Nein, Menstruation ist kein unreines Wort. Das weiss Valerie (13) heute. Aber unzählige Mädchen in Papua Neuguinea, dem drittgrössten Inselstaat der Welt, wagen es noch immer nicht, es laut auszusprechen. «Als ich meine erste Periode bekam, hatte ich Angst», erzählt Valerie. «Ich wagte mich nicht hinaus und blieb einfach zu Hause.»
Obwohl die Menstruation ein normaler biologischer Vorgang ist, bleibt sie in Valeries Land ein Tabu. Das Wissen ist lückenhaft, und Frauen wie Mädchen wissen nicht, wie sie mit ihrer Periode umgehen sollten. Viele, die sie unvorbereitet trifft, basteln sich ihre Binden aus Haushaltsmaterialien selbst, die das Blut aber nicht genügend aufsaugen. «Die Leute machen sich lustig über Mädchen mit Flecken auf den Röcken», sagt Valerie.
Schule schwänzen – aus Unwissen
Die traditionelle Überzeugung einer «unreinen» Menstruation, stigmatisieren die Betroffenen, denen es während ihrer Periode z. B. verwehrt ist, zur Arbeit und zur Schule zu gehen oder Essen zuzubereiten. Sie selbst glauben daran, «krank» zu sein, und ihre Psyche leidet darunter. «Wenn ich meine Periode habe, spiele ich nicht, sondern sitze ich nur da», sagt Valerie und erzählt dann von ihrer Cousine, die bei ihrer ersten Periode einen ganzen Monat ihr Zimmer nicht verlassen durfte. «Sie war immer eine sehr gute Schülerin, aber danach verschlechterten sich ihre Noten.»
2017 organisierte World Vision einen Workshop in ihrer Schule, der Schülerinnen, Schüler und Lehrer über Menstruation und korrekte Hygienemassnahmen aufklärte. Diese Veranstaltung fand für Buben und Mädchen getrennt statt, damit letztere offen über ihre Erfahrung sprechen konnten. «World Vision ermutigte uns, einander unsere Gedanken und Gefühle zu erzählen. Die meisten trauten sich dann auch.» Valerie stellt fest: «Ich lernte sehr viel, beispielsweise warum wir unsere Periode bekommen, wie ich mich korrekt reinige und den Hygieneabfall richtig entsorge.» Nun können sie ihr Wissen mit Mitschülerinnen und jüngeren Geschwister teilen.
Seit der Aufklärung durch World Vision haben Valerie und ihre Freundinnen neues Selbstbewusstsein gewonnen. «Nun kann ich anderen Mädchen, die ihre Periode noch nicht haben, die Angst davor nehmen. Und die Jungs verstehen, wenn sie einmal gross sind, ihre Töchter und können ihnen erklären, was zu tun ist.»