Mutige Mädchen, starke Frauen: drei Inderinnen gegen COVID-19

21. August 2020

Indien: Drei junge Frauen blicken strahlend in die Kamera.

Ibtasan, Arshi and Farzana gründeten die Anughrah Peace Foundation (APF), um ihrer Gemeinde zu helfen.

Text: World Vision Schweiz

Was wird aus uns? Wie sollen wir überleben? Woher nehmen wir die nächste Mahlzeit? Aus allen Ecken ihrer Umgebung hörten Ibtasan, Arshi und Farzana diese Sorge erfüllten Fragen, als die indische Regierung Ende März für das ganze Land den «Shutdown» verkündete, um die Corona-Ausbreitung zu bekämpfen. Die drei Studentinnen aus Kolkata (früher Kalkutta) machten sich sofort einen Plan, wie sie helfen könnten. Besonders den Obdachlosen, arbeitslos gewordenen Tagelöhnern und Witwen wollten sie schnell helfen, weil diese nicht das Geld haben, sich Essensvorräte zu kaufen. Es war angesichts der Ausgangssperren, geschlossenen Geschäfte und Versammlungsverbote alles andere als leicht, den Plan umzusetzen, aber sie fanden Wege und wurden mit ihrer kleinen, lokalen Organisation über Wochen zu Mutmacherinnen, wenn nicht sogar zu Retterinnen. Dies freut uns umso mehr, weil die jungen Frauen sagen: «World Vision hat uns dazu inspiriert.»

Aller Anfang im Kinderclub

Ibtasan, Arshi und Farzana waren 11 Jahre alt, als sie einem Kinderclub von World Vision Indien beitraten. Im Kinderclub wurden sie für Themen wie Kinderrechte, Bildung und Hygiene sensibilisiert und erwarben durch Programme wie Life Skill Education for Transformation (LSET) wesentliche Lebenskompetenzen. Heute, mehr als ein Jahrzehnt später, verfolgen sie ihre beruflichen Ziele. «Wir haben uns für ein Studium der Sozialarbeit entschieden, weil wir die Arbeit von World Vision sahen und uns davon inspirieren liessen, einen positiven Beitrag in unserer Gemeinde zu leisten», sagt Ibtasan. 2016 gründeten sie mit ihren Ersparnissen eine Stiftung, die Anughrah Peace Foundation. Ziel dieser Stiftung ist es, benachteiligte Kinder zu unterstützen und zu stärken.

In der Corona-Krise fragen sich viele Familien, wo die nächste Mahlzeit herkommt.

Die Kooperation

Die Stiftung kooperiert mit dem Play for Peace-Programm von World Vision Indien - ein Programm, das Kinder befähigt, unter Gleichaltrigen und in ihren Gemeinden zu Akteuren des Wandels und des Friedens zu werden. Ibtasan, Arshi und Farzana haben schon in 30 Projektregionen von World Vision Indien in mehr als 10 Bundesstaaten Kinder geschult.

Ibtasan glaubt, dass die Arbeit von World Vision dazu beigetragen hat, die Einstellungen der Familien gegenüber Mädchen zu verändern.

Veränderte Einstellungen zu Mädchen halfen den Gründerinnen etwas zu verändern

«Als wir klein waren, war es in unserem konservativen Umfeld noch undenkbar, dass eine Organisation von Mädchen geführt wird», erzählt Ibtasan. Ihre beiden Freundinnen und sie seien unter den ersten gewesen, die überhaupt das College besuchen konnten. Ibtasan glaubt, dass die langjährige Arbeit von World Vision ganz wesentlich dazu beigetragen hat, die Einstellungen der Familien gegenüber Mädchen zu verändern. «Jetzt unterstützen alle die Arbeit, die wir machen», sagt sie.

Der Ausbruch der Corona-Krise machte es den Studentinnen unmöglich herumzureisen - und das ist weiterhin so. Auf die Not in der Nachbarschaft reagierten sie aber umso entschiedener. Während sie mit ihrem Kernteam engagierter Mitstreiter und Mitstreiterinnen, die Verteilung gekochter Mahlzeiten planten, stellte sich heraus, dass viel mehr Menschen dringend Hilfe brauchten, als sie gedacht hätten. Doch sie konnten keine grosse «Suppenküche» oder eine zentrale «Tafel» anbieten und richteten deshalb mehrere Stationen ein, in denen in kleinen Gruppen mit Abstand gekocht und portionierte Mahlzeiten an jeweils bis zu 250 Menschen ausgegeben wurden. Sie mussten sich dafür mit der Polizei abstimmen und nutzten für den Transport oft ihre Fahrräder.

World Vision India und die Anughrah Peace Foundation (APF) helfen Familien mit warmen Mahlzeiten.

Als ihr Stadtteil als möglicher «Corona-Hotspot» eine Zeitlang abgeriegelt wurde, nahmen die Herausforderungen zu. Lebensmittel konnten zum Beispiel nur noch in wenigen Geschäften und zu festgelegten Zeiten besorgt werden. Dennoch schafften sie es sogar, 50 notleidende Familien zusätzlich mit haltbaren Lebensmitteln wie Reis, Linsen und Kartoffeln sowie mit Seife zu versorgen. Die 45-jährige Mariam war eine der dankbaren Abnehmerinnen. «Mein Mann hat seinen Job verloren», erklärt sie ihre schwierige Lage. «Alle sagen uns, wir sollen Zuhause bleiben, aber Zuhause können wir nichts verdienen, und wovon sollen wir dann leben? Die Anughrah Peace Foundation kam jeden Tag zu uns und stellte Essen für meine Familie vor die Haustür. Wir sind ihnen so dankbar.»

Aktion gegen das Virus

World Vision schulte das Helfer-Team zu COVID-19 und legte auch die Verteilung weiterer gekochter Mahlzeiten in seine Hände, bis durch Lockerung der Beschränkungen auch grössere Hilfsaktionen möglich wurden. Auch jetzt noch sind die drei Mutmacherinnen unermüdlich im Einsatz und beweisen, wie wichtig auch die Zusammenarbeit mit kleinen, lokalen Organisationen in so einer grossen Krise ist. 

 

 Immer mit dabei: die Maske. Alle Helfer-Teams werden in Corona-Schutzmassnahmen geschult.

 

Wie World Vision in Indien Corona bekämpft und notleidenden Familien hilft

Die Corona-Pandemie stellt Indien vor riesige Herausforderungen - angesichts der 1,3 Milliarden Einwohnern und einem unterfinanzierten Gesundheitssystem. Die Mitarbeitenden von World Vision Indien halten Kontakt zu den Familien in den Projektregionen und konnten im ersten Monat des Einsatzes bereits 10’700 Familien mit Lebensmitteln, über 1’000 Familien mit Bargeld oder Gutscheinen und rund 30’700 Mädchen und Jungen mit Kinderschutzmassnahmen gezielt helfen. World Vision setzt sich ausserdem bei den Regierungen der Bundesstaaten für schnelle, unbürokratische Unterstützung der ärmsten Kinder und Familien ein. Die Probleme sind vielfältig, da viele Familien gerade kein Einkommen haben oder daran gehindert werden, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.

In einem Projekt in Rajasthan versorgte World Vision zum Beispiel während der strikten Ausgangssperre 200 schwangere Frauen 14 Tage lang mit gekochten Mahlzeiten, während ein anderes Projekt 80 Menschen mit Behinderungen unterstützte. Um Stress in Familien abzubauen und häuslicher Gewalt entgegen zu wirken, hat World Vision Anregungen zur gemeinsamen Beschäftigung zuhause und Informationen zu Rat und Hilfe in sieben Sprachen verbreitet.

World Vision Indien hat im ersten Monat des Einsatzes bereits mehr als 675’000 Familien vor Ort Informationen zu COVID-19 zukommen lassen und arbeitet kontinuierlich mit den örtlichen Regierungen, lokalen Organisationen und Multiplikatoren zusammen, um für das richtige Verhalten zu sensibilisieren und Hygiene-Bedingungen zu verbessern. Zur Aufklärung und Kommunikation nutzt World Vision angesichts der Kontakt- und Reisebeschränkungen gerade alle möglichen Kanäle zur Kommunikation. World Vision stellt ausserdem Kliniken, medizinischen Fachkräften und Helfenden diverses Schutzmaterial zur Verfügung.

 

Die Pandemie ist noch nicht überstanden. Menschen in Flüchtlingslagern und den ärmsten Regionen der Welt sind nach wie vor am stärksten gefährdet. Jetzt Hilfe leisten!

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