KINDER ALS SOLDATEN – EIN UNBESTRAFTES VERBRECHEN

12. Februar 2019

DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO: REBELLENGRUPPEN UND REGIERUNGSKRÄFTE SETZEN KINDER FÜR DEN BÜRGERKRIEG EIN. EIN VERBRECHEN, DAS MEIST UNBESTRAFT BLEIBT.

Text: Dirk Bathe, World Vision Deutschland / Tamara Fritzsche, World Vision Schweiz

 

Man sagte ihm er habe die Wahl: zu töten oder getötet zu werden. Hain entschied sich für ersteres und wurde Kindersoldat. «Ich habe über 100 Menschen erschossen – einige im gleichen Alter wie ich, manche sahen sogar jünger aus», sagte Hain aus Myanmar. «Wann immer ich an diese Momente denke, kann ich nicht schlafen, ich kann nicht essen und manchmal weiss ich nicht einmal, wie ich leben soll.»

Ngalula ist ein 12-jähriges Mädchen mit einem breiten Lächeln und einer herzzerreissenden Geschichte. Eines Tages, in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), bat eine ihrer Freundinnen sie, mit ihr einen Spaziergang zu machen. «Ich wusste nicht, wo wir hingehen. Wir kamen in den Wald, wo die Miliz ihr Lager hatte, und als wir dort ankamen, sagte ich zu ihr: 'Ich will mich nicht der Bewegung anschliessen; meine Eltern wollen nicht, dass ich mitmache.' Sie sagte mir, 'wenn du nicht mitmachst, werden wir dich töten', und ich hatte Angst. Also sagte ich ihr, dass ich der Miliz beitreten würde.»

 

Ein Kriegsverbrechen
Laut dem Internationalen Strafgerichtshof ist es ein Kriegsverbrechen, Kinder unter 15 Jahren bei bewaffneten Konflikten einzuberufen, auch wenn sie nur für unterstützende Aufgaben im Hintergrund eingesetzt werden. Trotzdem sind gegenwärtig Hunderttausende von Kindern in bewaffnete Konflikte verwickelt – weltweit. Mädchen werden dabei oft zwangsverheiratet und Opfer sexueller Ausbeutung. Knaben werden als Köche, Aufseher, Träger oder Nachrichtenübermittler eingesetzt oder für Selbstmordattentate missbraucht.

 

Nur auf dem Papier verurteilt
Auf dem Papier verurteilen Regierungen den Einsatz von Kindern im Kampf und verpflichten sich, stärker dagegen vorzugehen. Denn keiner kann bestreiten, dass diese Praxis den Kindern die Zukunft stiehlt und einem Schrecken aussetzt, den niemand, geschweige denn ein Kind, erleben oder bezeugen sollte. Ein fakultatives Übereinkommen über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten ist ein solches Beispiel für diese Versprechen. In Wirklichkeit sind Kinder jedoch leichte Ziele, sie sind verwundbar und neigen dazu, von falschen Versprechungen angelockt zu werden, wenn das Leben um sie herum keine Alternative zu bieten scheint.

Das muss aufhören Es ist 2019 und an der Zeit, dass Regierungen praktische Schritte einleiten, um die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten zu beenden!

 

Auch Sie können etwas tun! Helfen Sie Opfern von Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit: Werden Sie Kindheitsretter!

 

Die wichtigsten Schritte, um die Rekrutierung von Kindersoldaten so schnell wie möglich zu unterbinden sind:

  1. Festlegung von 18 Jahren als Mindestalter sowohl für die Einstellung von Soldaten als auch für die Teilnahme an militärischen Diensten. In vielen Ländern beträgt das Mindestalter der Streitkräfte 16 Jahre; es sollte 18 Jahre betragen.
     
  2.  Anerkennung und Unterstützung der Rolle der Kinder bei der Schaffung von Frieden.
     
  3. Wirtschaftlicher und sozialer Schutz für gefährdete Kinder, um das Risiko der Anwerbung zu verringern, z.B. ein verbesserter Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung. Das Versprechen einer Ausbildung würde dann kein Kind mehr dazu bewegen einer bewaffneten Gruppe beizutreten. Kinder wie der 15-jährige David aus der Demokratischen Republik Kongo glauben an solche Versprechen, bis es zu spät ist: «Sie haben immer wieder gesagt ‘kämpfe, und wenn wir gewinnen, kannst du gratis in die Schule’. Das ist nie passiert. Wenn ich sehe, wie meine Freunde zur Schule gehen, fühle ich mich betrogen. Wir wurden betrogen.»
     
  4.  Zusammenarbeit mit Glaubens- und Gemeindeführern, die sich gegen die Teilnahme von Kindern an Konflikten stellen.
     
  5. Durch die Einführung einer universellen Geburtenregistrierung können «unsichtbare» und gefährdete Kinder nicht einfach und spurlos mitgenommen werden.
     
  6. Kontrolle des Handels mit Handfeuerwaffen. Die leichte Zugänglichkeit von Handfeuerwaffen trägt zur Rekrutierung von Kindern bei. Kinder können in ca. 30 Minuten lernen, wie sie mit den Waffen umgehen müssen. Ausserdem sind sie kostengünstig und leicht genug, dass auch kleine Kinder damit umgehen können.
     
  7. Mehr Investitionen in die Prävention und friedliche Beilegung bewaffneter Konflikte, damit Kinder dieser Bedrohung gar nicht erst ausgesetzt sind.

 

Übrigens: Wenn Sie denken, Kindersoldaten seien nur ein Problem der ärmsten Länder, dann täuschen Sie sich: Hier finden Sie einen Überblick, in welchen Ländern es heute noch gesetzlich erlaubt ist Kinder unter 18 Jahren für militärische Dienste zu rekrutieren – darunter 13 der 20 reichsten Länder!

 

So hilft World Vision: Helpline, Betreuungsprogramme und Starthilfe
Wir wissen, dass es mehr als Regierungen braucht, um den Einsatz von Kindersoldaten zu beenden. Deshalb ergreifen auch wir Massnahmen.

World Vision betreibt Helplines für Kindersoldaten, die bewaffneten Gruppen entkommen wollen oder entkommen sind. Wir helfen ehemaligen Kindersoldaten wie Hain, ein neues Leben zu beginnen und sich wieder in ihre Familien und Gemeinschaften zu integrieren. Gemeinsam mit Partnern helfen wir Kindern, wieder in die Schule zurückzukehren. Ausserdem richten wir Kinderschutzzonen ein, in denen ehemalige Kindersoldaten, Flüchtlinge und andere Kinder, die von Konflikten betroffen sind, ihre Erfahrungen verarbeiten können. Wir arbeiten zum Beispiel mit den Kindern, die in den Konflikt im Südsudan verwickelt waren, damit sie sich von der Gewalt, die sie erlebt haben, erholen und friedlich in die Gesellschaft zurückkehren können. Wir bieten Hilfe bei der Suche nach und der Rückführung von Kindern in ihre Familien und sorgen für eine sichere, überwachte Betreuung.

Wir arbeiten mit vielen Partnern und Regierungen zusammen, um tragfähige Alternativen für gefährdete Kinder bereitzustellen, darunter gezielte Existenz- und Bildungsprogramme sowie friedensbildende Massnahmen für Jugendliche.

 

So helfen unsere Botschafter: Prominente im Einsatz gegen Kindersoldaten
Jerome Flynn, Game of Thrones-Darsteller und World Vision-Unterstützer, reiste nach Myanmar, um sich mit ehemaligen Kindersoldaten zu treffen und sich von unsere Arbeit vor Ort zu überzeugen. Auch Hain (im Artikel erwähnt) traf er zu einem Gespräch:

«Kein Kind sollte in den Krieg gezwungen werden. Keine Kindheit sollte auf einem Schlachtfeld enden. Kinder sollten frei spielen, lernen und die Freuden des Erwachsenwerdens geniessen können», sagt der 55-jährige Brite. Eine Aufzeichnung des berührenden, eindrücklichen Treffens zwischen Jerome und Hain zeigt dieses Video im englischen Original:

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