Hungerkrise wird durch Konflikt im Sudan verschlimmert

Der jüngste Konflikt im Sudan hat zu Hunderten von Toten und Tausenden von Verletzten geführt, darunter auch Kinder. Die Lage im Sudan ist katastrophal. Etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung war bereits vor dem Ausbruch des jüngsten Konflikts dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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Der Konflikt im Sudan verschlimmert die Hungerkrise

 

Am 15. April 2023 kam es in der sudanesischen Hauptstadt Khartum zu bewaffneten Zusammenstössen, nachdem die Spannungen im Zusammenhang mit dem geplanten Übergang zu einer demokratischen Regierungsform seit Tagen zugenommen hatten. Bewaffnete Angriffe haben auch auf andere Regionen übergegriffen.

Bis zum 30. Juni wurden über 1080 Zivilisten getötet, 11'714 verletzt und mehr als 2,5 Millionen Menschen, vor allem Frauen und Kinder, aus ihren Häusern und ihrer Lebensgrundlage vertrieben. Ihre Zwangsmigration hat die ohnehin schon schwere humanitäre Krise in der Region weiter verschärft. Bis Ende Juni sind über eine halbe Million Menschen in den Südsudan und in andere Nachbarländer geflohen. 

Mit der Eskalation der Gewalt und der damit zusammenhängenden Flüchtlingsbewegungen hat sich die Hungerkrise weiter verschärft. Schon vor dem jüngsten Aufflammen der Gewalt litt etwa ein Drittel der sudanesischen Bevölkerung jeden Tag Hunger. Jetzt sind Millionen weiterer Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit und Hunger bedroht, was die ohnehin schon kritische Situation noch verschlimmert.​

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Ihre Spende wird dort eingesetzt, wo die Hilfe am dringendsten gebraucht wird.

Fragen und Antworten

+ Wie wirkt sich der Konflikt auf die Menschen im Sudan aus?

Viele Menschen im Sudan waren aufgrund von Klimaschocks, steigenden Lebensmittelpreisen und politischen Unruhen bereits täglich mit Hunger konfrontiert. Der anhaltende Konflikt und der jüngste Anstieg der Gewalt haben die Menschen in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt, unter anderem durch:

  • Akuter Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff, wobei die Preise für lebenswichtige Güter und Transportmittel stark gestiegen sind.
  • Begrenzter oder fehlender Zugang zu Gesundheitsdiensten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete Angriffe auf mehrere Gesundheitseinrichtungen; viele andere Einrichtungen sind überlastet und aufgrund von Personalmangel und fehlenden Hilfsgütern nahezu funktionsunfähig.
  • Viele Menschen aus aus den umkämpften Bundesstaaten Khartum, Nord- und Blauer Nil, Nord-Kordofan, Nord-Darfur, West-Darfur und Süd-Darfur sind in die angrenzenden Länder Tschad, Ägypten und Südsudan geflohen. 
  • Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. U.N. Women hat alle Parteien aufgefordert, dafür zu sorgen, dass Frauen und Mädchen vor diesen Verbrechen geschützt werden.
  • Angst und Ungewissheit. Bewaffnete Kämpfer haben Häuser besetzt, Berichten zufolge auch einige Krankenhäuser und Schulen, und auch die Wasser- und Stromversorgungsinfrastruktur angegriffen.

+ Welchen Risiken sind Kinder in den betroffenen Regionen im Sudan ausgesetzt?

Über 3 Millionen Kinder im Sudan sind akut unterernährt und befinden sich in einer schweren Gesundheitskrise, die zu einer der höchsten Unterernährungsraten der Welt beiträgt. Die Situation verschlimmert sich weiter, da in den meisten Regionen des Sudan der Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Nahrungsmitteln, Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienevorschriften eingeschränkt ist.

 

«Im Sudan ist die Zahl der humanitären Fälle so hoch wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr: Fast 16 Millionen Menschen benötigen lebensrettende humanitäre Hilfe. Die eskalierende Gewalt verschlimmert die Situation nur noch», sagte Emmanuel Isch, Direktor von World Vision im Sudan. «Wir schliessen uns den humanitären Partnern an und fordern ein sofortiges Ende der Gewalt. Jedes Kind verdient eine sichere und geschützte Kindheit ohne Angst vor Gewalt, Kreuzfeuer und Trauma.»

World Vision schliesst sich anderen humanitären Organisationen an und ruft alle Parteien dazu auf, dem Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder, Priorität einzuräumen.

«Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Frieden dringend wiederhergestellt wird, wenn Kinder, die unterernährt sind und zu verhungern drohen, nicht tiefes Leid erfahren sollen, das ihr Leben verkürzen könnte», fügte Emmanuel hinzu. «Kinder unter 5 Jahren sind besonders gefährdet. Ohne Frieden können wir den extrem gefährdeten Mädchen und Jungen und ihren Gemeinschaften keine Nahrungsmittelhilfe und Ernährungsunterstützung zukommen lassen.»

+ Wie reagiert World Vision auf die Krise im Sudan?

World Vision ist eine der grössten humanitären Hilfsorganisationen, die im Sudan tätig ist, und das seit fast vier Jahrzehnten.

Die jüngste Zunahme der Unsicherheit hat uns gezwungen, unsere Arbeit vorübergehend einzustellen, aber unser Engagement für die Menschen im Sudan ist ungebrochen. Im Mai konnten unsere Mitarbeitenden in einzelnen Regionen die Hilfsmassnahmen wieder aufnehmen, um den bedürftigsten Kindern und Familien zu helfen, solange es die Sicherheitslage erlaubt.

Bis Ende Juni konnten wir im Sudan 795 Tonnen Lebensmittel an 150'684 notleidende Menschen verteilen, darunter 52'724 Kinder.

Im Tschad unterstützte World Vision die Regierung dabei, 36,563 aus dem Sudan geflüchtete Menschen von der Grenze in sichere Gebiete zu bringen. Auch helfen wir beim Bau von 4700 Notunterkünften und 1000 Latrinen in den neuen Flüchtlingslagern.

Auch im Südsudan helfen wir bei Bau von Latrinen und Trinkwasseranlagen und versorgen unterernährte Kleinkinder und ihre Mütter mit therapeutischer Nahrung oder medizinischer Behandlung.

 

Im vergangenen Jahr haben wir mehr als 1,5 Millionen Menschen im Sudan - die meisten von ihnen Frauen und Kinder - mit lebensrettender Hilfe erreicht, darunter Nahrungsmittel, Zugang zu sauberem Wasser, Kinderschutz, Gesundheit und Ernährung sowie Sanitär- und Hygieneprogramme.

Unsere weitere Arbeit im Jahr 2022 umfasste:

  • Unterstützung eines Schulspeisungsprogramms für mehr als 140.000 bedürftige Kinder
  • Zugang zu sauberem Wasser für mehr als 55.000 Menschen
  • Versorgung von mehr als 41.000 Menschen mit häuslicher Gesundheitsfürsorge und Behandlung

 

 

+ Welchen Gefahren sind die Mitarbeitenden von World Vision ausgesetzt?

Unser 308-köpfiges lokales Team mit Hauptsitz in Khartum arbeitet mit Freiwilligen und Partnern in vier Regionen zusammen: Süd-Darfur, Blauer Nil, Ost-Darfur und Süd-Kordofan. Wir helfen Kindern und Familien im Sudan seit fast vier Jahrzehnten, von 1971 bis 1988 und seit 2004, zunächst in Darfur.

Unsere ausländischen Mitarbeitenden mussten wir Ende April evakuieren. Die lokalen Mitarbeitenden sind genauso wie die ganze Bevölkerung direkt von den Auswirkungen des aufgeflammten Konflikts betroffen. Dort, wo es die Sicherheitslage erlaubt, haben sie im Mai die Nothilfemassnahmen wieder aufgenommen.

Ihre Spende hilft, die Wirkung unserer Nothilfemassnahmen zu maximieren.

 

Vielen Dank!