Folgen von El Niño: Zwangsheirat mit 14 Jahren

22. September 2016

Zwangsheirat: Maedchen aus Mosambik

Die 14-jährige Ines wurde zwangsverheiratet.

Der Albtraum der alleinerziehenden dreifachen Mutter Alzira begann, als sich El Niño auch auf die Ernte in ihrem Heimatdorf Nalazi im Süden Mosambiks auszuwirken begann. Andere Wege, ihre Kinder Inês, 14, Laura, 8 und Cecília, 5, zu ernähren gab es keine. Als eines Tages ein Mann an ihre Türe klopfte und fragte, ob er Inês heiraten könne, überwiegte das Gefühl, für einen Moment Hunger und Schwierigkeiten hinter sich zu lassen. Für den mickrigen Betrag von 40 Dollar war die Familie einverstanden, Inês zu verheiraten. «Meine Tante hat mich gedrängt, einen Mann zu heiraten, der für mich sorgen könne», erklärt Inês rückblickend.

Keine glückliche Ehe
Im Auge der trostlosen Realität um sie herum akzeptierte sie die Entscheidung und verliess die Schule (sie war bis dahin in der 4. Klasse). Einst hatte sie geträumt, Lehrerin zu werden und den Kreislauf der Armut in ihrer Familie zu durchbrechen. Stattdessen musste sie ihr Leben fortan mit einem Mann teilen, den sie nicht kannte. «Ich wollte ihn nicht heiraten, ich wollte studieren», erzählt sie wehmütig.

Wenige Monate nach der Hochzeit begann ihr Ehemann, sie zu missbrauchen. Inês entschied sich, ihn zu verlassen, als er anfing, sie zu schlagen. «Eines Morgens verliess ich das Haus, um Holzkohle auf dem Markt zu verkaufen. Als ich zurückkehrte, war er betrunken und schlug mich», erinnert sich Inês. «Ich verliess ihn und ging nach Hause.»

Kurz darauf wurden die Auswirkungen von El Niño in ihrem Dorf noch schlimmer. Mutter Alzira entschied sich, in der Hauptstadt Maputo nach Arbeit zu suchen. Auf ihre drei Töchter schaute von da an ein Nachbar, der ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten war. Von Zeit zu Zeit schickte Alzira etwas Geld nach Hause. Aber es war nie genug, um den Hunger der Kinder zu stillen.

Also entschied sich Inês selber, ihrer Mutter zu folgen und in Maputo als Reinigungskraft zu arbeiten. «Ich musste meiner Mutter helfen, denn ich konnte es nicht mehr ertragen, dass wir in unserer Nachbarschaft um Essen betteln mussten.» Sie fand Arbeit als Kindermädchen und verkaufte Second Hand-Kleider. «Ich verdiente 20 Dollar im Monat. Das schickte ich jeweils an meine Geschwister.» Aber sie konnte die Arbeit nur einen Monat lang ausführen, dann wurde sie krank und ging wieder nach Hause.

Bewältigungsmechanismen mit schlimmen Folgen
Zusammen mit Unicef und Plan International hat World Vision eine Einschätzung der Lage in Bezug auf Kinderschutz in 6 verschiedenen Ländern im südlichen Afrika durchgeführt. Dabei ist herausgekommen, dass nebst mangelnder Nahrung auch Frühheirat von Kindern der Hauptgrund ist, weshalb Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Die Nachforschungen haben gezeigt, dass durch eine Krisensituation wie El Niño, Eltern ihre Kinder, vor allem die Mädchen als Bewältigungsmechanismus zur Heirat weggeben. Nebst der fehlenden Bildung nehmen dadurch auch sexuelle Gewalt und Ausbeutung sowie Frühschwangerschaften zu. In einer Umfrage gaben 57% aller Befragten an, dass sexuelle Gewalt der Grund für ein erhöhtes Risiko von Verletzungen und Todesfällen in ihrem Umfeld sei.

Gemeinsam gegen Hunger und Gewalt an Kindern

Das Mosambikanische Humanitäre Konsortium (CHEMO), bestehend aus verschiedenen Regierungsvertretern und World Vision, hat sich zum Ziel gesetzt, mindestens 240‘ 000 Menschen in Mosambik zu erreichen. Bis Juli 2017 werden von El Niño betroffene Familien in drei Provinzen mit Nahrungsmittel und Saatgut unterstützt und erhalten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zudem werden zum Schutz der Kinder die Verweismechanismen gestärkt. 

Mangelernährung bekämpfen

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