Das Land am Kaukasus beherbergt derzeit 8000 Flüchtlinge aus dem Krisengebiet. Sollte die Türkei die Grenze für syrische Flüchtlinge öffnen, erwarten auch die armenischen Behörden einen massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen in ihrem Land. Vor Ausbruch des Konflikts in Syrien lebten schätzungsweise 100‘000 Armenier in Syrien. Die meisten von ihnen stammen aus der Region Aleppo, die jetzt vor den gewalttätigen Ausschreitungen flüchten.
Integration statt Isolation für syrische Familien
Als Hilfsorganisation vor Ort fokussiert World Vision eine bessere Integration der syrischen Flüchtlinge in den Alltag des Gastlandes. „Wer in der Gesellschaft integriert ist, ist weniger anfällig für soziale und gesundheitliche Probleme. Vor allem Kindern muss geholfen werden, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Aus dem gewohnten Umfeld herausgerissen zu werden und Gewalt hautnah zu erleben, ist extrem belastend für Kinder“, erklärt Stefanie Jud, Länderverantwortliche für Armenien bei World Vision Schweiz. Vor diesem Hintergrund verstärkt World Vision in Armenien seinen Einsatz für die Betreuung traumatisierter Flüchtlingskinder.
Schulische Einrichtungen und Sommercamps
Ein Grossteil der syrischen Flüchtlinge lebt im Grossraum der armenischen Hauptstadt Jerewan. Dort ist eine Einrichtung für Vorschulkinder eröffnet worden, in der Kinder fachpsychologisch begleitet und intensiv auf den Schulstart vorbereitet werden. Für syrische Flüchtlingskinder und armenische Jugendliche aus den Patenschaftsprojekten von World Vision werden zudem Sommercamps angeboten, die einen wichtigen Beitrag zur besseren Integration leisten.
„Kinder sind in Krisensituationen am meisten gefährdet. Ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten, ist unser Auftrag in der Katastrophenhilfe, dem wir uns in den diesjährigen Sommercamps besonders widmen müssen“, sagt Gurgen Boshyan von World Vision Armenien. „Ohne die Aufstockung der Mittel ist die Durchführung der Sommercamps allerdings nicht möglich.“
Neue Siedlung „New Aleppo“
Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen wird in Jerewan der Wohnraum immer knapper, weshalb die Regierung nun den Bau einer neuen Siedlung mit dem Namen „New Aleppo“ beschlossen hat. So sollen steigende Mieten und der massiven Verteuerung der Grundnahrungsmittel vermieden werden, die schon heute die Lebensbedingungen der Bevölkerung einschränken.
„Es gibt kaum Arbeit, um Einkommen zu generieren. Viele Flüchtlingsfamilien haben Unterschlupf bei Verwandten gefunden, die selbst am Existenzminimum leben. Die Solidarität ist gross. Die Ärmsten teilen das Wenige, was sie haben, mit denjenigen, die gar nichts haben“, so Gurgen Boshyan.