Text: World Vision
Bei Hilfsgütern für Menschen in Kriegs- und Krisengebieten denkt man zuerst an Wasser, Nahrungsmittel, Zelte. Aber was ist mit Bildungsangeboten für die Kinder?
Weltweit leben 75 Millionen Kinder im Schulalter in Krisengebieten oder sind auf der Flucht. Sie brauchen dringend sichere Orte, an denen sie lernen können und von qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Doch nur 2% der weltweiten Nothilfe-Fonds werden für Bildung ausgegeben.
Ein neuer Fond namens «Education Cannot Wait», «Bildung kann nicht warten», will genau diese Lücke füllen. Denn die Bildung von Kindern kann nicht einfach warten, bis sich ihre Situation verbessert, der Krieg endet, die Armut vorbei ist oder sie eine feste Bleibe finden. Sie muss dort stattfinden, wo die Kinder eben sind, auch wenn das ein Flüchtlingslager ist.
Eine Schule in Kolumbien zeigt, wie es geht
In La Guajira, einer Region in Kolumbien, die viele Flüchtlinge aus dem benachbarten Venezuela aufgenommen hat, betreibt World Vision gemeinsam mit UNICEF und Education Cannot Wait mehrere Schulen für Flüchtlingskinder. Auch Kinder aus indigenen Gemeinden, die fernab von konventionellen Schulen leben, nehmen hier am Unterricht teil. Sie lernen derzeit auch, wie man sich durch Abstand, Masken und Händewaschen vor dem Coronavirus schützt und erhalten Schulmahlzeiten. Insgesamt ist geplant, durch das Projekt in Zukunft mehr als 6000 Kinder zu erreichen.
«Dieses Projekt entstand aus der Notsituation in La Guajira aufgrund der Flüchtlingskrise,» erklärt Julieth Bolaños, eine Lehrerin. «Wir arbeiten mit Flüchtlingen, aber auch mit den Gastgebern und Rückkehrern.»
Lernen macht Spass! An der Schule in La Guajira schöpfen die Kinder neuen Lebensmut.
Das Erfolgsrezept der erfolgreichen Arbeit sind neue Unterrichtsmethoden, die mit Spiel und Spass zum Lernen animieren. Denn viele Kinder haben traumatische Erfahrungen hinter sich. Die Schule eröffnet ihnen nicht nur ganz neue Zukunftschancen, sondern hilft auch, sie vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch zu schützen. Sie ist ein Ort, der Sicherheit und Zuversicht vermittelt.
«Wir lernen hier viele verschiedene Sachen,» so John, einer der Schüler. «Wir lesen, wir singen, wir spielen, wir rennen!»
Die Krisen-Schulen sind sehr schlicht: ein paar Pfosten mit einem Dach darauf, ein paar Reihen Stühle mit Klapptischchen und schon kann der Unterricht beginnen. Die Ressourcen fliessen in die wichtigsten Zutaten für das erfolgreiche Lernen: in die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer, in Schulbücher und andere Lernmaterialien, aber auch in die Sicherung der Grundbedürfnisse der Kinder, zum Beispiel durch gesundes Schulessen.
Die Schule als Ort der Zuflucht und Normalität
Für viele Familien bedeutet die Schule auch eine Chance auf Normalität, Integration und Würde.
«Sie hat unsere ganze Routine verändert,» sagt Zamira, eine Mutter. «Es gibt einem ein neues Selbstwertgefühl: Ich fühle wieder, dass ich existiere.»
Pfosten, Stühle, Dach – fertig ist das Klassenzimmer.
World Vision engagiert sich in Kolumbien auch in anderen Bildungsbereichen. Während der Pandemie unterstützen wir mit unseren Partnern zum Beispiel Familien beim Unterricht daheim. Die täglich ausgestrahlte Radioserie «Mi hogar es mi escuela», «Mein Zuhause ist meine Schule», vermittelt spannend und unterhaltsam verschiedene Lerninhalte.
«Education Cannot Wait» verbindet Regierungen, NGOs und Entwicklungsorganisationen. Ziel der Initiative ist, bis 2030 allen Kinder und Jugendlichen in Krisensituationen einen sicheren, kostenfreien und qualitativ hochwertigen Unterricht anzubieten. Denn auch in extremen Notsituationen gilt: Bildung kann nicht warten.
Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, Projekte wie dieses zu unterstützen und Kindern in Not eine sichere Umgebung und eine Chance auf Bildung zu verschaffen.