Glückliche Familie mit ihrer verbesserten Lama-Rasse im Dorf Coacari.
Text: Emile Stricker, International Programmes Manager, Latin America
«Die Rolle, die Lamas für das soziale und wirtschaftliche Wohlergehen der Bevölkerung in der bolivianischen Hochebene spielen, ist unbestreitbar», sagt Jaana Keitaanranta, die Länderverantwortliche des UNO Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD). Dementsprechend hat auch World Vision in Bolivien ein Projekt zur Steigerung der Produktion und des Verbrauchs von Lama- und Trockenfleisch in den Gemeinden im Einflussbereich des Programms Wawas Kusisqa realisiert.
Lamafleisch als reichhaltige Eiweiss-Quelle
Zuvor hatte die Bezirksverwaltung von San Pedro de Buena Vista in drei Bezirken, wo World Vision tätig ist, 109 chronisch unterernährten Kinder unter 5 Jahren festgestellt. Das ist auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen, bei der es an tierischem Eiweiss, Eisen und Zink fehlt. Das Lamaprojekt sollte beitragen, die Unterernährung bei Kleinkindern zu reduzieren, da Lamafleisch eine reichhaltige Eiweiss-Quelle bietet.
Know-how-Vermittlung für die Lamazucht
Im Verwaltungsbezirk von San Pedro de Buena Vista haben die Bauernfamilien Probleme bei der Aufzucht von Lamas: Bis zu 40% der Neugeborenen sterben daran, dass die Mütter in den Morgenstunden kalben und die Kälte in diesen Gemeinden auf 3500 bis 4200 Metern über Meer zum Tod der Jungtiere führt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Bauern keine technischen Kenntnisse über Steuerung der Fortpflanzung haben: Es gibt viele Blutsverwandtschaften, was zu einer Degeneration der Rasse und zu kleineren Tieren führt, die erst nach vier Jahren das für die Vermarktung benötigte Gewicht von 50 Kilo erreichen. Ausserdem pflegen die Lamabauern ihre Weideflächen nicht, um die Futterartenvielfalt zu erhalten.
Im Juni 2021 dann startete das Projekt «Lamas» mit Workshops für Behörden und Lamazüchter, durch welche 100 Lamazüchterfamilien in 17 Gemeinden im Bezirk erreicht wurden. Zudem wurden 17 Lamazüchter zu Beratern in Fragen der Tierhaltung und Tiergesundheit geschult, die vor Ort technische Unterstützung leisten können. 100 Familien ergänzten ihre Futtermittelarten um Hafer, Wicke und Klee und erhielten entsprechende Saat. 52 neue Umzäunungen von je 2500 m2 schützen jetzt die diversifizierten Anbauflächen. 100 männliche Zuchttiere der Kara-Rasse wurden angeschafft. Die Familien hatten für ein solches Zuchttier einen Beitrag von 50 Franken als Eigenleistung beizusteuern.
17 Berater gehen über 2'600 Lamas in den 17 Gemeinden von San Pedro de Buena Vista nach und überwachen ihre Entwicklung. So wird die Herdenqualität kontinuierlich verbessert. Bei Fragen und Unsicherheiten bieten die Berater den Bauern weitere Schulungsmassnahmen an.