Mädchenbeschneidung: Neue Riten gegen qualvolle Praktik

6. Februar 2017

Übergabe eines Zertifikats in Kenia

Bei einem alternativen Übergangsritus in Kenia erhalten die Mädchen ein Zertifikat. Alternative Übergansriten ersetzen die schädliche Mädchenbeschneidung.

Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen leben heute weltweit mit den oftmals schmerzvollen Folgen einer Beschneidung. Weiteren 30 Millionen Mädchen droht im nächsten Jahrzehnt die Beschneidung. Den meisten noch vor ihrem 15. Lebensjahr. Das sind die erschütternden Fakten einer schädlichen Praktik, die zwar in den meisten Ländern gesetzlich verboten ist, doch aus der Tradition heraus noch immer verübt wird – in vielen Ländern Afrikas, aber auch in Asien. In der Schweiz leben laut einer Befragung von Unicef Schweiz aus dem Jahr 2012 etwa 10‘000 Frauen, die beschnitten oder von Beschneidung bedroht sind.

In vielen Kulturen markiert die Beschneidung den Übergang eines Mädchens zur Frau. Erst nach dem gewaltsamen Entfernen von Teilen des weiblichen Geschlechtsorgans gilt das Mädchen als rein und heiratsfähig. Aber auch aus sozialen und religiösen Gründen wird diese Praktik durchgeführt. Immer noch sind Meinungen wie die folgenden von Eltern aus Äthiopien tief verankert: «Beschnitten sein diszipliniert den Verstand eines Mädchen.» Oder: «Wenn sie nicht beschnitten ist, wird sie alle Töpfe in der Küche zerbrechen.» Und: «Unbeschnittene Mädchen haben ein hitziges Temperament …», «… nicht beschnitten zu sein ist ein Zeichen von Ungehorsam. Wie kann sie ihrem Ehemann gehorchen, wenn sie solche Sachen nicht macht?»

Zusammenarbeit mit Grossmüttern und religiösen Leitern
Der Eingriff ist eine körperliche und seelische Qual für das Mädchen. Er birgt ein hohes Gesundheitsrisiko: Unsauberes Werkzeug kann zu lebensgefährlichen Infektionen führen. Die Mädchen sind für ihr ganzes Leben traumatisiert und gezeichnet. Unermessliche Schmerzen und Komplikationen beim Gebären sind vorprogrammiert. Beschnittene Mädchen werden oft schon im Alter von 12 bis 15 Jahren verheiratet. Doch wer sich dagegen entscheidet, fällt bei der Familie und dem Umfeld in Ungnade. Viele Mädchen müssen vor ihren eigenen Verwandten fliehen oder werden von der Gemeinschaft ausgegrenzt.

World Vision klärt die Bevölkerung darüber auf, wie schädlich das Ritual der weiblichen Beschneidung ist. Ein nachhaltiger Sinneswandel in der Bevölkerung soll dazu führen, dass die Praktik immer weniger durchgeführt wird. «Ein Verbot zeigt wenig Wirkung, dann verschwindet die Beschneidung nur in den Untergrund und wird tabuisiert», weiss Esther Bodenmann, Botschafterin für Kinderrechte bei World Vision Schweiz. «World Vision wendet darum einen ganzheitlichen Ansatz an und arbeitet zum Beispiel mit Personengruppen zusammen, die grossen Einfluss auf ihr Umfeld haben und ein Umdenken bewirken können.» Dazu gehören Dorfälteste, Grossmütter, religiöse Leiter oder Lehrer.

Ein Zeichen von nachhaltiger Verhaltensveränderung in unseren Projekten ist es, wenn Dorfgemeinschaften statt der Beschneidungen alternative, harmlose Übergangsriten durchführen, welche die Mädchen zur Frau machen. In Kenia konnte World Vision im letzten Dezember eine solche Zeremonie für 500 Mädchen durchführen. Zum alternativen Ritus gehören eine Ausbildung mit Themen zu Beziehung, Familienleben, persönlicher Hygiene und Aufklärung sowie eine abschliessende Zeremonie. An dieser Feier nimmt das ganze Dorf teil und die Mädchen erhalten ein Zertifikat.
 

Mehr über Mädchenbeschneidung: 
Studie zu Geschlechtergleichstellung
Unsere Ansätze im Bereich Kinderrechte + Kinderschutz

 

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