Azadpur Mandi: Hinter den Kulissen des grössten Gemüsemarktes Asiens

16. Oktober 2015

Reto Gerber besucht Gemüsemarkt in Indien

Reto Gerber, CEO von World Vision Schweiz, begutachtet interessiert die Gemüse, die Musafiram und Laltidevi anbieten.

Es ist noch früh am Morgen, aber bereits jetzt herrscht ein buntes Treiben auf dem grossen Platz in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, für Aussenstehende ein scheinbar organisiertes Chaos. Das Chaos hat einen Namen: Azadpur mandi wird er genannt, der grösste en gros-Markt ganz Asiens für Gemüse und Früchte. Auf einer Fläche von über 13 000 Hektaren wird hier von Apfel bis Zwiebel alles feilgeboten.

Seit seiner Eröffnung vor bald 40 Jahren hat der Azadpur Markt immense nationale Wichtigkeit erlangt. Die Gründer wollten damit eine Plattform schaffen, wo eine faire Wirtschaft herrscht und sowohl Verkäufer als auch Käufer auf ihre Kosten kommen und nicht wie so oft über den Tisch gezogen werden.

Sicheren Schrittes schlängeln sich Musafiram und Laltidevi durch die schmalen Gassen zwischen Kartoffelsäcken, Bohnenhaufen und Bananenstauden. Sie kennen den unübersichtlichen Markt wie ihre Westentasche, mehrmals pro Woche kommen sie hierher, um sich mit Frischwaren einzudecken, die sie später in verschiedenen Stadtteilen auf lokalen Märkten an die Endkonsumenten bringen.

Musafiram ist rund 50 Jahre alt. Sein genaues Alter kann er nicht beziffern. Ein weit verbreitetes Problem in der sozialen Unterschicht Indiens, wo viele Menschen dieser Generation keine Geburtsurkunde erhalten haben. Auch seine Frau Laltidevi kann ihren Geburtstag nur erraten, irgendwann im Sommer muss es gewesen sein, vor etwa 45 Jahren. Gemeinsam haben sie vier Kinder zwischen 18 und 25 Jahren. Diese sollen nicht das Leben führen müssen, wie es ihre Eltern mussten.

Startkapital für ein eigenes Business
Dank World Vision stehen die Zeichen gut für die beiden Töchter und Söhne. Das Kinderhilfswerk hat der Familie ein Startkapital von 20 000 Rupien, rund 300 Franken, zur Verfügung gestellt, damit sie am Azadpur Markt ein vielfältigeres und grösseres Angebot einkaufen und so ihren eigenen Handel ausbauen können. Mit dem Verdienst können sie sich und ihren Kindern ein einfaches, aber dennoch würdiges Leben ermöglichen, ohne wie ihre Nachbarn die Abfallberge durchforsten zu müssen, auf der Suche nach verwertbarem Müll. Und ihre Kinder konnten die Schule besuchen. Im Moment spart das Ehepaar für die Hochzeit der jüngeren Tochter.

Laltidevi und Musafiram sind inzwischen bei den Früchten angelangt. 40 Kilogramm Bittermelonen sollen es sein – mit dem Händler feilscht Musafiram um jede Rupie. Sie einigen sich schliesslich auf 1 600 Rupien – umgerechnet knapp 30 Franken – und das Ehepaar zieht weiter zum nächsten Stand. Schliesslich finden sie sich auf einem grossen Platz ein, wo zahlreiche Laster stehen. Ein Laufbursche, den sie engagiert haben, bringt die gesamte eingekaufte Ware dahin, wo Musafiram es will.

Einige Stunden später stehen die beiden am Rand der Hauptstrasse bei Karaval. Mühsam packen sie die Gemüsesäcke auf ein rostiges Fahrrad und bahnen sich ihren Weg zur Marktgasse. Hier werden bis spät nachts alle erdenklichen Dinge verkauft – von Frischwaren über Schmuck bis zu saftigen Törtchen. Im Schein einer grünen Lampe bieten auch Musafiram und Laltidevi ihre Waren an. Das Geschäft läuft gut, bald steht eine ganze Traube Leute bei ihrem Plätzchen. Was nicht wegkommt, wird am nächsten Tag in einem anderen Stadtteil verkauft. Und am Tag darauf machen sich die beiden erneut auf zum grössten Markt von ganz Asien.

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