Vietnam: Kinderclub in Nam Giang

20. Februar 2023

Kinder des World-Vision-Kinderclubs in Nam Giang stehen jubelnd auf Treppenstufen.

Wie kann man sich und andere vor Gefahren oder Missbrauch schützen? Das lernen die Kinder in unseren Kinderclubs.

 

Text: Munkhtsetseg Ayush, World Vision Schweiz und Liechtenstein, International Programme Manager für Ostasien

 

Gewalt zu Hause und in der Schule sowie Kinderheirat sind Probleme, mit denen Kinder und Jugendliche im Bezirk Nam Giang häufig konfrontiert sind.

World Vision unterstützt 44 Kinderclubs in Nam Giang. Es gibt zwei Arten von Kinderclubs: Talentclubs und Lifeskills-Clubs für Lebenskompetenzen. Die meisten Talentclubs sind schulbasiert und fördern Sport, Musik und Tanz an Schulen.

Die Lifeskills-Clubs sind entweder in der Schule oder in der Gemeinde angesiedelt, wo die Kinder lernen, wie sie sich und ihre Freunde vor Gewalt, Gefahren und Missbrauch schützen können. Sie lernen auch, vor einer Gruppe zu sprechen und Anlässe zu moderieren. Diese Aktivitäten tragen dazu bei, ihr Selbstvertrauen zu stärken. World Vision setzt verschiedene Projektmodelle zum Schutz und zur Förderung von Kindern um, wie zum Beispiel:

  • Child-led Advocacy Initiative (CLAI): Kinder initiieren und organisieren eine Veranstaltung, um die Probleme und Herausforderungen, mit denen sie in ihrem Alltag konfrontiert sind, in einem Forum mit anderen Kindern, Erwachsenen und Entscheidungsträgern zu diskutieren. Ziel ist es, das Bewusstsein der Teilnehmenden für diese Themen zu schärfen und sich für eine Änderung einer Politik, einer Regel oder einer Verordnung einzusetzen.
  • Impact+ richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren, um ihnen beizubringen, wie sie sich selbst schützen und der Gemeinschaft dienen können.
  • Behavior Change Communication (BCC): eine Kommunikationskampagne, die darauf abzielt, das Bewusstsein der Zielgruppen (lokale Bevölkerung, Kinder, Erwachsene, lokale Behörden usw.) für schädliche Verhaltensweisen zu schärfen und diese zu ändern. Sie kann in jedem Bereich wie Gesundheit, Ernährung, Wasser und Hygiene, Kinderschutz, Schutz vor Gewalt usw. durchgeführt werden. 

 

Zwei Kinder des Lifeskills-Club von World Vision stehen vor einer Wandtafel

 

Wie funktioniert ein Lifeskills-Club?

Während meiner Reise nach Nam Giang habe ich einen Lifeskills-Club an einer Sekundarschule besucht. Die Schule hat 213 Schüler und Schülerinnen, darunter sind auch 35 Kinder aus schwierigsten Verhältnissen. Vor fünf Jahren gründete die Schule die ersten beiden Kinderclubs. Jetzt sind es vier mit 120 aktiven Mitgliedern. Etwa die Hälfte der Mitglieder sind Patenkinder im Entwicklungsprojekt Nam Giang von World Vision.

Die Clubmitglieder treffen sich monatlich und veranstalten zwei bis drei Mal pro Jahr ein Kinderforum. Bei den monatlichen Treffen diskutieren die Kinder über Probleme und Fragen, die ihnen im täglichen Leben begegnen. Ich habe an der Sitzung im August teilgenommen, bei der es um das Thema «Wie können sich Kinder vor Kindesmissbrauch schützen» ging. Die Referenten erläuterten den Kindern mit dem "Fünf-Finger-Konzept", wer ein Kind berühren oder küssen darf und wer nicht. So erkennen sie besser, wenn sie missbraucht werden und können sich besser schützen. 

 

Das Fünf-Finger-Konzept

  • Der Daumen steht für Menschen, die in enger Beziehung zum Kind stehen, wie Grosseltern, Eltern und Geschwister. Sie können das Kind küssen und umarmen, um ihre Liebe zu zeigen.
  • Der Zeigefinger steht für Lehrpersonen, Klassenkameraden oder Verwandte. Sie dürfen nur die Hand halten oder miteinander spielen. Das Kind darf dieses ablehnen und die Eltern informieren, wenn intime Körperstellen berührt werden.
  • Der Mittelfinger steht für Menschen, die das Kind kennt, wie z. B. Nachbarn oder Freunde der Eltern. Hier kann das Kind sich darauf beschränken, nur die Hand zu geben, zu lächeln oder zu grüssen.
  • Der Ringfinger steht für die Familienmitglieder, die das Kind zum ersten Mal oder selten trifft. Hier kann das Kind sich darauf beschränken, zur Begrüssung nur zu winken.
  • Der kleine Finger steht für Fremde, die einen engen Körperkontakt mit dem Kind suchen oder haben, der dem Kind Angst macht. Hier sollte das Kind weglaufen und schreien, um Menschen in der Nähe zu informieren.

 

Einige Stimmen zum Lifeskills-Club

Frau Phan Thi Nhung ist die Moderatorin des Kinderclubs. Sie arbeitet ehrenamtlich und erzählt mir: «Am Anfang habe ich den Kinderclub geleitet und moderiert, da die Mitglieder sehr schüchtern waren. Jetzt wird der Club von den Kindern selbst geleitet. Wir haben 30 aktive Mitglieder. Die Clubmitglieder haben jeden Monat gemeinsame Treffen. Ich bin sehr stolz darauf, dass die Kinder selbstbewusster geworden sind. Am Anfang konnten sie vor Publikum kein Wort sagen. Jetzt können sie sogar vor einem Fremden eine Präsentation halten. Das ist ein grosser Unterschied! Auch bin ich sehr stolz darauaf, dass die Clubmitglieder ihr Wissen mit Gleichaltrigen, Freunden und Familien teilen.»

 

Po Loony Thu, Mädchen, 14 Jahre, 8. Klasse: «Ich habe von ehemaligen Clubmitgliedernviel Gutes über den Kinderclub gehört. Ich mag den Club, weil ich weiss, wie ich mich in einer gefährlichen Situation schützen kann. Ausserdem weiss ich jetzt, wie ich mich vor dem Ertrinken schützen kann.»

 

Arar Khai, Junge, 14 Jahre, 8. Klasse: «Ich bin vor 3 Jahren dem Kinderclub beigetreten, weil ich mit anderen Kindern in Kontakt kommen wollte. In dieser Zeit habe ich gelernt, mit anderen Menschen ohne Angst zu sprechen. Ich bin jetzt viel selbstbewusster. Viele Kinder leiden unter Gewalt von ihren Eltern und von Gleichaltrigen. Wir müssen den Menschen klar machen, welche Folgen Gewalt für Kinder hat.  Die Menschen müssen besser über die Gesetze zur Verhinderung von Gewalt Bescheid wissen.»

 

Ka Phu Tang, Junge, 15 Jahre, 9. Klasse (Links im Bild): «Ich bin seit vier Jahren im Kinderclub und bin gerne hier. Ich habe viel Wissen und Selbstvertrauen erworben, um mich vor Verletzungen und Gewalt zu schützen. Ich bin jetzt viel zufriedener mit meiner Person. Was ich und meine Freunde hier tun, hilft auch anderen Kindern. Wir haben zum Beispiel einige Haushalte besucht und mit gewalttätigen Eltern gesprochen, um sie davon zu überzeugen, ihre Kinder nicht zu schlagen. Und wir konnten beobachten, dass sie seither keine körperliche Gewalt mehr anwenden. Ausserdem lerne ich viel Hilfreiches, zum Beispiel wie man Reden plant und vorbereitet. Ich möchte Arzt werden. Mein Traum ist es, um die Welt zu reisen, andere Menschen kennenzulernen und verschiedene Sprachen zu sprechen.»

 

 

Le Thi Thuy Tien, WV-Mitarbeiterin, 26 Jahre: «Als ich anfing, für das Entwicklungsprojekt Nam Giang zu arbeiten, stellte ich fest, dass es den Kindern an vielen Dingen mangelt, an Lernmaterial und Fähigkeiten. Die Eltern wussten nicht, wie sie sich um ihre Kinder kümmern sollten. Der Bezirk Nam Giang umfasst zwölf Gemeinden, in fünf von ihnen ist World Vision tätig. In diesen Gemeinden sind die Kinder deutlich selbstbewusster, denn World Vision leistet viel Kommunikationsarbeit, um das Bewusstsein der Eltern und Gemeinden zu schärfen. So ist beispielsweise in den letzten Jahren kein Fall von Kinderheirat gemeldet worden, seit viel Aufklärungsarbeit gegen Kinderheirat geleistet worden ist.»

 

Möchten Sie langfristig mithelfen, dass noch mehr Kinder und Jugendliche ihr Potenzial entfalten und ihren Beitrag zur Entwicklung ihrer Dorfgemeinschaft leisten können? Dann übernehmen Sie eine Patenschaft! 

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