World Vision Indien hält während des COVID-19-Shutdowns per Video-Chat mit den Kindern in den Entwicklungsprojekten die Verbindung aufrecht.
Text: World Vision Indien
Wie sorgt man für ein Kind, das man nicht besuchen kann? Wie gibt man jemandem der hungrig ist Lebensmittel oder schützt ihn, wenn jeder direkte Kontakt gefährlich oder unmöglich ist? Wie überall auf der Welt wurde der Arbeitsalltag von World Vision Indien durch COVID-19 komplett auf den Kopf gestellt. Als die Regierung am 23. März eine restriktive Ausgangssperre verhängte, waren wir von einem Tag auf den anderen von den Kindern und Familien in unseren Projekten abgeschnitten. Weil die Menschen dort auf unsere Unterstützung angewiesen sind, mussten wir uns anpassen – und zwar schnell.
Krise als Chance
In jeder Krise steckte auch eine Chance für neue Wege. Wie wir alle während der Isolation entdeckt haben, ist die moderne Welt voller innovativer Kommunikationsmöglichkeiten – manche davon machen sogar richtig Spass! World Vision Indien hat während des Shutdowns viele davon genutzt, um den vom öffentlichen Leben abgeschnittenen Familien lebenswichtige Informationen schnell weiterzuleiten, sie über Präventionsmassnahmen zu informieren und ihnen Mut zu machen. Wir haben Videos für Eltern in den sozialen Medien veröffentlicht, COVID-19-Botschaften auf lokalen Radiosendern ausgestrahlt, psychosoziale Online-Unterstützung und -Beratung angeboten und auch dafür gesorgt, dass die Kinder trotzdem Spass haben – zum Beispiel mit der Teilnahme an einer im Fernsehen übertragenen Talentshow.
Digitales Monitoring
Auch um das Wohlergehen und die Sicherheit der Kinder in den Projekten zu überwachen, nutzen wir digitale Kanäle. Für Kindern in der Isolation ist gerade das ganz besonders wichtig, denn die Meldungen über Fälle von häuslicher Gewalt sind im ganzen Land durch den Shutdown sprunghaft angestiegen und bereits in den ersten Wochen der COVID-19-Krise gab es mehrere Fälle von Kinderheiraten.
Per Zoom-Meeting kontaktiert World Vision Kinder in den Projekten, um herauszufinden, ob es ihnen gut geht und vor welchen Problemen sie während des Shutdowns stehen.
Täglich rufen unsere lokalen Mitarbeitenden und ausgebildete Freiwillige zwischen 25 und 50 Kinder und ihre Familien an, um sich nach ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden zu erkundigen, in Verbindung zu bleiben und Informationen auszutauschen. Dadurch wissen die Eltern besser als je zuvor, dass wir nur einen Telefonanruf entfernt sind. Einige rufen uns auch selbst an, um mit uns in Kontakt zu bleiben. Es werden auch Notizen zu den Anrufen aufgezeichnet, damit Probleme, mit denen die Kinder aktuell konfrontiert sind, angesprochen werden können – etwa die Schliessung von Gemeinschaftstoiletten, die Krankheit von Familienmitgliedern oder die Reduzierung der Mahlzeiten auf zwei am Tag. Wir stellen dann bei Bedarf beispielsweise Geldtransfers zur Verfügung, um isolierten Familien zu helfen, Nahrungsmittel zu kaufen oder medizinische Kosten zu bezahlen, damit sie diese Zeit überstehen.
Kinderclub per Zoom
Wir helfen auch den Kindern, sich digital zu vernetzen und ihre Gedanken und Ideen untereinander und mit uns auszutauschen. So organisieren wir beispielsweise Video-Meetings per Zoom, um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben. Ziel ist, insgesamt 33’000 Kinder über ihre Erfahrungen mit COVID-19 zu befragen. Die Ergebnisse fliessen auch in eine Studie zu den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder ein. Ausserdem haben wir WhatsApp-Gruppen organisiert, damit sich die Kinder mit uns und untereinander unterhalten können. Patenkindern leiten wir über WhatsApp auch die elektronische Post ihrer Patinnen und Paten weiter.
Netzwerke zahlen sich aus
COVID-19 hat viele von uns vor Herausforderungen gestellt, mit denen wir noch nie zuvor konfrontiert waren. Aber wir haben auch festgestellt, dass die Bewältigung dieser Herausforderungen eine Chance sein kann. Unsere langfristigen Investitionen in kommunale Netzwerke zahlen sich jetzt aus: Kommunale Kinderschutzeinheiten sind die erste Anlaufstelle, um Vorfälle von Kindesmissbrauch der Polizei zu melden, lokale Bürgergruppen organisieren sich, um die schwächsten Mitglieder ihrer eigenen Gemeinschaften mit Nahrungsmitteln und Präventionsbotschaften zu erreichen, und Müttergruppen nähen Gesichtsmasken für ihre Nachbarn.
Die Technologien, Systeme und Kanäle, über die wir verfügen, sind von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, schnell auf eine Katastrophe zu reagieren – jetzt oder in der Zukunft. Das gerade durch die Krise gestärkte Vertrauen und die gefestigten Beziehungen zwischen unseren Mitarbeitenden oder Freiwilligen und den Eltern sowie das vertiefte gegenseitige Verständnis zwischen den Kindern und ihren Patinnen und Paten werden das Leben noch lange nach COVID-19 positiv beeinflussen.
Kinderpatenschaften machen das Leben der Kinder und ihrer Familien besser - auch während COVID-19. Übernehmen Sie noch heute eine Patenschaft.