Text- und Sprachnachrichten via Handy helfen Shamoli in Bangladesch, ihren Sohn trotz Trinkwasserprobleme gesund grosszuziehen.
Text: World Vision Schweiz
Eine Welt ohne Handy ist für viele undenkbar: In der Schweiz besitzen neun von zehn Personen zwischen 14 und 69 Jahren eins. Knapp 80 Prozent surfen täglich auf dem Smartphone im Internet. Es ist kein Luxusartikel. Es gehört zum Alltag. Das gilt auch für Flüchtlinge und Menschen, die dort leben, wo World Vision hilft. Aber warum braucht eine Familie, die auf Hilfe angewiesen ist, ausgerechnet ein Handy? Wir haben mit Mitarbeitenden in sieben Ländern gesprochen und die häufigsten Gründe aufgeführt.
1. Es kostet nicht viel.
Klar, das neue iPhone kostet schnell 1’000 Franken. Ein einfaches Handy aber gibt es für einen Bruchteil davon. Und es ist in vielen Ländern sogar günstiger als ein Festnetzanschluss mit der dafür nötigen Infrastruktur. In Mexiko zum Beispiel kann man ein Handy für nur drei Franken im Monat bekommen, in Armenien kostet ein einfaches Modell sechs bis neun und in Myanmar muss man etwa 27 Franken berappen. Wer sich ein gebrauchtes Mobiltelefon anschafft, kommt noch billiger davon. Und auch die Verbindungskosten sind vielerorts niedrig: In Honduras zahlt man für ein Paket von 100 Minuten noch nicht einmal einen Franken.
2. Es gibt Sicherheit.
Für viele Kinder ist der Weg zur Schule lang. Sie müssen kilometerweit laufen und mitunter Minenfelder durchqueren, Wälder oder überflutete Bäche. Das kann gefährlich sein – und beängstigend, für sie und ihre Eltern. Mit einem Mobiltelefon können sie Hilfe rufen, wenn es nötig ist, und Bescheid geben, wenn sie gut angekommen sind. Ein Handy ist für diese Familien kein Luxusgut, sondern ein zentraler Aspekt, um Bildung und Sicherheit zu gewährleisten.
Für viele Kinder wie den 15-jährigen Flüchtling Fadi ist ein Handy weit mehr als ein technisches Gerät.
3. Es verbindet Familien.
In Gegenden, in denen die Möglichkeit fehlt, Geld zu verdienen, müssen einige Menschen zum Teil lange Distanzen in Kauf nehmen und in Städte oder Länder fern ihrer Familien ziehen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. In Ländern wie China, Myanmar und der Mongolei ist es für viele Kinder üblich, bei Verwandten zu bleiben, während ihre Eltern ausserhalb arbeiten. Das gilt auch für Honduras, Mexiko und die USA. Ein Handy hilft all diesen Familien, miteinander in Kontakt zu bleiben. Und viele Telekommunikationsunternehmen bieten bereits günstige Handytarife über Ländergrenzen hinweg.
4. Es ermöglicht Bildung.
Digitaler Unterricht ist in Zeiten von Covid-19 ein grosses Thema. Für viele Kinder ist es die einzige Möglichkeit, etwas zu lernen, vor allem in entlegenen Regionen und in Gebieten, die von Krisen und Kriegen erschüttert werden. Familien ohne Computer sind auf ein Handy angewiesen. In der Dominikanischen Republik oder El Salvador nutzen Kinder ein günstiges Internetpaket auf dem Handy ihrer Eltern, um Hausaufgaben zu erledigen. Immer mehr Kinder sind regelmässig online. World Vision bietet darum inzwischen weltweit auch spezielle Trainings zu IT-Sicherheit an.
Die Siebenjährige Nubia macht in Bolivien während des Lockdowns ihre Hausaufgaben auf dem Mobiltelefon der Mutter. Ein Lehrer hat ihr die Aufgaben via WhatsApp geschickt.
5. Es hilft, dazuzugehören.
Selbst wenn es sehr günstige Geräte sind, ältere und vielleicht schon gebraucht: Mit einem Handy können arme Kinder machen, was für andere selbstverständlich ist – Freunde anrufen zum Beispiel oder auf Social Media sein. Das Stigma, nicht dazuzugehören, ist nicht zu vernachlässigen, so dass sich viele Eltern bemühen, ihren Kindern nicht nur Nahrung und Kleidung, sondern auch den Zugang zur digitalen Welt und zu ihrem Freundeskreis zu ermöglichen. Wenn es reichen Leuten das Leben erleichtert und Möglichkeiten bietet, warum sollte das ärmeren Menschen auf der Welt vorenthalten sein?