Der Bericht evaluiert, welche Fortschritte bei der Verfolgung der sechs Bildungsziele erreicht wurden, die im Jahr 2000 von 164 Staaten formuliert worden waren. Dazu zählen der Zugang zur Grundschulbildung, die Überwindung des Geschlechtergefälles oder die Reduzierung der Analphabetenrate bei Erwachsenen. Nach 15 Jahren endet nun das Aktionsprogramm «Bildung für alle» mit einem ernüchternden Fazit. «Unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende», weiss Linda Hiebert, Bildungs-Direktorin bei World Vision.
Der Bericht konstatiert, dass nur ein Drittel aller Länder ihre Ziele erreicht haben. Zwar würden heute Millionen mehr Kinder eine Schule besuchen. Doch nur in der Hälfte aller Länder gibt es ein flächendeckendes Primarschulangebot, was eines der Hauptziele des Programms war. Das bedeutet, dass fast 100 Millionen Kinder weltweit die Grundschule nicht abschliessen können, so der Unesco-Bericht.
Mädchen besonders betroffen
Besonders Mädchen, ethnische Minderheiten und insgesamt Kinder in Krisengebieten haben kaum Zugang zur Schule. Im Niger zum Beispiel, wo auch World Vision Schweiz Bildungsprojekte betreibt, besuchen immer noch 70 Prozent der ärmsten Mädchen keine Schule. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit, dass die ärmsten Kinder die Schule abschliessen, fünfmal geringer als bei den reichsten. Eine Hochrechnung ergibt, dass im Jahr 2030 nur die Hälfte der Kinder in Ländern mit geringem Einkommen die Sekundarschule abgeschlossen hat.
«Wir müssen die politischen Führer daran erinnern, dass Kinder in Konfliktgebieten, Mädchen, Kinder mit Behinderungen und von ethnischen Minderheiten in den nächsten Entwicklungszielen priorisiert behandelt werden müssen», erklärt Linda Hiebert. World Vision fordert, dass die so genannten Post-2015-Ziele beinhalten müssen, dass alle Kinder Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung haben. «Erst wenn ein Mädchen aus der ärmsten Familie im schlimmsten Slum oder aus der verlassensten Gegend ihren Traum, zu dem Schulbildung beitragen kann, realisiert hat, haben wir die Gewissheit, dass wir eine nachhaltige Entwicklung erreicht haben», verdeutlicht Hiebert.