2017 sind aus dem Norden von Myanmar viele Hundertausend Rohingya vor Verfolgung und Gewalt nach Bangladesch geflüchtet. Dort leben sie noch immer.
Text: World Vision International
Drei Jahre nach ihrer Flucht aus Myanmar müssen die Rohingya-Familien immer noch im grössten Flüchtlingslager der Welt ausharren, inzwischen leben dort fast eine Million Menschen, mehr als die Hälfte sind Kinder. Ihre Zukunft bleibt bestenfalls ungewiss. Während die humanitäre Krise morgen in ihr viertes Jahr geht, droht nun die Reduzierung der globalen Unterstützungsleistungen – zum Teil aufgrund der mit COVID-19 verbundenen wirtschaftlichen Schäden. Eine Reduzierung der lebensnotwendigen Nothilfe hätte zur Folge, dass die ohnehin schon unwürdigen Lebensbedingungen und der Zugang zu Bildung, Gesundheitsdienste und andere Grundversorgungsleistungen für diese gefährdeten Kinder und ihre Familien sich weiter verschlechtern.
Gefahr einer verlorenen Generation
«Die Rohingya sind widerstandsfähige, mutige Überlebenskünstler, aber gerade die Eltern hier haben Angst», sagt Fredrick Christopher, Einsatzleiter von World Vision in den Flüchtlingscamps von Cox's Bazar. «Sie müssen mitansehen, wie ihre Kinder in den Lagern ohne Ausbildung aufwachsen, die sie brauchen würden, um sich eines Tages zu Hause in Myanmar ein neues Leben aufzubauen. Diese Kinder könnten schnell zu einer verlorenen Generation werden. Mütter sagen zu mir: `Es ist jetzt drei Jahre her. Hat die Welt uns schon vergessen´?»
Sorgen um die Kinder: Ohne Ausbildung können sie sich keine gute Zukunft aufbauen.
Wohl der Kinder in Gefahr
Die Vorkehrungen und Einschränkungen aufgrund von COVID-19 in den Lagern – so notwendig sie auch sein mögen – verstärken die extremen Risiken, denen Rohingya-Kinder sowieso schon ausgesetzt sind: körperliche und sexuelle Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, Kinderheirat, Kinderarbeit und geschlechtsspezifische Gewalt. Christopher dazu: «Bereits vor der Pandemie hatten Rohingya-Kinder nur begrenzten Zugang zu Bildungseinrichtungen. Jetzt, da die Lernzentren geschlossen sind und weniger Nothelfer in den Lagern Zugang haben, sind sie noch weniger geschützt. Ohne Arbeit sehen sich deren Eltern gezwungen, mit negativen Bewältigungsstrategien zu reagieren, wie z.B. ihre Kinder zu verheiraten oder sie zur Arbeit zu schicken. Wir wissen, dass Kinderheirat auf dem Vormarsch ist. Berichten zufolge arbeiten in einigen Lagern Kinder im Alter von 7 Jahren.»
Nothilfen müssen ausreichend finanziert werden
World Vision arbeitet mit Rohingya-Eltern, Imamen und lokalen Führungspersönlichkeiten zusammen, um den gemeinschaftsbasierten Kinderschutz zu stärken. Die internationale Hilfsorganisation unterstützt auch Familien, die von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 betroffen sind.
«NGOs und UN-Organisationen bieten lebensrettende Dienstleistungen für eine provisorische Stadt mit fast 1 Million Einwohner. Diese Arbeit muss fortgesetzt werden, bis die Rohingya freiwillig und in Sicherheit und Würde nach Myanmar zurückkehren können,» so Christopher. «Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln und friedliche Lösungen für den andauernden Konflikt unterstützen. Die Kinder der Rohingya zählen auf uns.» World Vision unterstützte in diesem Jahr mehr als 498’000 Rohingya-Flüchtlinge sowie die Bewohner der Aufnahmegemeinden durch Schutz- und Bildungsdienste, Nahrungsmittelhilfe, Ernährungsprogramme für Mütter und Kinder, Wasser- und Hygiene-Einrichtungen und Bargeldhilfen.
Gerade in jetzt ist der Bedarf an Finanzmitteln besonders gross! Wir brauchen Ihre Hilfe für verstärkte Kinderschutz- und andere Nothilfemassnahmen – sowohl für Flüchtlinge als auch für gefährdete Bewohner der Aufnahmegemeinde. Jetzt spenden!