So einfach können Massnahmen gegen den Klimawandel sein

5. Dezember 2019

Äthiopien: Tony Rinaudo, World Visions Agrarexperte im karierten Hemd zeigt, wie ein vertrockneter Schössling beschnitten werden muss, damit dieser wieder wachsen kann. Im Hintergrund trockene Wüstenlandschaft

Tony Rinaudo, World Vision-Mitarbeiter und Entdecker der FMNR-Methode, zeigt Bauern aus Äthiopien, wie indigene Büsche beschnitten werden müssen, damit daraus wieder Bäume werden.

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Text: Tony Rinaudo, World Vision Australien

Bill Mollison, Vater der Permakultur, sagte einmal: «Obwohl die Probleme der Welt immer komplexer werden, bleiben die Lösungen peinlich einfach.» Dieser Satz könnte auch auf den Klimawandel zutreffen. 

Die Menschheit produziert immer mehr Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses wiederum ist
schädlich für die Umwelt, da es dazu beiträgt, dass sich die Erde immer mehr aufheizt. Glücklicherweise hat die Natur Mittel, dem CO2 entgegenzuwirken. Und diese Mittel sind
wirklich peinlich offensichtlich: Bäume. Sie entnehmen das CO2 der Atmosphäre, verwandeln es in Luft und speichern den Kohlenstoff. 

Knapp 1 Milliarde Hektar freie Fläche
Eine kürzlich erschienene Studie im Science Magazine  hat herausgefunden, dass weltweit ein enormes Potenzial für die Wiederaufforstung zur Verfügung steht – fast eine Milliarde Hektar Fläche, genug für etwa 500 Milliarden Bäume, haben die Wissenschaftler berechnet. In Wirklichkeit sind es sogar 3 Milliarden Hektar, dazu später mehr.

Äthiopien: Eine Landschaft in Äthiopien, rote, steinige Erde, im Hintergrund einige Sträucher und Büsche.
Hier in Äthiopien wird der Boden durch Wiederaufforstung und FMNR wieder fruchtbar gemacht.

0,9 Milliarden Hektar neuer Wald, der 205 Gigatonnen Kohlenstoff binden könnte, liefert alleine schon genug Argumente dafür, dass die Wiederbegrünung eine der wirksamsten Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels ist. Obwohl bei der Umsetzung noch etliche Fragen offen sind, z.B. wer das Land zur Verfügung stellt oder entsprechende Gesetze erlässt. Und selbstverständlich ist ein umfassender Ansatz zur Reduzierung der Treibhausgase erforderlich. Dennoch sind das sehr gute Nachrichten. Und es wird nur noch besser!

Noch 2 Milliarden Hektar mehr für Bäume
Was vielen nicht bewusst ist: Bäume können nicht nur auf freien Flächen, sondern auch auf Ackerböden und Weideland wachsen. Dadurch stünden weitere zwei Milliarden Hektar Fläche zur Verfügung. Viele Entscheidungsträger in Regierungs-, Klima-, Entwicklungs- und Landwirtschaftskreisen haben jedoch die falsche Auffassung, dass sich landwirtschaftliche Flächen und Bäume gegenseitig ausschliessen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Wiederbegrünung mit dafür geeigneten Baumarten ist nicht nur kompatibel mit der Landwirtschaft, sie unterstützt sie sogar. Die Einbeziehung von Bäumen in bereits genutzte Flächen trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern erhöht gleichzeitig die Produktivität und Widerstandsfähigkeit der bewirtschafteten Böden. 
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Fokus auf Kleinbauern
Bereits jetzt wird die Pflanzung von Bäumen auf Ackerland in gewissen Regionen der Welt
umgesetzt. Die Agroforstwirtschaft, wie dieses Konzept genannt wird, ist vor allem in
Südostasien, Mittel- und Südamerika verbreitet. Sie wird von grossen professionellen Betrieben bis hin zu Kleinbauern betrieben.

Besonders wirkungsvoll ist dabei oft der Fokus auf die Kleinbauern. Denn 80% der
landwirtschaftlichen Nutzfläche in Subsahara-Afrika und Asien wird von Kleinbauern
bewirtschaftet. Sie decken dadurch auch 80% der Nahrungsmittelversorgung in diesen Regionen ab. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Wahrnehmung können nachhaltige Kleinbetriebe sehr produktiv sein und viele betreiben bereits Agroforstwirtschaft.

Kenia: Eine junge Bäuerin in rotem Kleid lacht in die Kamera. Sie hat ein Messer in der Hand, um die Büsche zu beschneiden, und steht in mitten einer grünen Vegetation.Beispiel In Kenia: Kleinbauern konnten durch FMNR den Ertrag ihrer Ernten bereits deutlich steigern.

Erfolgsbeispiel aus Niger
Aber wie können Millionen von Kleinbauern, die in abgelegenen, schwer zugänglichen Gebieten leben und oft nur begrenzten Zugang zu Kommunikationsmitteln haben, erreicht oder gar von den Vorteilen der Wiederbegrünung und Agroforstwirtschaft überzeugt werden? Glücklicherweise gibt es einen modernen Präzedenzfall. Ab Mitte der 80er Jahre stieg dank einer von World Vision unterstützen Wiederbegrünungs-Methode (Farmer Managed Natural Regeneration ) die durchschnittliche Baumdichte in der landwirtschaftlichen Zone der Nigerrepublik über einen Zeitraum von 20 Jahren auf fünf Millionen Hektar: von etwa fünf Bäumen pro Hektar auf 40. 

Sensibilisierung und Akzeptanz brauchen Zeit und Geld
Im Jahr 2016 führte die US Geological Survey eine Studie in den sieben westafrikanischen Ländern Senegal, Mali, Ghana, Burkina Faso, Niger, Tschad und Nigeria durch und fand mehr als 15 Millionen mit FMNR bewirtschaftete Hektar, davon sechs Millionen in der Niger Republik. Und die Methode breitet sich weiter aus: Eine kürzlich in Malawi durchgeführte Studie ergab, dass über eine Million Hektar FMNR ohne offensichtlichen Zusammenhang mit einer Regierungs- oder NGO-Initiative stehen. Die wichtigsten Treiber waren das Bewusstsein für die Technik sowie die Akzeptanz und Förderung durch Nachbarn und Kollegen. Seit neuestem wird die Idee auch über das Radio verbreitet und in einigen Fällen ermutigt auch ein günstiges politisches Umfeld die privaten Landbesitzer dazu, Agroforstwirtschaft auf ihrem Land zu betreiben. 

Niger: Ein Baumstumpf mit einem kleinen grünen Trieb in NahaufnahmeBeispiel Niger: Neues Grün durch die FMNR-Methode. Im Niger konnten dadurch 200 Millionen Bäume wiederbelebt werden.

Das Besondere daran ist, dass es sich bei diesen Wiederbegrünungs-Phänomenen weitgehend um eine Bottom up-Bewegung handelt. Sie ist von den Betroffenen selbst auf einfache Weise umsetzbar und zudem noch kostengünstig. Laut Dennis Garrity, Drylands Ambassador bei den Vereinten Nationen, ist die «Massenausweitung der Farmer Managed Natural Regeneration viel kostengünstiger als herkömmliche Praktiken».

Ein grosser Beitrag für unser Klima
Von Klimawissenschaftlern und -politikern ist dieser Ansatz bis jetzt weitgehend unbemerkt geblieben, obwohl dessen Beitrag zum Klimaschutz beträchtlich ist. World Vision hat die FMNR-Methode bereits in 25 Ländern in die Entwicklungsprogramme aufgenommen und ist ausserdem Gründungsmitglied der Global Evergreening Alliance. Diese internationale NGO unterstützt die Entwicklung und Umsetzung von Projekten zur grossflächigen Umweltsanierung und nachhaltigen Landwirtwschaft in Entwicklungsländern auf der ganzen Welt. 

Es ist höchste Zeit, diese einfache Methode zum Klimaschutz und zur Bekämpfung der Armut grossflächig zu verbreiten.
 

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