Mit Jörg Abderhalden besuchte ein echter Promi unsere Projekte. Für mich eine besonders gewichtige Herausforderung.
Es war schon länger angedacht, dass Jörg Abderhalden, dreifacher Vater und Schwingerkönig, Pate bei World Vision Schweiz und Schweizer des Jahres, das Entwicklungsprojekt „Sumaj Mujo“ hier in Bolivien besuchen wird. Mit seiner Patenschaft unterstützt er Elvira, ihre Familie und deren Umfeld. Die Vorbereitungen liefen in dieser Höhe sinngemäss auf Hochtouren. Man will nichts dem Zufall überlassen und die Projektarbeit von ihrer schönsten oder sagen wir erfolgreichsten Seite zeigen.
Und es gibt tatsächlich einen gemeinsamen Nenner
Abderhalden – allgemein ein Begriff – hatte lange den Schwingsport im Griff. Da steht er also plötzlich persönlich vor mir. Gleich alt, ähnlich bäuerlicher Hintergrund aber ungleich grösser und mit gewichtigerem Werdegang. Ureinst noch „Täfelibueb“ an einem Kantonalen, muss ich mir eingestehen, dass ich von Schwingen kaum eine Ahnung habe. Jörg war einer der vielseitigsten und deshalb erfolgreichsten Schwinger, lass ich mir sagen. Die Grösse und das Gewicht legen den Gegner aber noch nicht auf den Rücken. Ganzheitliches Training, von Kraft über Kondition bis zum Mentalen, bringt erst den Erfolg – und etwas Glück, wie Jörg zugibt.
World Vision ist eine der grösseren Nichtregierungsorganisationen und kann gerade deshalb auf nationaler Ebene ihr Gewicht gewinnbringend einsetzten. Auf lokaler Ebene versuchen wir mit unserer Vielseitigkeit und einem ganzheitlichen Ansatz verbesserte Lebensumstände zu erreichen. Ergo: Schwingen und Entwicklungszusammenarbeit lassen sich durchaus vergleichen und schon haben wir einen gemeinsamen Nenner.
Ein fäkales Minenfeld
Der Norden Potosís, jene Region in der das Patenkind von Jörg Abderhalden lebt, ist je nach Blickwinkel extrem zentral oder dann etwas abgelegen. Die Lebensumstände und Armutsindikatoren lassen landesläufig eher auf letzteres schliessen. Selbstversorgung ist vorherrschend und eine vielfältigere Ernährung kommt erst dank Gewächshäusern auf den Teller. Landwirtschaft ist ein zentrales Thema unserer Arbeit und Jörg legt tatkräftig Hand an.
Bei einem Theater behandeln Jugendliche das Thema häusliche Gewalt, Abwanderung und deren Folgen. Jörg ist durchaus bewusst, dass die Thematisierung für jene Gegend innovativ ist. Auch dass sich Kinder und Jugendliche mit ihren Rechten auseinandersetzten. Veränderung braucht viel Zeit. Das denkt sich auch Jörg als er nach einer Gesundheits- und Hygienepräsentation im Schul-WC auf ein fäkales Minenfeld trifft.
Veränderung braucht Zeit
Und da ist sie plötzlich wortwörtlich verduftet die Projektarbeit von ihrer schönsten Seite. Es gibt noch viel zu tun und da hilft immer wieder eine selbstkritische Nase, um Dinge zu verbessern. Mit Schweizer Massstäben zu messen, bringt nicht viel, aber Qualität einzufordern ist sehr wohl angebracht. In diesem Sinne bin ich sehr dankbar um Jörgs Besuch, sein Vermögen die Kompliziertheit unserer Arbeit zu erfassen und auch seine offenen konstruktiven Fragen. Mit viel Ausdauer, etwas Zeit und mentaler Stärke wird es auch uns gelingen einen Armutsgegner um den anderen auf den Rücken zu legen.
Mein TV-Tipp: Am 9. und 16. November berichtet Jörg Abderhalden ab 18.00 Uhr auf Tele Züri, Tele Bärn, Tele 1, Tele M1 und auf TV O über seine Reiseerlebnisse. Reinschauen lohnt sich.