International als Menschenrechtsverletzung geächtet und doch für viele Alltag: Beschneidung wird an Frauen und Mädchen täglich vollzogen. Weltweit leiden rund 140 Mio. Betroffene an den Folgen. Sie leben in den Ländern des westlichen und (nord)östlichen Afrikas sowie in Teilen Asiens und des Mittleren Ostens, während Migranten die Praktiken teilweise auch in die Länder des Westens einführen.
Beschneidung als Teil der kulturellen Identität
Bei Mädchenbeschneidungen werden die weiblichen Genitalien teilweise oder vollständig entfernt und/oder die Vaginalöffnung wird verengt. Sie sind weit in die Geschichte zurückzuverfolgen und tief in Traditionen verwurzelt, die sich dem westlichen Verständnis weitgehend entziehen. Sie sind unter anderem an das Weiblichkeitsideal gebunden: Ein Mädchen gilt nicht eher als "rein", bis ihre "unreinen" Körperteile entfernt werden. Als Initiationsritus symbolisiert der Eingriff die Schwelle zwischen Kind und Erwachsene, und auch die Überzeugung, dadurch das sexuelle Verlangen der Frau kontrollieren zu können, wird als Argument für die Beibehaltung der Praktiken ins Feld geführt.
Die Betroffenen leiden ein Leben lang unter den Folgen
Meist werden für den Eingriff einfache Instrumente wie Messer, Scheren, Rasierklingen oder Glasscherben verwendet. Die gesundheitlichen Folgen reichen von unmittelbaren Schmerzen und Schock bis zu lebenslanger Unfruchtbarkeit, Entzündungen, Traumata etc. Der Tod des Mädchens aufgrund hohen Blutverlusts oder später bei einer Geburt ist kein Einzelfall.
Aufklärung zeigt Wirkung
Da die Beschneidung Teil der kulturellen Identität ist, kann nur gesellschaftlicher Dialog zum Umdenken und der Veränderung sozialer Normen führen. Daher setzt sich World Vision für die Sensibilisierung der Bevölkerung ein und fördert die gemeinsame Ausarbeitung von Alternativen mit der Bevölkerung. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Sensibilisierung ist der Fokus auf die Förderung positiver kultureller Aspekte. Aufklärung über die gravierenden Folgen und Lobbyarbeit sollen die Rechte der Mädchen stärken, wobei World Vision auf verschiedenen Ebenen (Radio, Theater etc.) aktiv wird.
In Velingara, Senegal, unterstützt World Vision Schweiz einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem vor allem Grossmütter eine wichtige Rolle spielen. Ihr Einfluss, ihre Erfahrungen und ihre Fürsprache zur Änderung von Bräuchen wiegt schwer - und nachweislich: Die Anzahl der Befragten bei einem Vorgängerprojekt zwischen 2008 und 2011, die eine Beschneidung als Gefahr begreifen, hatte sich seit Projektbeginn fast verdoppelt, und von anfänglich rund 85% erklärten sich letztlich nur noch rund 7% dem Brauch verhaftet.