millionen Kinder und ihre Familien sowie die Gesundheitssysteme in 70 besonders fragilen Ländern. Mehr dazu
 

Ihre Hilfe zählt

Positionspapier mehrer NGOs

Pharmakonzerne müssen Technologien und Forschungsergebnisse offenlegen und auch ärmeren Ländern zugänglich machen, damit die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten auch in armen Ländern möglich wird und schneller ausgeweitet werden kann. In einem jüngst veröffentlichen Positionspapier fordern mehrere NGOs, darunter auch World Vision, mehr Transparenz bei der Herstellung von Impfstoffen sowie eine global gerechte Verteilung und ein Ende des Impfstoff-Nationalismus.

Glaubensführer in einer Schlüsselrolle

Zweifellos: Der Impfstoff Covid-19 bringt Hoffnung für Kinder und ihre Familien, deren Leben von den Nachbeben der Pandemie erfasst wurde. Aber der Impfstoff ist nur wirksam, wenn die Menschen auch bereit sind, sich impfen zu lassen. Die Erfahrung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von World Vision in den Projektgebieten zeigt: Glaubensführer spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sind vertrauenswürdige Partner, die eng mit den Gemeinden zusammenarbeiten. Sie helfen mit bei der Einführung des Impfstoff, der Stärkung des Gesundheitssystems und beim Aufbau lokaler Widerstandsfähigkeit. Sie beziehen die lokalen Gemeinschaften in den Prozess mit ein und stellen sicher, dass die Impfstoffe vollständig akzeptiert werden.

Weitere aktuelle Informationen:

  • One Year ON - Covid-19 Response Jetzt lesen
  • Die COVAX-Initiative und das Ringen um Impfstoff für alle Jetzt lesen 
  • Covid-19 VACCINE Response Jetzt lesen 
  • Covid-19 Response World Vision Jetzt lesen
  • Hintergrundinformationen zur Impfinitiative COVAX Jetzt lesen
  • Link zu «Agile in adversity - How Covid-19 changed the way World Vision works» Jetzt lesen
  • Religiöse Glaubensführer im Kampf gegen Covid-19 Jetzt lesen
  • Aftershock Covid-19: Deadly Waves Jetzt lesen
  • Artikel «WHY COVAX COULD BEKOME THE MOST IMPORTANT ACRONYM OF 2021» (Quelle: CNN) Jetzt lesen
  • Artikel «Nur eine hohe Impfbereitschaft kann die Pandemie besiegen» (Quelle: nau.ch) Jetzt lesen
  • Artikel Vaccines by drone (Quelle: Gavi, The Vaccine Alliance) Jetzt lesen
  • Artikel «Globale Impfstoffversorgung in der Sackgasse?» (Quelle: Buko Pharma-Kampagne) Jetzt lesen
  • Medienmitteilung World Vision, 27.1.2021 Jetzt lesen 

 

 

Fragen & Antworten

+ Warum beteiligt sich World Vision an der Impfinitiative COVAX?

Wir beteiligen uns an COVAX, weil diese Impfinitiative sicherstellen soll, dass Menschen in allen Teilen der Welt gleichen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen erhalten, sobald diese verfügbar sind. COVAX unterstützt die Forschung, Entwicklung und Herstellung potenzieller Impfstoffe und verhandelt die Preise, damit alle Länder - unabhängig von ihrem Einkommensniveau - den gleichen Zugang zu den als sicher und wirksam anerkannten Impfstoffen haben. Die Rolle von World Vision in COVAX besteht darin, auf der Grundlage unserer bedeutenden Erfahrungen (wie z. B. durch die von uns geleiteten Core Groups Polio- und Ebola-Impfstoffentwicklungs-, Akzeptanz- und Compliance-Programme) bei der Einbindung der Gemeinschaft und der Vorbereitung der Nachfrageseite zu beraten. 

+ Was genau ist die Rolle von World Vision?

World Vision impft nicht. World Vision beteiligt sich nicht an der Verabreichung von Impfstoffen. Wir engagieren uns stark in der Prävention: Präventiv setzen wir auf Instruktion in Hygienemassnahmen, gesunde Ernährung (funktionierendes Immunsystem). Beispielsweise WASH und Hygiene-Aktivitäten oder in Brasilien auch bei der Versorgung der Krankenhäuser mit Sauerstoffflaschen. 
World Vision beteiligt sich nicht an der Verabreichung von Impfstoffen. Unsere Rolle besteht darin, sicherzustellen, dass Gesundheitshelfer verfügbar und geschult sind und über die nötigen Ressourcen verfügen. Und wir engagieren uns dafür, dass die Impfstoffe auf sichere und zuverlässige Weise bereitgestellt werden. 

+ Impfung an Kindern – was ist die Haltung von World Vision dazu?

Wir als World Vision haben uns schon immer für die Grundimmunisierung von Kindern eingesetzt (z.B. gegen Masern, Mumps, Tuberkulose und andere Krankheiten). In der Vergangenheit und in Kooperation mit der WHO haben wir einige drastische Pandemien und Epidemien eindämmen können. Ebola und auch Polio sind gute Beispiele dafür.   

Dies ist Teil unserer Geschichte. Deshalb ist es auch naheliegend, dass wir die aktuelle Impfstrategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützen.   

World Vision befürwortet KEINEN Impfzwang. Dies soll auch für Kinder und deren Eltern oder Erziehungsberechtigte gelten, welche in der Pflicht stehen, die beste Entscheidung für und mit ihrem Kind zu treffen.  Bezüglich geeigneter Impfstoffe vertritt World Vision die Haltung, dass es Aufgabe der nationalen Zulassungsbehörden ist, Impfstoffe zu überprüfen und festzulegen, welche Impfstoffe für die Anwendung bei Kindern sicher sind. 

Als Organisation und als Menschen, für die das Wohl und der Schutz der Kinder oberste Priorität darstellt, ist es uns ein Anliegen, eine Struktur zu schaffen, in der Kinder sich bestmöglich entfalten können.  

 

+ Wie wirkt sich Covid-19 auf das Leben von Kindern aus?

Insbesondere die Auswirkungen und Langzeitfolgen von Covid-19 wirken sich stark auf das Leben von Kindern aus. Die UNO prognostiziert, dass aufgrund der Pandemie bis zu 66 Millionen weitere Kinder in extreme Armut fallen werden - zusätzlich zu den geschätzt 385 Millionen, die bereits 2019 in extremer Armut lebten. In Afterhock-Studien zeigt World Vision die dramatischen Auswirkungen der Pandemie auf Kinder in Konfliktgebieten und in den ärmsten Ländern dieser Welt auf. Als Modell stützt sich eine erste Studie auf die Erfahrungen, die World Vision nach dem Ebola-Ausbruch 2015-2016 in Westafrika gemacht hat. Trotz Unterschieden zur aktuellen Pandemie lassen sich aus den damaligen Erfahrungen Schlüsse ziehen für erwartbare Szenarien in den vulnerabelsten Ländern. Tangiert sind Einkommen und Ernährung, Gesundheit, der Zugang zu Bildung ist versperrt, aufgrund von Covid-19 kommt es vermehrt zu Gewalt, Kinderarbeit und Zwangsheiraten. Sekundäre Auswirkungen JETZT LESEN

+ Was sind Vorteile von Impfungen?

Impfstoffe retten weltweit Millionen von Menschen vor Todesfällen durch vermeidbare Krankheiten. Allein die masernbedingten Todesfälle sind zwischen 2000 und 2014 um 79% gesunken, da der Impfstoff weltweit besser verfügbar geworden ist. Nach Schätzungen der WHO wurden dadurch 17.1 Millionen Menschleben gerettet. World Vision fördert schon immer die Grundimmunisierung von Kindern (z.B.  gegen Masern, Mumps, Tuberkulose usw.) und daher lernten wir auch die Arbeit der Weltimpfallianz Gavi wertschätzen und unterstützen sie.

+ Verabreicht World Vision Impfstoffe?

Nein, wir beteiligen uns nicht an der Verabreichung von Impfstoffen. Unsere Rolle besteht darin, Gemeinden zu mobilisieren und sie in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsministerien bei der Vorbereitung und Durchführung von Impfkampagnen zu unterstützen. Wir betreiben Aufklärungsarbeit und unterstützen so die Umsetzung nationaler Impfprogramme. 

+ Wer entscheidet ob geimpft wird oder nicht?

Arm und Reich sollen die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Wir sensibilisieren die Bevölkerung mit Hilfe unseres Netzwerks von Glaubensführern. Aber es schlussendlich und in jedem Fall bleibt es ein persönlicher Entscheid jedes Einzelnen/jeder Einzelnen, ob man sich impfen lassen will oder nicht.

+ Wen schützt die Impfung?

Das Ende der Pandemie ist erst erreicht, wenn alle geschützt sind, auch in armen Ländern. Die Impfung eines breiten Teils der Bevölkerung trägt zum Schutz jener bei, die sich nicht impfen lassen können (zu jung, zu krank, schwanger usw.)