Der Begriff Kinderarbeit wird von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) als Arbeit definiert, welche die Kinder um ihre Kindheit bringt, ihnen ihr Potenzial und ihre Würde raubt und der psychischen und physischen Entwicklung der Kinder schadet. Damit ist Arbeit gemeint, die «mental, physisch, sozial und moralisch gefährlich und schädlich für Kinder ist, die Kindern die Möglichkeit des Schulbesuchs vorenthält oder einschränkt, die Kinder zwingt, die Schule frühzeitig zu verlassen oder die Kinder dazu anhält, Schule und masslos lange und harte Arbeit zu kombinieren.» Natürlich aber ist nicht jede Art von Kinderarbeit schlecht. Wenn Kinder harmlose Arbeiten verrichten, wie zum Beispiel das Mithelfen im Haushalt oder ein Ferienjob, ist das sinnvoll und fördert die Entwicklung eines Kindes.
Die negativen Auswirkungen von Kinderarbeit sind jedoch verheerend. Nicht nur führen sich die Kinder unter den unzumutbaren und zum Teil gefährlichen Bedingungen oft lebenslange Schäden an Körper und Geist zu. Dass sie nicht zur Schule gehen, beraubt sie auch der Möglichkeit, später eine (gut bezahlte) Arbeit zu finden und der Armut zu entkommen. Kinderarbeit wird dadurch auch für die nächste Generation zur Selbstverständlichkeit. Ein Teufelskreis.
World Vision verfolgt in seinem Kampf gegen Kinderarbeit einen ganzheitlichen Ansatz und will dabei gleichermassen Veränderungen im Bildungssektor, in der Wirtschaft, in den gesetzlichen Bestimmungen und in der Gesellschaft insgesamt erreichen. Grösste Bedeutung haben nach wie vor die Betreuungspersonen, die für die Erziehung, den Schutz und die Betreuung der Kinder verantwortlich sind.
Berufswunsch Pflegefachfrau
Ein Mittel gegen Kinderarbeit sind Berufskurse, wie sie World Vision Schweiz unter anderem in der Dominikanischen Republik anbietet. Im vor allem für den Tourismus bekannten Land in der Karibik ist mehr als jedes achte Kind von Kinderarbeit betroffen*. World Vision konnte in diesem Februar mit der Generalstaatsanwaltschaft ein Abkommen unterzeichnen, um zusammen die Rechte der Kinder noch effektiver zu stärken. Im Entwicklungsprojekt Canaan besuchten 2015 522 Jugendliche Berufskurse. Diese sind staatlich anerkannt und bereiten die Mädchen und Buben auf die Arbeitswelt vor. Unter ihnen war auch Nohilda (18). Die junge Frau war als Patenkind im Entwicklungsprojekt involviert. Heute arbeitet sie darin als Freiwillige mit.
«Die Aktivitäten im Projekt haben eine gute Entwicklung in mir ausgelöst. Ich habe meine Begabungen entdeckt, mich selber kennengelernt und gelernt, mich gegenüber anderen Menschen zu öffnen. Ohne die Schulungen von World Vision über Werte, Charakterbildung und andere wichtige Themen wären viele von uns in Situationen geraten, in denen wir nicht sein sollten.»
Nohilda besuchte Berufskurse für Pharma-Assistenz, Computeranwendungen und Sekretariat. Diese Kurse werden von World Vision angeboten und sind staatlich anerkannt. Dort entwickelte sie ihre Leidenschaft für den Pflegeberuf. Dieses Jahr beginnt sie ihr Studium zur Pflegefachfrau an der staatlichen Universität – und ein grosser Traum geht damit in Erfüllung. «Ich möchte später als Krankenschwester arbeiten. Denn ich liebe es zu sehen, wie jemand gesund wird»
* Quelle: Unicef MICS Dominican Republic; Key Findings 2014