Vietnam: Ein Besuch bei May und «Onkel Ho»

3. Mai 2019

Vietnam: Eine Gruppe von Frauen und Männern, zwei Schweizer und drei Vietnamesen, sitzen um einen Tisch herum

UNSERE PATEN PETER SCHLÄFLI (L.) UND MARIANNE JOST (R.) ZU BESUCH IM PROJEKT QUAN SON BEI PATENKIND MAY (2.V.R).

Text: Peter Schläfli, Pate bei World Vision Schweiz

Heute ist der grosse Tag! Für mein Patenkind May, für mich selbst und auch für Phuc (unseren Guide) wird dieser Besuch bei World Vision etwas ganz Besonderes sein. Es wird heute so viel laufen, wir werden so viele Infos erhalten, dass ich den Ablauf hier nur stichwortartig festhalten kann.

8 Uhr, Quan Son: Die Fahrt geht los

Zum Frühstück gibt’s Nudelsuppe, danach einen kräftigen Kaffee: Wir befinden uns in einem abgelegenen Teil von Quan Son, im Norden Vietnams nahe der Grenze zu Laos. Vor dem Hotel «Mien Tay» werden wir wie verabredet von zwei Mitarbeitern von World Vision Vietnam abgeholt. Wir fahren direkt ins Projektgebiet. Der Chef des dortigen World Vision-Entwicklungsprojekts, Programmleiter Nguyen Xuan Thuan, fährt mit seinem Honda Motorrad voraus. Nach ca. 25 Minuten erreichen wir das «Ban», so heisst «Dorf» auf Vietnamesisch. Am Dorfeingang erwartet uns bereits eine Gruppe von Frauen in wunderschönen traditionellen Kleidern.

Vietnam: Gruppenbild mit Frauen in traditionellen, blauen Gewändern und europäischen Besuchern vor einem Dorf HERZLICH WILLKOMMEN: IM DORF WERDEN WIR VON EINER FRAUENGRUPPE IN TRADITIONELLEN BLAUEN GEWÄNDERN BEGRÜSST.

Im Dorf: gesundes Essen in Theorie und Praxis

Im modernen Gemeinschaftszentrum werden uns die verantwortlichen Personen bis zum Distrikts-Verwalter vorgestellt. Programmleiter Thuan erklärt uns, was World Vision in dieser Region macht. Mit fünf Mitarbeitenden betreut er fünf Distrikte und 42 Dörfer.

Ein Beispiel für die Entwicklungsprogramme von World Vision sind die Ernährungspläne für Familien. Nicht nur Reis, sondern auch Fleisch und Fisch sind für eine gesunde Ernährung wichtig, erklärt man uns. Wir werden in ein Haus eingeladen, ein Pfahlbau aus Holz, in dem wir auf dem Boden sitzend einen gesunden, eben zubereiteten Babybrei probieren – sehr fein! Das Wasser dafür stammt aus einem Frischwassertank mit vorgeschaltetem Sandfilter, der aus Quellwasser Trinkwasser macht. Wir erfahren: Es gibt dank World Vision in dem über 600 Seelen zählenden Dorf inzwischen 18 davon.

Vietnam: Ein typischer Pfahlbau von innen, auf der Matte am Boden werden Speisen serviert. HAUSBESUCH: ERFRISCHUNGEN WERDEN SERVIERT, MAN SITZT DABEI EINFACH AUF DEM BODEN.

12 Uhr, zurück in Quan Son: Wir lernen unser Patenkind kennen

Wir treffen May (15), unser Patenkind. Sie ist sehr zurückhaltend, wirkt scheu und lächelt bis zum Schluss unseres Besuchs kaum – vielleicht wegen ihrer Vergangenheit? Ihre Mutter wurde schwer krank als sie erst 3 Monate alt war, der Vater musste sich von da an um alles kümmern. Während der Sekundarschulzeit lebt May unter der Woche bei ihrem Onkel, den wir ebenfalls kennenlernen. Er ist Reisbauer und ernährt eine fünfköpfige Familie.

Nach einem aufmunternden Stubs vom Onkel überreicht uns die scheue May drei sehr schöne, farbige Schalen. Es wird vorerst Tee, danach wird das Mittagessen serviert. An unserem Tisch sitzen etwa 15 Leute. Wir bezahlen für alle, umgerechnet trotzdem kaum 50 Franken.

Nach dem Mittagessen geht’s zurück ins World Vision-Büro, ein neues Gesicht ist anwesend. Wie wir herausfinden, der Vater von May. Unsere mitgebrachten Geschenke werden verteilt und dankend entgegengenommen.

Vietnam: Mitarbeitende von World Vision Vietnam mit einem Patenkind.UNSER PATENKIND MAY (MITTE) MIT MITARBEITENDEN VON WORLD VISION VIETNAM.

In der Schule: Im Schatten von Onkel Ho

Weiter geht’s zur Schule, wo wir vom Schuldirektor und vielen Lehrerinnen empfangen werden. Wir werden ins Sitzungszimmer begleitet – gleiche Ausstattung wie im bereits besuchten Dorfzentrum, inklusive der Büste von Ho Chi Minh. Es spricht nur der Schuldirektor, die Lehrer geben auf meine vielen Fragen keine Antwort – vielleicht, weil «Onkel Ho» so prüfend auf uns herunterschaut?

In der Schule werden 240 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, am Vormittag alle zusammen (6. bis 8. Klasse), am Nachmittag auf zwei unterschiedlichen Niveaus. Wer weiter als drei Kilometer entfernt wohnt, lebt unter der Woche hier im Internat: acht Betten in einem Zimmer, in dem 14 Buben wohnen. World Vision unterstützt einige besonders bedürftige Schulkinder, die nach klar definierten Vorgaben ausgewählt werden. Die gesamte Schule wird ebenfalls von World Vision unterstützt.

Vietnam: Eine Schulklasse in Schuluniformen mit roten Halstüchern mit europäischen Besuchern.BESUCH IN MAYS SCHULE: WER WEITER ALS DREI KM ENTFERNT LEBT, WOHNT IM INTERNAT.

Im Club: Umweltschutz und fröhliches Singen

Umweltschutz ist ein grosses Thema – auch im «Club», in dem die Schulkinder nachmittags unterrichtet werden. Auf Plakaten, die wir am Schluss als Geschenk erhalten, halten die Kinder zeichnerisch fest, was sie zum Thema gelernt haben. Danach führen die Kinder für uns einen einstudierten Tanz zu einem westlichen Song auf: Super! Wir singen dafür «S’Ramseyers» und erzählen von unserer Familie, unserem Beruf und den Hobbys.

Wir erfahren, dass die Schule eine Bibliothek eröffnen möchte. Gerne würden wir einen Anfangsbatzen dafür spenden. Das geht aber nur über World Vision Schweiz, also heisst es warten, bis wir wieder zuhause sind. Es folgt eine herzliche Verabschiedung mit vielen Fotos. Alle wollen ein Foto mit uns «Langnasen», nun tauen sogar die Lehrerinnen auf.

Vietnam: Kinderzeichnung, die zeigt, wie im Dorf die Strassen gekehrt und Müll beseitigt wird.UNTERRICHTSTHEMA UMWELTSCHUTZ: DIE KINDER ZEICHNEN FÜR UNS, WIE SIE DAS DORF SAUBERHALTEN.

Nachmittags noch ein Dorf: Reisterrassen und Bambusbrücke

Wir passieren eine Bambusbrücke, die jedes Jahr während der Monsunzeit vom Hochwasser zerstört wird und neu aufgebaut werden muss. Eine feste Zufahrtsstrasse führt an untereinanderliegenden Reisterrassen vorbei, eine weitere Erwerbsquelle ist die Schweinezucht. Wir sind beim Dorfpräsidenten eingeladen, der uns vom Aufschwung erzählt, den das Dorf dank der Unterstützung von World Vision seit 2009 erlebt hat. Wir trinken alle Reisschnaps aus Röhrchen. Herzliche Verabschiedung, dann geht’s über die Bambusbrücke wieder zurück.

Vietnam: Eine Gruppe überquert auf einer Bambusbrücke einen Fluss.DER ZUGANG ZUM DORF: NACH JEDEM HOCHWASSER MUSS DIE BAMBUSBRÜCKE NEU GEBAUT WERDEN.

18 Uhr, zurück im Hotel: Ein Versuch mit Stäbchen und Karaoke

Endlich duschen, wenn auch das Badezimmer nachher völlig unter Wasser steht. Unser Guide Phuc und unser Fahrer How laden uns zum Eintopf mit Fleisch, Fisch und Gemüse ein – wir versuchen, alles möglichst salonfähig mit Stäbchen zu essen. Um 21 Uhr geht’s wieder zurück ins Hotel: Stichworte über diesen erlebnisreichen Tag aufschreiben und versuchen, bei Karaoke-Sound dennoch Schlaf zu finden.

Nächster Tag: Zurück in die Zivilisation

Nach dieser zweiten Nacht auf Betten, die nur aus einem Brett mit dünner Matratze bestehen, sind wir froh, unsere ländliche Herberge wieder verlassen zu können. Das Frühstück – ungewohnt, aber fein – nehmen wir in einer Strassenküche ein: mit Fleisch gefüllte Springrolls, Würstchen und einige Salatblättern. Feiner Nieselregen setzt ein, tiefliegende Wolken hüllen, die doch einige hundert Meter steil aufragenden Berge in Weiss und so werden heute für einmal keine Fotos gemacht. Die Eindrücke vom gestrigen Tag wirken noch nach und sorgen für Ruhe während der über fünfstündigen Fahrt zurück in die Hauptstadt.

Schon kurz vor 16 Uhr setzt in Hanoi wieder der dichte, chaotische Verkehr ein: riskante Überholmanöver links und rechts (am liebsten noch drüber und drunter, wenn es ginge) sowie Myriaden von Motorrädern, zum Teil mit zwei Erwachsenen und drei Kindern beladen. Welche Erleichterung, als wir endlich im «La Siesta Hotel & Spa» in unser angestammtes Appartement 412 mit drei Betten begleitet werden. Jetzt noch duschen und Wäsche abgeben und im nahegelegenen Tandoori-Restaurant wieder mal eine andere Küche als die vietnamesische geniessen.

Unser Fazit: Eine sinnvolle Sache

Der Besuch in unserem Patenprojekt war perfekt organisiert und vor Ort ebenso perfekt betreut. Unser Tipp: unbedingt einen ganzen Tag oder mehr einplanen! Positiv in Erinnerung bleiben uns der herzliche Empfang in allen Projekten und das grosse Engagement der World Vision-Mitarbeitenden vor Ort, die auch mit den Lokalbehörden sehr gut vernetzt sind. Wir konnten uns davon überzeugen, dass die Projekte sehr genau evaluiert und die Spendengelder zweckmässig eingesetzt werden – nicht nur für unser Patenkind, sondern für die ganze Region.

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Vietnam: Reisfelder mit mehreren Terrassen, am Strassenrand Frauen, im Hintergrund ein Dorf.BLICK AUF EIN DORF IN DER REGION QUAN SON: DIE BEVÖLKERUNG LEBT VON REISANBAU UND SCHWEINEZUCHT.

 

 

 

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