Text: Alexander Koch, World Vision Schweiz
Pastor Kainwo und der oberste Imam des Distrikts, Alhaji Mustapha Koker, organisierten bereits eine gemeinsame Notfallplanung noch bevor COVID-19 überhaupt in Sierra Leone angekommen war. «Wir haben uns mit den anderen Glaubensgemeinschaften koordiniert und unsere Botschaften nach den Kontaktrestriktionen auf Radio und Fernsehen verlagert.»
In dieser besonders armen Region Westafrikas haben viele Gemeinden jedoch nicht einmal Zugang zu Radio oder Fernsehen. Davon allerdings liessen sich die beiden Glaubensvertreter nicht abhalten: «Wie kauften Megaphone und Lautsprecher und begannen, mit Einverständnis der Behörden, Dörfer zu besuchen und sie auf diese Weise zu informieren. Wir haben auch einfache Melodien für die Kinder komponiert, damit sie sich an wichtige Verhaltensregeln erinnern können», berichtet Pastor Kainwo.
Zusammenarbeit hat sich schon bei Ebola bewährt
World Vision arbeitet seit langem gezielt und eng mit Glaubensvertretern unterschiedlicher Religionen zusammen, da diese häufig die vertrauenswürdigsten und einflussreichsten Stimmen in den Gemeinden sind. Zum allerersten Mal wird das Netzwerk jedoch in dieser Grössenordnung und auf diese Weise mobilisiert.
«Es gibt WhatsApp-Gruppen in fast allen Ländern Lateinamerikas, Asiens, Afrikas, dem Nahen Osten und Osteuropas. Diese werden von Mentoren moderiert, um sicherzustellen, dass genaue, aktuelle und relevante Informationen übermittelt werde», sagt Esther Lehmann-Sow, Direktorin für Glauben und Entwicklung bei World Vision. «Dieser Ansatz hat uns bereits in der Vergangenheit geholfen, das Bewusstsein für ein bestimmtes Problem zu schärfen, die Akzeptanz der Massnahmen zu verbessern, das Verhalten zu verändern sowie das Stigma in Bezug auf HIV/AIDS, Zika und Ebola zu verringern.»
Vertrauen hilft in der Krise
Lehmann-Sow betont, wie wichtig es ist mit Vertretern unterschiedlicher Religionen zusammen zu arbeiten, da sie grossen Einfluss auf das Verhalten der Eltern und lokalen Regierungen haben. Dadurch kann World Vision das Verhalten der Menschen positiv beeinflussen. «In diesem Fall spielen sie eine Schlüsselrolle bei unseren Bemühungen, Kinder vor den potenziell katastrophalen Nebenwirkungen von COVID-19 zu schützen», sagt Lehmann-Sow. Die Gruppen arbeiten ähnlich wie eine Telefonkette, wobei jeder Teilnehmer das Gelernte aufnimmt und über sein eigenes Netzwerk weiterverbreitet. So entsteht ein Multiplikator-Effekt mit dessen Hilfe World Vision geschätzte 80’000 Glaubensvertreter erreichen und für die Mitarbeit gewinnen kann.
Pastor Peter Kainwo aus Bo in Sierra Leone ist einer von ihnen. Er glaubt, dass ihm dieses System ermöglicht, jede Gemeinde in seinem Land direkt oder indirekt zu erreichen. Pastor Kainwo sagt, dass die Menschen trotz verschiedener religiöser Zugehörigkeit engagiert und miteinander arbeiten. «Die Lehre teilt uns, aber der Dienst verbindet uns.»
Als Ergebnis der langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen World Vision und den Kirchen unterhält die Organisation heute enge Partnerschaften mit örtlichen Kirchen verschiedener Konfessionen sowie Einflussträgern anderer Glaubensrichtungen. Gemeinsam engagieren sie sich für eine sichere Zukunft für Kinder. «In Zeiten wie diesen macht unsere gemeinsame Arbeit einen echten Unterschied für Kinder», schliesst Lehmann-Sow.
So können Sie einen Unterschied machen: In enger Zusammenarbeit mit UNICEF und anderen Hilfsorganisationen unterstützen wir Kinder, ihre Familien und die Gesundheitssysteme in besonders fragilen Ländern. JETZT HELFEN!