Text: Tamara Fritzsche, World Vision Schweiz
Farzana (15) aus Bangladesch: Kinderschutz trotz Lockdown
Der Kinderschutz darf auch im Lockdown nicht vernachlässigt werden. Darum kümmert sich Farzana und ihre Freunde.
«Es ist nicht leicht, so lange zu Hause zu bleiben, aber im Moment haben wir keine andere Wahl. In der Schule unternehmen wir so viel. Uns wird nie langweilig. Jetzt sind wir von Freunden und Lehrern getrennt und dürfen uns nicht einmal gegenseitig besuchen gehen. Aus unseren früheren Erfahrungen mit Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen wissen wir, dass bei Katastrophen viele Kinder Opfer von Kindesmissbrauch, Kinderhandel, körperlicher Gewalt, sexuellem Missbrauch und Kinderheirat werden. Deshalb bleiben wir miteinander in Kontakt. Ich bin der Präsident des Kachua Surjdo Kiran (Sonnenstrahl)-Kinderforums von World Vision. Wenn wir von einem Missbrauchsfall hören, melden wir es den lokalen Behörden. Das haben wir schon früher gemacht und das hat gut funktionert.»
Shivmangal (14) aus Indien: Angst um den Schulabschluss
Shivmangal erzählt via Skype wie er den Lockdown erlebt und dass er sich sein Traum, Polizist zu werden, dadurch in Gefahr sieht.
«Ich fühle mich schlecht und gleichzeitig gut. Schlecht, weil sich diese Pandemie über die ganze Welt ausgebreitet hat und die Sterblichkeitsrate hoch ist. Und gut, weil dies die einzige Zeit ist, in der die Menschen nicht sagen können, dass sie keine Zeit haben oder dass sie auf Reisen sind. Die Menschen sind jetzt zu Hause und müssen Zeit mit ihren Familien verbringen, und das macht ihnen eigentlich Spass. Wir verbringen unsere Zeit mit Tanzen, Ludo (einem Brettspiel), Karambolage (ähnlich wie Billard), mit Kunst und Handwerkeln. Meine Schwester und ich versuchen, meinen jüngeren Geschwistern ihre Schularbeiten beizubringen. Und ich helfe meiner Mutter bei der Hausarbeit, wasche, koche Reis und Dal, putze und fegte auch das Haus.
Es wird aber immer schwieriger, Verpflegung zu bekommen. Wir bekommen die Dinge nur von 7 bis 11 Uhr morgens. Am meisten mache ich mir Sorgen wegen meiner Prüfungen. Ich bin in der 9. Klasse und werde in die 10. Klasse wechseln. Ich habe mir hohe Ziele gesetzt. Ich möchte bei meinen Prüfungen in der 10. Klasse über 95% erreichen und Polizist werden. Aber wegen dieses Virus weiss ich nicht, wie ich das schaffen soll.
Wegen der Angst vor dem Virus ist alles so ungewiss. Ich bin froh, dass World Vision alle Kinder in meiner Gemeinde im Händewaschen geschult hat. Das ist das Nützlichste in dieser Zeit.»
Dabulamanzi (16) aus Eswatini: Umarmen verboten
Früher feierte man Geburtstage immer gross. Im Lockdown ist das leider nicht möglich.
«Wir dürfen uns nicht mehr umarmen und auch nicht mehr dahingehen, wo wir wollen. Wir jungen Leute plaudern gerne, wenn wir uns sehen, aber durch das Social Distancing ist das nicht mehr so gut möglich. Unsere Grossmutter können wir nicht mehr besuchen, da grosse Versammlungen verboten sind. Auch die Geburtstage meiner Freunde können wir nicht mehr feiern und auch Überraschungen können wir keine mehr machen. Jetzt heisst es nur noch «Happy Birthday» und nichts mehr. Das strapaziert auch die Beziehungen innerhalb der Familie, weil wir uns isolieren und jeder für sich bleibt. Wir können keine Zuneigung oder Liebe mehr durch Umarmungen und Berührungen zeigen, weil jeder das Virus haben könnte.»
Yueyue (10) aus China: Balkon statt Park
Yueyue giesst die Pflanzen auf dem Balkon, wenn sie frische Luft und Abwechslung braucht.
«Ich verlasse das Haus nicht mehr, da ich Angst habe, angesteckt zu werden. Zuerst war ich sehr erschrocken darüber, dass ich zuhause bleiben muss. Die Schulreise wurde abgesagt, auf die ich mich schon lange freue. Ich gehe immer mal wieder auf den Balkon, um frische Luft zu schnappen, wenn ich eigentlich ganz nach Draussen gehen möchte. Das hilft etwas. Auf dem Balkon giesse ich dann die Blumen.»
Sarahi (12) aus Bolivien: Stillstand für alle
Sarahi (vorne links) sorgt sich um ihre Familie. Seit dem Lockdown verdienen sie kein Geld mehr.
«Wir haben nichts mehr zu essen, meine Mutter kann keine Empanadas mehr verkaufen, und mein Bruder kann nicht mehr arbeiten gehen. Meine Tante und meine Cousins sind in der gleichen Situation wie wir. Meine Mama möchte ihnen helfen, aber sie weiss nicht, wie, da sie selbst auch nicht arbeiten kann. Meine grösste Angst ist, dass sich jemand aus meiner Familie mit dem Virus ansteckt. Ich will nicht, dass jemand aus meiner Familie krank wird. Ich will, dass meine Schwester gesund bleibt.»
Auch wenn sich die Situation an vielen Orten zu lockern beginnt, bedeutet die Corona-Pandemie in Krisengebieten und Flüchtlingslagern eine Katastrophe. Jetzt helfen!