Von Brutalität geprägt, von der Liebe erlöst

29. Dezember 2017

Familie vor Haus in Uganda.

James Okot (32) und Janet Awori (27) wurden beide von der Lord’s Resistance Army (LRA) entführt, als sie noch Kinder waren. Später wurde Janet James zur Frau gegeben. Trotz aller widrigen Umstände mit blutigen Spuren sind sie heute noch ein Ehepaar und haben fünf Kinder.

Der Regen war es, der die Brüder aus dem Busch, wo sie sich nachts vor den Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) versteckten, ins Dorf zurücktrieb. «Ich wünschte, wir wären im Regen geblieben», sagt James (32) traurig, «denn in dieser Nacht tötete ich meinen Bruder.» Beim Reden wischt er sich immer wieder über seine rechte Gesichtshälfte – da, wo statt einem Auge ein kleines rotes Loch klafft. Mit dem verbleibenden Auge kann er nicht sehen. Er ist blind, seit ihm eine der sieben Kugeln, die ihn während seines Lebens als Kindersoldat trafen, das Augenlicht raubte. 

Zum Morden gezwungen
«Ich wurde am 15. April 1992 entführt. Mein Vater sagte den Männern damals, ich sei zu jung, sie sollten doch ihn an meiner Stelle mitnehmen. Da sagten sie, sie ‹würden es ihm schon zeigen.› Sie drückten mir eine Axt in die Hände befahlen mir, meinen eigenen Bruder zu töten … Dann nahmen sie mich mit.» 
Heute kann James die glücklichen Stimmen seiner 5 Kinder wenigstens hören, die um ihn herum spielen und nichts von den Qualen ihres Vaters wissen. Seine Familie wohnt auf einem Grundstück mit 4 Hütten, mit einer Schar Hühner, Hunden und eine Kuh. Nur James’ Frau Janet (27) kann die Schmerzen ihres Mannes verstehen. Sie wurde ebenfalls von der LRA entführt und als 12-Jährige James zur Frau gegeben. «Frauen wurden oft als Belohnung für harte Arbeit vergeben, weil sie angeblich alles vergessen machen konnten, was wir im Busch erlitten. Aber ich wusste nichts mit ihr anzufangen», berichtet James. 
Doch sie hatten keine Wahl, und bald gebar Janet ihren ersten Sohn. «Nach neun Jahren dachte ich nicht mehr an Flucht. Unsere Familien würden uns bei einer Rückkehr eh töten, glaubten wir. Und ich hatte ja meinen Bruder auf dem Gewissen.» Als James aber 2001 eine Plünderung anführte, lauerte die ugandische Armee ihnen auf und er wurde von einer Kugel im Auge getroffen. «Ich konnte nichts mehr sehen und irrte umher, bis ich auf Zivilisten traf.» Man führte ihn zu den Armeebarracken. Doch «als die Leute hörten, dass ein Rebell dort war, wollten sie mich töten. Wir hatten ja gerade geplündert und getötet. Wenn der Kommandant mich nicht beschützt hätte, hätten sie mich umgebracht.»

Wie man zerrissene Leben wieder heilt
James wurde ins World Vision-Rehabilitationszentrum für ehemalige Kindersoldaten in der Stadt Gulu gebracht, Teil des «Uganda Children of War Rehabilitation Programme» (UCWRP). 3 Jahre lang wurde er dort medizinisch betreut, bekam Kleidung, regelmässige Mahlzeiten und konnte in Therapien ein neues Wertesystem aufbauen. Ein Jahr später traf auch Janet dort ein – die LRA hatte sie und andere Mütter bei ihrer Flucht vom Sudan nach Uganda auf dem Weg zurückgelassen. «Ich hatte Angst, dass sie mich nicht mehr zurücknimmt», sagt James. Viele Paare trennten sich nach der Rückkehr aus dem Krieg, um zu vergessen. «Aber ich konnte ihn doch nicht verlassen», sagt Janet. «Er ist der Vater meiner Kinder und immer ein guter Ehemann gewesen. Im umgekehrten Fall würde ich mir auch wünschen, dass er mich zurücknimmt.» Und James sagt: «World Vision hat mir das Vertrauen in die Zukunft wiedergegeben. Und die Traurigkeit in seiner Stimme weicht einer Zuversicht, die auch die Zukunft seiner Kinder beinhaltet. 
 

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