Eine nicht immer offensichtliche aber trotzdem nicht wenig folgenreiche Nebenerscheinung der weltweit grossen Anzahl von Migranten, ist die Verschlechterung der Bodenqualität. Die zunehmende Ausbreitung von Wüsten ist sowohl Ursache, als auch Folge. Die Rodung von Bäumen und Wälder für Feuerholz hinterlässt nicht nur öde Landschaften, die Bewohner sind dadurch auch nicht mehr vor Überflutungen geschützt, beispielsweise bei heftigen Niederschlägen. Der Boden bietet keinen Raum mehr für Biodiversität und somit Nahrung.
Der australische World Vision-Mitarbeiter Tony Rinaudo hat vor 35 Jahren im Niger entdeckt, dass zerstörte Wälder in einem unterirdischen Wurzel-Netzwerk weiterleben und wiederbelebt werden können. Daraus entwickelte er ein Konzept namens FMNR (Farmer Managed Natural Regeneration), das die lokalen Landwirte dazu befähigt, die natürliche Regeneration anzustossen und zu nutzen. Heute wird diese kosteneffiziente Methode in mehr als 20 Ländern erfolgreich angewendet. Dank FMNR konnten alleine im Niger ca. 6 Mio. Hektar Wald wieder aufgeforstet werden.
Alternativer Nobelpreis für Rinaudos Lebenswerk
Viele Dorfgemeinschaften haben erkannt, dass sie durch die natürliche Regeneration nicht nur der den Bäumen wieder Raum schaffen, sondern auch Ernteerträge verbessern und Dürren abmildern können. Tony Rinaudos unermüdlicher Kampf, wüstenähnliche Landschaften in Wälder und fruchtbares Ackerland zu verwandeln, wird nun auch international als wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Hungersnöten sowie zur Reduzierung von Armut und Umweltzerstörung anerkannt. Der World Vision-Entwicklungshelfer, der auch als «Waldmacher» bekannt wurde, hat für sein Lebenswerk den Right Livelihood Award erhalten. Die Stiftung würdigt mit dem renommierten Preis, der auch als «Alternativer Nobelpreis» bekannt ist, mutige Menschen und Organisationen für visionäre Lösungen globaler Probleme.
Eine nachhaltige Methode für Gross und Klein
Für viele Bauern ist die FMNR-Methode ein Türöffner zu einer vielfältigen und nachhaltig profitableren Landwirtschaft, die oft auch Bienenzucht und sogar die medizinische Verwertung von Baumfrüchten umfasst. Nicht nur Männer und Frauen, sondern auch Kinder sind an den World Vision-Renaturierungsprojekten beteiligt. In Kenia beispielsweise haben etliche Schulen bereits eigene schattenspendende Wäldchen neben Obstgärten angelegt, die von den Kindern sowohl gepflegt als auch für Spiel- und Freizeit genutzt werden.