Flüchtlinge: Täglicher Kampf ums Überleben

15. Januar 2020

Syrien/Libanon: Ein Mädchen mit blauem Kopftuch blickt traurig in die Kamera. Hinter ihr sieht man die Blachen eines Zeltes eines Flüchtlingslagers.

SEIT DER FLUCHT VOR ACHT JAHREN LEBT SHAMES IM FLÜCHTLINGSLAGER IM LIBANON.

Text: Sophie Keilwerth, Gastautorin

70'800'000 ist eine abstrakt-grosse Zahl. So gross, dass sie schon wieder anfängt, an Bedeutung zu verlieren. Im Jahr 2019 waren laut der UNO 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht. Das ist acht Mal die gesamte Bevölkerung der Schweiz, die aufgrund von Konflikten und Gewalt oder Menschenrechtsverletzungen ihre Heimat verlassen musste. Das ist alle 25 Minuten eine Person.

Syrien/Libanon: Eine Familie steht kniend vor den Zelten eines Flüchtlingslagers.DAS LEBEN IM FLÜCHTLINGSLAGER IST OFT NICHT EINFACHER ALS IM HEIMATLAND.

Eine ganze Kindheit im Krieg
Unsere Geschichte dreht sich um Shames, ein 17-jähriges Mädchen aus Syrien. Wäre Shames in der Schweiz geboren, würde sie im nächsten Jahr die Matura machen und sich überlegen, was sie studieren soll. Sie hätte eine Kindheit voller Schulausflüge und Spass mit Freundinnen erlebt.
Shames ist jedoch nicht in der Schweiz, sondern in Syrien geboren. Im Jahr 2011, als sie gerade mal 9 Jahre alt war, wurde ihr Leben ins absolute Chaos gestürzt: Der Bürgerkrieg in Syrien brach aus. Der Krieg hat Shames' gesamtes Erwachsenwerden dominiert. Statt Gespräche mit Freundinnen über Jungs, Kino und Mode, ging es bei ihr um Lebensmittelknappheit und wie man am Leben bleibt.

 «Unser Haus wurde im Krieg komplett zerstört», erinnert sich Shames. «Ich habe meine Freunde und meine Verwandten verloren. Gleichzeitig hat auch mein Vater uns verlassen.»

Shames geht nicht näher darauf ein, auf welche Art ihr Vater sie verlassen hat. In den acht Jahren des Krieges in Syrien wurden Hunderttausende Menschen getötet; einige sind auch einfach verschwunden.

Flucht in den Libanon
Als der Krieg immer schlimmer wurde, machte sich Shames mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern auf den Weg in den Libanon. Schweren Herzens verliessen sie die einzige Heimat, die sie je gekannt haben. «Die Reise war so hart», erinnert sich das Mädchen. «Wir haben auf der Strasse geschlafen. Es war schrecklich.» Ständig hörten sie Schreie und Schüsse und wussten nicht, ob sie als nächstes dran wären.

Im Flüchtlingslager im Libanon angekommen, ist die Erleichterung bei Shames und ihrer Familie zunächst gross. Bald schon mussten sie jedoch feststellen, dass auch das Leben im Flüchtlingslager ein ständiger Kampf ums Überleben ist. Geschlafen wird in Zelten und meistens ist das Essen knapp. Die Kälte und Nässe im Winter gehen durch Mark und Bein.

Der Überlebenskampf geht weiter
Shames und ihre Mutter versuchen so viel wie möglich zu arbeiten. Syrische Flüchtlinge unterliegen im Libanon jedoch vielen Einschränkungen, weshalb ihnen meistens nur die Arbeit in der Landwirtschaft übrigbleibt. Frauen verdienen dort ca. 6 CHF pro Tag – die Hälfte dessen, was Männer für die gleiche Arbeit erhalten.
Das Geld reicht Shames und ihrer Familie nicht zum Überleben. «Wir haben all unseren Besitz verloren, einschliesslich all unserer zusätzlichen Kleidung und wertvollen Gegenstände», sagt sie.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Aufgrund dieser schwierigen Bedingungen setzt sich World Vision in Flüchtlingslagern für Flüchtlinge ein und hilft ihnen wieder Hoffnung zu schöpfen. Bei Shames war es eine Berufsausbildung in der Landwirtschaft. «Hier lerne ich neue Fähigkeiten, damit ich arbeiten kann, wenn ich zurück in Syrien bin», erklärt Shames. In der Schule merkt die junge Frau auch, dass sie mit ihren Problemen nicht allein auf der Welt ist.

Syrien/Libanon: Ein Mädchen sitzt an einem Schreibtisch und schreibt auf einem Block Papier.
DANK WORLD VISION KANN SHAMES EINE BERUFSAUSBILDUNG IN LANDWIRTSCHAFT MACHEN.

Shames schöpft nun wieder Hoffnung für ihre Zukunft: «Wenn ich in mein Land zurückkehre, würde ich gerne helfen, es wiederaufzubauen».
 

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