Imvepi: Zwischen Sparfieber und Start Up-Boom

17. November 2017

Restaurant in Imvepi

Joyce (23) ist eine von über 1 Million nach Uganda geflüchteten Südsudanesen. In der Siedlung Imvepi betreibt die 3-fache Mutter dank einem Kredit der Spargruppe, der sie heute noch angehört, ein sehr gut gehendes Restaurant.

Joyce und Mary liegen voll im Trend: Mithilfe ihrer Spargruppe gründeten sie ihre eigenen Geschäfte in Ugandas neuer Flüchtlingssiedlung Imvepi. Heute schenkt die 23-Jährige ihren Gästen Tee nach und serviert Teller, auf denen Gerichte aus Bohnen, Fisch oder Rindfleisch dampfen. An ihren Tischen sitzen Hilfsarbeiter bei ihrer Mittagspause, erschöpfte Flüchtlinge, meist aus Südsudan, oder junge Leute, die sich hier mit ihren Freunden zum Essen treffen. Das Geschäft boomt.

Dabei ist es nicht einmal ein Jahr her, seitdem die junge Witwe dem blutigen Konflikt im Südsudan entkommen war, dem bereits Tausende – darunter auch ihr Mann – zum Opfer gefallen waren. Das Leben in der neuen, aber mit über 100‘000 Menschen schon bald überfüllten Flüchtlingssiedlung Imvepi empfand sie als unerträglich. 3 Kinder muss sie ernähren – und die Lebensmittelrationen sind karg.

Mit Pfannen und Töpfen auf der Flucht
«Im Südsudan betrieb ich ein kleines Restaurant, und bei unserer Flucht hatte ich vor allem Töpfe und Pfannen im Gepäck. Hier sah ich bald echtes Geschäftspotential, aber mir fehlte das Kapital, um Lebensmittel zu kaufen», erzählt Joyce. Als dann eines Tages ein Vertreter einer Spargruppe an sie herantrat, zögerte sie nicht und trat der Gruppe bei. «Pro Woche sparte jeder von uns 2‘500 Uganda-Schilling (ca. 70 Rappen). Da die meisten von uns aber kein Einkommen hatten, verkauften wir eben einen Teil unserer Monatsrationen.» Auf diese Weise konnte ihr schon nach 2 Monaten ein Kredit von 50‘000 Uganda-Schilling (ca. CHF 14) ausbezahlt werden.

«Davon kaufte ich Dinge wie Öl, Salz, Zutaten und Geschirr. Planen bekam ich gratis, mit denen ich einen Imbiss auf dem Markt errichtete.» Nur 2 Wochen nach der Eröffnung konnte Joyce den Kredit schon zurückzahlen. Mittlerweile verdient sie bis zu 8 Franken am Tag, im Durchschnitt sind es ca. 4, und denkt bereits ans Expandieren – mit Hilfe eines weiteren Kredits.

Wie man eine Spargruppe gründet
Zunächst ernennt World Vision einen Vertreter und bildet ihn in Spar- und Business-Management aus. Der Vertreter wiederum macht die Bewohner von Flüchtlingsgebieten auf die Aktivitäten und das Potential von Spargruppen aufmerksam und hilft interessierten Flüchtlingen sowie Einheimischen, sich entsprechend zu organisieren.

«Mindestens 75% der Gruppenmitglieder sollten Flüchtlinge sein», erklärt Victor Ajuma von World Vision. «Jedes Mitglied besucht unsere Spar- und Business Managementtrainings, und jede Gruppe erhält ein Start Up-Kit mit Sparboxen, Sparausweisen, Kassenbüchern, Taschenrechnern u.v.m.»

Wie Joyce lebt auch Mary Tiju, alleinerziehende Mutter von 9 Kindern, in Imvepi. Auch Mary erhielt 14 Franken von ihrer Spargruppe und richtete damit einen Marktstand her, an dem sie frisches Gemüse verkauft. «Früher konnte ich uns kaum ernähren, aber nun verdiene ich mindestens 1 Franken am Tag und kann meinen Kindern nicht nur Schulbücher und Kleidung kaufen, sondern sie auch gesund ernähren.

60 Spargruppen gibt es heute in Imvepi – Nachfrage steigend, so Victor Ajuma. «Wir darüber nach, sie mit dem Privatsektor, z. B. Banken, zusammenzubringen, um höhere Kredite zu ermöglichen.» Das Kinderhilfswerk World Vision führt dieses Projekt in Zusammenarbeit mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, UNHCR, durch.

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